Forchheims Ringer fühlen sich vom Verband aufs Kreuz gelegt

16.8.2020, 11:19 Uhr
Forchheims Ringer fühlen sich vom Verband aufs Kreuz gelegt

AC-Abteilungsleiter Max Brandmayer, eines der Schwergewichte in der Forchheimer Staffel, die seit 2018 wieder ins Kampfgeschehen eingreift, erinnert sich: "Im März war der Deutsche Ringer-Bund der erste Verband, der alle Veranstaltungen abgesagt hat." Er selbst war mit dem Sumo-Team mitten in der Vorbereitung auf ein Turnier in Estland, als der Lockdown ausgerufen wurde.

War das damals durchaus eine vernünftige Entscheidung, hat sich der Bayerische Ringer-Verband (BRV) später bei seinen Vereinen höchst unbeliebt gemacht. Denn nachdem Stück für Stück wieder mehr erlaubt war im Freistaat-Sport, lud der BRV zu einer Tagung ein, um die kommende Saison zu besprechen. Die Verbandsoberen zeigten sich überzeugt davon, dass die Runde durchführbar sei.

Allerdings gab es da einen Punkt, an dem sich die Geister schieden: Vor dem Kampf musste ein Mannschaftsverantwortlicher ein Protokoll unterschreiben und damit bezeugen, dass alle seine Kämpfer gesund sind.

"Da haben wir nicht mitgespielt", so Brandmayer. Und so wurden aus den 70 Teams, die in den  Ober-, Bayern-, Landes- und Gruppenligen des Freistaats noch 2019 an den Start gingen, ganze 28, die auf eine Oberliga, zwei Bayernligen und zwei Gruppenligen verteilt werden konnten.

Brandmayer sauer: "Wer soll denn das entscheiden, ob einer gesund ist. Soll der Trainer oder Betreuer untersuchen, ob sein Schützling Corona hat oder einen ganz normalen Schnupfen, der bei uns in der Saison, die im Herbst beginnt und im Dezember schon wieder endet, häufig auftritt. Der Verband wollte die Verantwortung auf die Vereine abwälzen, das geht nicht."

Auch eine zweite Alternative wurde vom BRV angeboten: Turniertage, an denen in einer größeren Halle in einer Art Pokalmodus die Besten ermitteln werden sollten. Aber auch hier sollte die Verantwortung nicht beim Verband liegen, sondern beim gastgebenden Verein – was laut Brandmayer natürlich ebenfalls nicht mehrheitsfähig war.

So verzichtet der AC Bavaria in diesem Jahr auf seinen Startplatz und hofft, dass er 2021 nicht wieder in der Gruppenliga anfangen muss. Das kann sich der Abteilungsleiter angesichts der Masse der "Rückzieher" nicht vorstellen.

Gerade für die Forchheimer ist die einjährige Zwangspause bitter. Denn nach dem Aufstieg in die Landesliga (um den es auch ein Hin und Her am Grünen Tisch gab) hatte man zum einen durchaus ein paar Fans an den Mattenrand gelockt und auch die Aktiven hatten reichlich Kampferfahrungen sammeln können. "Wir wären deutlich besser aufgestellt gewesen als in der ersten Landesligasaison. Dieser einjährige Stillstand wird uns sicherlich zurückwerfen", befürchtet Brandmayer.

Dennoch werde man fleißig weitertrainieren – unter der Maßgabe, dass je vier Sportler eine Trainingsgruppe bilden, die sich nicht mit anderen vermischen darf. Das sei kein Problem, denn es würden ja ohnehin eher die Ringer untereinander kämpfen, die etwa gleich schwer sind.

Ein paar Ältere träten jetzt kürzer, die Jüngeren würden jedoch weiter "geschliffen", versichert Brandmayer. Die Wettkampfpraxis könne das jedoch nicht ersetzen: "2021 fangen einige fast wieder bei Null an."

Andererseits glaubt er nicht daran, dass in den bayerischen Ligen wirklich gerungen wird – angesichts der drohenden Beschränkungen wegen erneut steigender Infektionszahlen. "In der Bundesliga ziehen sie es wohl durch, vielleicht noch in der Oberliga, aber beim Rest bin ich sehr skeptisch."

Brandmayer selbst hat gerade sein persönliches Corona-Frusterlebnis hinter sich: Ende Oktober war der Ersatztermin für ein Sumo-Turnier angesetzt. Er mühte sich, seine 135 Kilogramm zu halten – Masse ist im Sumo ja auch ein Teil der Klasse. Aber nun wurden weltweit alle Wettkämpfe abgesagt. Jetzt fällt es ihm schwer, die Pfunde wieder loszuwerden. ..

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