Forchheims und Gräfenbergs Freunde in größter Sorge

1.4.2020, 09:10 Uhr
Forchheims und Gräfenbergs Freunde in größter Sorge

© Foto: Felix Grampp

Reinhold Göller ist der zweite Vorsitzende des Partnerschaftskomitees mit Biscarrosse in Frankreich. In diesem Jahr 2020 feiert die völkerverbindende Freundschaft 45. Geburtstag, aber in diesen Tagen geht es in den Mails, die zwischen Deutschland und Frankreich hin und her gesendet werden, mehr um Leben und Tod als um den sportlichen Austausch junger Leute.

Auch die Komiteefahrt mit vielen Senioren zum Jubel-Ereignis wird ins Wasser fallen. Wobei, wie Reinhold Göller hervorhebt, die Franzosen immer wieder darauf verweisen, dass sie in mit Deutschland vergleichbaren Verhältnissen leben. Die Situation sei nicht mit der Katastrophe in der Region Grand Est zu vergleichen wo das Gesundheitssystem überlastet sei. Auch in Biscarrosse habe man wie im ganzen Land, strenge Ausgangssperren, um die Infektionskette zu brechen.

Reinhold Göller sieht die Pfingsttermine zwischen Forchheim und Biscarrosse "sehr stark in Frage gestellt", aber er findet, man müsse nach vorn blicken: "Hauptsache wir bleiben alle gesund und können uns in besseren Tagen wieder besuchen".

Zivilschutz baut Zelt-Hospital

Am Sonntag hatte Reinhold Otzelberger vom Landratsamt Forchheim zum letzten Mal Kontakt zu Andreas Fauri in Rovereto, in der norditalienischen Provinz Trentino. Andrea Fauri, der im Süden den Austausch mit der Partnerstadt Forchheim betreut, habe betont, wie froh man sei, dass man in Rovereto angemessen entfernt zur Gefahrenzone in der Lombardei lebe und dass es auch noch eine Gebirgskette zwischen dem Trentino und dem Infektions-Hotspot bei Bergamo gebe.

In Rovereto habe man strikte Ausgangssperren, in den Supermarkt gelangen die Kunden nur nach strengen Kontrollen, auch in größeren Läden dürfen sich nicht mehr als zehn Menschen gleichzeitig aufhalten. Dass die Forchheimer Hilfe nach Rovereto senden, sei nicht möglich, denn es handle sich um Hygieneartikel, die gebraucht würden, um Atemschutzmasken und Schutzanzüge – und die unterliegen strengen Ausfuhrverboten.

Forchheims und Gräfenbergs Freunde in größter Sorge

© Foto: Reinhold Otzelberger

Reinhold Otzelberger sagt, dass laut der Mailänder Zeitung Corriere della Sera geplant ist, dass der Zivilschutz in Rovereto rasch ein Notfallkrankenhaus, eine Zeltlösung, aufstellen will. Die für Mai geplanten Termine sind erst einmal gestrichen und für die Septemberreise wagte Otzelberger noch keine Prognose.

Ihn bedrückt noch viel mehr, dass die Menschen in Rovereto mindestens soviel Angst wie vor dem Virus vor den drohenden Arbeitslosenzahlen haben. Ähnliches kriegt auch Gerhard Spinner zu hören, wenn er von Eggolsheim aus mit Freunden im italienischen Cavedine telefoniert. In der Gemeinde, die eine halbe Stunde oberhalb des Gardasees, ebenfalls in der Region Trentino liegt, findet öffentliches Leben zur Zeit nicht statt und obwohl die Freunde noch gesund sind und keinen Covid-19-Fall um sich herum haben, sei die Stimmung sehr gedrückt.

Franzosen fehlt der Aperitif

Die Termine zwischen Eggolsheim und Cavedine, ihr legendäres Sommerfest und der Austausch zu Weihnachten seien momentan ganz, ganz weit weg. Und auch in Cavedine mache man sich größte Sorgen um die wirtschaftliche Not nach der Katastrophe.

"Notre morale ancore est bon", noch sei die Moral gut, übermittelt Hans-Peter Reck, der Vorsitzende des Freundeskreises Pringy, der Partnerstadt von Gräfenberg, aus dem Nachbarland Frankreich. Am Samstag und am Sonntag hat Hans-Peter Reck mit Freunden in Pringy geskypt und hat Whats-App-Neuigkeiten ausgetauscht. Auch in Pringy, das praktisch ein Ortsteil von Annecy an der französisch-schweizerischen Grenze ist, dürfen Enkel nicht zu den Großeltern. Seine Freunde Christian und Lucy fänden es zwar bitter, dass man zum Beispiel auf den Aperitif mit Freunden verzichten müsse, sie seien aber auch heilfroh darüber, dass man sich in Pringy in einer mit Deutschland vergleichbaren Situation befinde; am Montagnachmittag habe die Gemeinde Einkaufslisten verteilt, die Menschen, die nicht in der Lage sind, sich selbst zu versorgen, ausgefüllt abgeben können.

Unsichere Zeiten

Die Gräfenberger hätten unter normalen Umständen geplant, am 1. August zum "Féte du Lac" nach Pringy zu reisen, doch wie Freund Claude vom Partnerschaftskomitee in Annecy sieht man es auch in Franken: "Wir lassen es laufen".

Eine Strafe von 135 Euro müssen die Menschen in Forchheims Partnerstadt Le Perreux sur Marne hinblättern, wenn sie nicht nachweisen können, warum sie auf der Straße sind, berichtet Irene Mattle. Die kommissarische Leiterin des Partnerschaftskomitees zwischen Forchheim und dem Vorort von Paris, Le Perreux, hat gerade mit Alain Duhamel gemailt. Duhamel vom dortigen Forchheim-Komitee kennt noch niemand, der am Virus erkrankt ist.

Auch in Le Perreux verlassen die Menschen ihr Domizil nur für die Arbeit, für Apothekengänge und für den Supermarkt. Schulen und Uni sind erst einmal bis zum 4. Mai geschlossen und Alain Duhamel sprach von neuen Direktiven, die seit gestern Abend die seit zwei Wochen verhängte Ausgangssperre verlängern.

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