Gelbes Band

Fränkische Schweiz: Hier darf gepflückt werden

22.9.2021, 13:00 Uhr
Ein gelbes Band mit Anhänger ist an einem Baum bei Wannbach befestigt: Hier kann jede/r die Früchte abernten.

© Anna Wehrfritz, NN Ein gelbes Band mit Anhänger ist an einem Baum bei Wannbach befestigt: Hier kann jede/r die Früchte abernten.

„Das gelbe Band gibt es in anderen Teilen Deutschlands schon länger. In Bayern haben es bis jetzt die Gemeinden Thurnau, Kulmbach und nun auch die zwölf gemeinden der ILE Fränkische Schweiz aktiv eingeführt“, erzählt Corinna Bauer, Managerin der Integrierten Ländlichen Entwicklung, kurz ILE.

Im Beisein der Bürgermeister der Gemeinden Ebermannstadt, Gößweinstein, Kirchehrenbach, Kunreuth, Leutenbach, Pinzberg, Pretzfeld, Unterleinleiter, Waischenfeld, Weilersbach, Wiesenthau und Wiesenttal wurde das Projekt auf der Streuobstwiese am Spielplatz im Pretzfelder Ortsteil Wannbach eröffnet.

Gegen Verschwendung

Die Gemeinden wollen durch das Projekt einerseits der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenwirken, auf der anderen Seite dem Diebstahl von Obst entgegenwirken. „Es ist leider immer noch so, dass Bäume abgeerntet werden, von Leuten, die denken, das Obst gehört jedem“, so Bauer.

Die Anhänger, aus biologisch abbaubarem Lahnur-Papier weisen Bäume aus, bei denen das tatsächlich der Fall ist und weisen auf die Regeln zur Ernte hin. So darf das Obst nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden, es dürfen beim Pflücken keine Äste abgebrochen oder Bäume beschädigt werden und wer erntet tut dies auf eigene Gefahr hin. Leitern sind dabei nicht erlaubt.

Bänder verblassen

Die Gelben Bänder verblassen nach etwa zwei Jahren. Aber, wie Steffen Lipfert, Bürgermeister der Gemeinde Pretzfeld betont: „Es ist ja nicht so, dass wir jetzt heute gelbe Bändchen aufhängen nach dem Motto ‚nach uns die Sintflut‘“.

Viel mehr geht es darum, Bäume auf öffentlichen Flächen sinnvoll zu nutzen und zu pflegen. Dazu gehört neben der Ernte auch der Schnitt, was in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband und örtlichen Gartenbauunternehmen passieren soll.

„Wenn eine Familie aus der Gegend essen geht, und der sechsjährige fragt, warum es im Wirtshaus nicht den Saft aus der Fränkischen gibt, dann haben wir es geschafft", meint Christiane Meyer, Bürgermeisterin aus Ebermannstadt und Vorsitzende der ILE Fränkische Schweiz aktiv.

Den Wert vermitteln

„Wir wollen das Streuobst mit diesem Projekt in den Fokus rücken, darüber aufklären und den Wert des für unsere Region typischen Hochstamms vermitteln“, so Meyer. „Dazu brauchen wir die Zusammenarbeit von professionellen Landschaftspflegern, Landwirten und Privatpersonen, die unsere alten Sorten zu schätzen wissen.“

Ebermannstadt selbst beteiligt sich mit 200 Bäumen an dem Ernteprojekt. Die meisten davon sind Apfelbäume, da sich der Apfel gut verarbeiten oder einlagern lässt. Aber auch Birnen, Zwetschgen und Nüsse sind Teil des Projekts.

„Wir bekommen immer wieder Anfragen in der Gemeinde: ,Was ist denn mit diesem Baum, dürfen wir da ernten oder gehört das jemandem?‘“, erzählt Marco Friepes, Bürgermeister in Weilersbach. „Viele davon stehen auch auf Privatgrund. Der Besitzer hat manchmal auch einfach keine Zeit sich selbst um die Bäume zu kümmern.“

Er freut sich über die Zusammenarbeit bei dem Projekt und hofft, dass auch Privatbesitzer mit einsteigen und die Bäume, die sie nicht abernten, freigeben. Was die Kontrolle der ganzen Sache angeht, ist Friepes zuversichtlich: „Wir geben den Menschen Regeln an die Hand und ich denke die allermeisten werden sich auch daran halten. Ich denke, dass bei solchen Sachen ein gewisses Vertrauen in die Menschen sehr wichtig ist.“

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