Forchheims Landrat über Schulschließung unter der Woche: "Absolute Ausnahmesituation"

21.4.2021, 16:04 Uhr
Forchheims Landrat über Schulschließung unter der Woche:

© Foto: Jana Schneeberg

Die Entscheidung für erneute Schul- und Kitaschließungen Mitte vergangener Woche im Landkreis Forchheim sorgte für Unmut. Bei einer Kundgebung auf dem Marktplatz am Samstag machten Eltern ihrem Ärger Luft und die Initiatoren der Initiative Familien ihre Forderungen an die Politik deutlich.


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Auch im Jugendhilfeausschuss des Landkreises Forchheim kam das Thema zur Sprache – bei der Sitzung hatten sich zuvor alle einem Selbsttest unterzogen, wie es ab sofort bei den öffentlichen Sitzungen üblich ist, auch für Bürger.

"Schwierige Belastung für Eltern"

Kreisrat Reiner Büttner (SPD) brachte das Thema auf die Agenda: "Dass nun mitten unter der Woche die Schulen geschlossen wurden, war eine besonders schwierige Belastung für Eltern." Denn zuletzt galt die Regelung, dass der Landkreis am Freitag entsprechend der jeweiligen Inzidenz für die Folgewoche entschiedet.

"Kinder, Eltern und Lehrer hatten sich darauf eingestellt", betonte Büttner. Er habe Verständnis, dass es schwierig sei, aktuell die richtige Entscheidung zu treffen. "Aber wenn man Regeln aufstellt, sollte man sich auch daran halten", sagte er.

"Eine absolute Ausnahmesituation"

Landrat Hermann Ulm dankte ihm für diesen Appell und das Verständnis: "Ich weiß das zu schätzen." Gleichzeitig müsse er betonen: "Das war eine fachliche, keine politische Entscheidung und eine absolute Ausnahmesituation." Und übergab das Wort an Frithjof Dier, Geschäftsbereichsleiter für kommunale und soziale Aufgaben am Landratsamt: "Wie es bei Corona ist: Es gibt keine Regel ohne Ausnahme."

Wie sich im Nachhinein herausstellte, seien die Zahlen des RKI vom Freitag "nicht belastbar gewesen", so Dier. Hinzu kam, dass über das Wochenende weniger Tests erfolgen. "Die Zahlen gingen also am Wochenanfang hoch und wir mussten reagieren." Alleine nachdem Montag und Dienstag die Schulen offen waren, mussten vier Klassen und zwei Kindergartengruppen in Quarantäne geschickt werden. "Wir müssen da entscheiden zwischen dem Recht auf Bildung und Recht auf Schutz der Gesundheit."

"Brauchen jetzt ganz dringend Kontinuität"

Wolfgang Badura, Geschäftsleiter der Lebenshilfe, merkte an: "Das betrifft auch die vielen Buslinien. Das Ganze ist logistisch ein Problem. Ich bitte darum, operativ zu denken und freitags zu entscheiden, damit alle planen können."Daniela Drummer (FW), Konrektorin an der Grundschule Igensdorf: "Was wir jetzt ganz dringend brauchen, ist Kontinuität." Alle hätten sich nun an das System mit dem Wechselunterricht gewöhnt und an das Testen. "Zunächst gab es eine große Aufregung um die Tests. Aber wir haben uns hineingefunden."

Der Wechselunterricht funktioniere. Plötzlich ab Mittwoch zu schließen, bringe Unruhe und habe Auswirkungen auf das Wechselmodell mit den Gruppen 1 und 2. "Der Übertritt an der Grundschule ist praktisch gelaufen. Jetzt wäre es besser, die ersten und zweiten Klassen wieder in die Schule zu lassen, um die Kleinen nicht zu benachteiligen", findet sie.

Corona-Verordnung lässt aktuell keine Unterscheidung zwischen Schularten zu

Frithjof Dier erklärt: "Laut der aktuellen Corona-Verordnung ist es nicht möglich, zwischen Schularten oder gar Klassen zu unterscheiden." Landrat Hermann Ulm fügt hinzu: "Wir hoffen inständig, dass so eine Situation nicht noch einmal vorkommt."

Alle seien betroffen: ob als Eltern, Lehrer oder als Politiker, manche in mehrfacher Funktion. Und es sei keine einfache Situation. Auch sei die Erwartungshaltung der Eltern sehr verschieden. "Die Differenzierung der Schularten ist etwas, das ich beim Ministerium in München anstoßen möchte", so Ulm.

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