Franz Galster aus Seidmar erlebte in Asien bange Momente

29.1.2020, 16:11 Uhr
Franz Galster aus Seidmar erlebte in Asien bange Momente

© Archivfoto: dpa

"Irgendwie holt einen die Vergangenheit immer wieder ein. So auch bei der momentan wieder lebensgefährlichen Krankheit – dem Coronavirus – in China. Eine vergleichbare Krankheit gab es vor 17 Jahren mit SARS in Taiwan. Dort bewarb sich mein Arbeitgeber um ein Großprojekt. Das bedeutete mehrere Reisen und längeren Aufenthalt für mich in diesem Land. Ich erinnere mich an eine Reise zum Höhepunkt von SARS in Asien.

Die Flüge über Hongkong und Singapur waren bereits gestrichen. Es gab nur noch den Flug mit Aufenthalt über Tokio nach Taipei. Beim Einsteigen in Tokio wurde ich vorsorglich in die erste Klasse gesetzt. Hier gab es genügend Abstand zwischen den Passagieren. Vor der Landung in Taipei setzten alle Atemmasken auf, um Infektionen zu vermeiden. An der Passkontrolle musste ich die Maske zur Identifizierung kurz abnehmen. Als ich dort von Fernsehkameras als Einreisender gefilmt wurde, wurde mir plötzlich bewusst: Das war keine normale Einreise.

Eine große Limousine wartete am Flughafen

Freier Mitarbeiter der NN: Franz Galster.

Freier Mitarbeiter der NN: Franz Galster. © Franz Galster

Vor dem Flughafen wartete eine große Limousine auf mich für die Fahrt zum Hotel. Ich kam mir auf dem Rücksitz noch verlorener als noch im Flugzeug vor. Die dunklen Wolken am Himmel wirkten plötzlich bedrückend. Das Grand Hyatt Hotel im Stadtzentrum von Taipei war mir nicht unbekannt. Am Eingang standen Wächter, die jeden eine Art Pistole vor die Stirn hielten, um sicher zu stellen, dass der Passant kein Fieber hatte – das war ein Anzeichen von SARS.

Das Hotel war bestenfalls zu 20 Prozent belegt. Wer konnte, vermied das Reisen. Es wirkte gähnend leer und verlassen, fast schon unheimlich. Busse oder Taxis als Verkehrsmittel waren zu meiden. Alle Eingänge, wie zu den Büros, konnten erst nach einer Temperaturkontrolle passiert werden. Im Team im Büro versuchten wir, etwa alle 30 Minuten die Hände zu waschen um Infektionen zu vermeiden. Die Nachrichten im Fernsehen waren beunruhigend.

Die Gefahr lauerte im Krankenhaus

Schließlich ging es wieder heimwärts. Am Flughafen mussten wir Fragebogen ausfüllen. Gefragt wurde unter anderem woher man kam, wohin man wollte und so weiter. Dann nochmals Temperaturkontrolle vor der Ausreise Richtung Tokio. Oft hatte man gehört, dass Verdachtsfälle in Krankenhäuser landeten und das bedeutete oftmals nichts Gutes: Denn gerade dort bestand eine hohe Infektionsgefahr mit dem Virus, den man bis dorthin vielleicht gar nicht in sich trug. Bange Momente also.

Das Abheben des Fliegers Richtung Tokio war eine große Befreiung. Übernachtung in Tokio mit japanischer Höflichkeit tat gut. Vor dem Flug nach Deutschland erhielt ich von der Firma daheim die Info, vorsorglich 14 Tage nicht ins Büro zu gehen. Urlaub klingt gut. Das war es halt leider nicht. Obwohl ich ein schönes Haus und einen großen Garten habe, fühlte ich mich plötzlich wie im Gefängnis.

Kein Weggehen, keine Kontakte. Der Ernst der möglichen Ansteckung war nicht zu unterschätzen. Dann wieder Kontrolle beim Betriebsarzt und grünes Licht.

Wie schön es doch ist, wieder arbeiten zu dürfen."

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