Forchheims neuer alter Kern: Blick in die Wiesentstraße 59

16.9.2019, 16:00 Uhr
Der ehemalige Endres-Hof hat sein Anlitz deutlich verändert.

© Udo Güldner Der ehemalige Endres-Hof hat sein Anlitz deutlich verändert.

Ende November sollen nach mehr als zweijähriger Bauzeit die ersten Mieter einziehen, wenngleich noch nicht alle Probleme gelöst sind. Noch bis zuletzt hatten Viola und Thomas Korneli gehofft, die Scheune von 1681 in großen Teilen erhalten zu können. Auch wenn der Holzwurm sich inzwischen in den Pfosten, Säulen und Schwellen des Dachstuhles eingenistet hatte. Doch nach dem Sandstrahlen der Holzbalken habe sich erst das ganze Ausmaß des Befalls gezeigt.

In den beiden Dachgauben, die man in Franken irrtümlich für Erker hält, sind noch fünf Balken verbaut, die aus dem ursprünglichen Stadel stammen. Der Rest war nicht mehr zu retten. Dafür konnten zusätzliche Räume geschaffen werden. Der linkerhand gelegene Schweinestall wurde abgerissen, weil er zum einen eine viel zu niedrige Raumhöhe hatte. Die Substanz wurde durch den salpeterhaltigen Tierdung angegriffen. Dieser Flügel mit rund 2,30 Meter Deckenhöhe sei aber der „einzige komplette Neubau“, versichert Korneli. Auch wenn die eine oder andere Fassade trotz aufscheinenden Fachwerkes keineswegs mehr antik ist. Auch die Holztüren und handgefalteten Blechfensterbretter sind modern, verströmen durch ihr Design allerdings den Charme vergangener Tage.

Noch steht ein Mini-Bagger im Innenhof des Anwesens in der Wiesentstraße 39.

Noch steht ein Mini-Bagger im Innenhof des Anwesens in der Wiesentstraße 39. © Udo Güldner

Die insgesamt zwölf Wohnungen, die für Alleinstehende, Paare und größere Familien gleichermaßen zugeschnitten sind, warten noch auf den letzten Schliff. Der Altbau sorgt dafür, dass kein Zimmer wie das andere aussieht. Die aus den Wänden ragenden Kabel und Rohre zeigen, dass die Elektroinstallationen und der Anschluss an die Holzpellets-Heizanlage schon weit fortgeschritten sind. Im ausgebauten Dachgeschoss über dem ehemaligen Schweinestall fallen die Anschlüsse für die Klimaanlage auf. Die sei angesichts der beiden besonnten Dachschrägen nötig, so Korneli.
Die unterschiedlichen Geschosshöhen und der Steinbogen des Kellergewölbes machten es notwendig, in einigen Fällen zum Mittel der Maisonette-Wohnung zu greifen. Hier könne man im selben Raum vom Erdgeschoss direkt ins Obergeschoss gehen, ohne ein Treppenhaus benutzen zu müssen. Einziges Manko: Derlei Wohnraum ist nicht barrierefrei.

Wer genau hinsieht, erkennt an der bereits verputzten Fassade, wo sich die Balkone befinden werden. Die bodentiefen „Französischen Fenster“ lassen viel Licht ins Innere. Ausdrücklich habe man Holzfenster verwendet, die in möglichst kleine Glasflächen unterteilt seien. Ganz im Gegensatz zu den kleinen Öffnungen, die hier angebracht waren, als das U-förmige Ensemble noch als Bauernhof genutzt wurde. Die Dreifachverglasung macht derlei möglich.

Denn hier in unmittelbarer Nähe zum inzwischen verschwundenen Reuther Tor hatten sich im Spätmittelalter die Ackerbürger niedergelassen, die ihre Felder jenseits der Festungsmauer zu bestellen hatten. Dieses historische Scheunenviertel soll nun wiederbelebt werden. Diese alten Schätze, die hinter hohen Mauern schlummern, sollen als Wohn- oder Geschäftsräume einen zweiten Frühling erleben. Die Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft (GWS) bietet Immobilienbesitzern in diesem Quartier dazu Hilfestellung an.

Noch aber hat das Ehepaar Korneli einige Probleme zu lösen. Da dürfte die Stellplatz-Frage noch das geringste sein. Den Innenhof möchte man jedenfalls nicht mit Fahrzeugen voll stellen, sondern als grüne Oase und Spielplatz für die hier wohnenden Kinder nutzen. Die Blechkisten müssten dann über Anwohner-Parkplätze in die Umgebung ausweichen. Wenn es denn in solch zentraler Lage überhaupt nötig sei, ein Auto zu besitzen.

Viel schwieriger wird es beim Regenwasser. Während Thomas Korneli die Dachflächen gerne an die Kanalisation angeschlossen hätte, beharrten die städtischen Behörden darauf, dass die Niederschläge im Innenhof versickerten, so der Bauherr. Gebe es im ersten Fall den Vorteil, dass dadurch die Kanalisation zusätzliches Spülwasser erhalte, um den weiteren Durchfluss zu gewährleisten, habe die zweite Variante einen gravierenden Nachteil: Die Feuchtigkeit drohe in die Hauswände zu gelangen.

Keine Kommentare