Freibäder, Schulen oder das Landleben: Landratskandidaten Ulm und Bütter antworten Lesern

4.3.2020, 05:25 Uhr
Ob Freibäder, Schulen, Einrichtungen für Pflegebedürftige oder öffentliche Sportanlagen: Leser der NN haben zu diesen Themen Fragen an die Landratskandidaten Hermann Ulm und Reiner Büttner.

© Tom Schneider Ob Freibäder, Schulen, Einrichtungen für Pflegebedürftige oder öffentliche Sportanlagen: Leser der NN haben zu diesen Themen Fragen an die Landratskandidaten Hermann Ulm und Reiner Büttner.

Wie wollen die Kandidaten die Freibäder im Landkreis Forchheim retten?

Zum Hintergrund: Der Betrieb von Freibädern ist keine Pflichtaufgabe von Gemeinden. Das heißt, Orte müssen die Bäder nicht zwingend betreiben. Wenn sie es tun, geht es oftmals ins Geld. Gerade wenn es darum geht, ins Alter gekommene Bäder wie in Egloffstein oder Gräfenberg zu sanieren oder schlicht den gesundheitsrechtlichen Anforderungen anzupassen, steht daher immer wieder eine Überlegung im Raum: das Bad zu schließen. Zwar stellen Bund und Land Fördergeld in Aussicht, doch das ist begrenzt. Auch die Situation der Hallenbäder ist im Landkreis keine einfache.

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Wie berichtet, haben mehrere Hallenbäder in den vergangenen Jahren geschlossen. Die Wasserwacht sieht darin eine Gefahr: Immer weniger Kinder können schwimmen, gleichzeitig gibt es immer weniger Möglichkeiten, wohnortnah schwimmen gehen zu können.

Landrat Hermann Ulm verweist auf zwei Aspekte, die ihm wichtig sind. Die Bäder müssen den Anforderungen genügen, gleichzeitig müsse der Landkreis zu Fördermöglichkeiten beraten. Die Freibäder hätten eine "doppelte Funktion", so Ulm. "Sie sind unheimlich wichtige Einrichtungen für Einheimische wie Touristen." Und wie Hallenbäder seien sie für den Schulschwimmunterricht wichtig.

Herausforderer Reiner Büttner will für die Rettung von Bädern "auf jeden Fall vermitteln und unterstützen". Das Landratsamt sieht er als Schnittstelle zwischen dem Freistaat und den Kommunen. Er könne sich vorstellen, wegen der touristischen Bedeutung der Bäder auch Tourismusverbände bei anstehenden Sanierungen mit ins Boot zu holen. "Wir müssen geschlossen auftreten", sagt er.

Wie können Menschen auf dem Land besser als bisher alt werden?

Zum Hintergrund: Noch gibt es vergleichsweise wenig Pflege- oder Wohnangebote für Seniorinnen und Senioren auf dem flachen Land. Es sind eher die Städte, in denen die Menschen im Alter die Unterstützung finden, die sie brauchen. Für nicht wenige bedeutet das, dass sie am Lebensabend ihr vertrautes Umfeld verlassen und umziehen müssen.

Reiner Büttner sagt: "Wir müssen als Landkreis aktiver werden und mehr Geld in die Hand nehmen." Er will die Kurzzeitpflege im Klinikum Ebermannstadt ausbauen und dafür nach Kooperationen mit Trägern Ausschau halten. Ein Träger soll "für Landkreisbürger Plätze in der Kurzzeitpflege bereitstellen". "Wir stellen immer wieder einen Mangel an Plätzen fest, aber der Schritt, es besser zu machen, fehlt", sagt Büttner und kritisiert Amtsinhaber Ulm.


Reiner Büttner (SPD) im Kandidatenportrait.


Landrat Hermann Ulm spricht von einem "Querschnittsthema". Zum Leben im Alter auf dem Land gehört für ihn auch der Erhalt der dörflichen Infrastruktur (Einkaufsladen, Bank, Arzt etc.). "Für das Wohnen im Alter braucht es Angebote, die von der Betreuung zu Hause bis hin zur stationären Pflege reichen." Schwerpunktmäßig seien die Bürgermeister in den Gemeinden dafür verantwortlich, der Landkreis unterstütze mit der Seniorenbeauftragten Romy Eberlein. Sie arbeitet fortlaufend an einem seniorenpolitischen Gesamtkonzept für die Gemeinden und ist hierfür auch im Austausch mit beispielsweise Trägern von Pflegeeinrichtungen. Ulm kann sich gemeindliche Ärztehäuser in Ortskernen vorstellen.

Wie stehen Ulm und Büttner zu Ganztagsschulen?

Zum Hintergrund: Derzeit gibt es an den Schulen im Landkreis unterschiedliche Konzepte. Wesentlich sind offene oder gebundene Ganztagsschulen. Unter einer offenen Ganztagsschule versteht man ein freiwilliges Angebot für eine ganztägige Förderung und Betreuung von Schülerinnen und Schülern. Der Unterricht an offenen Ganztagsschulen findet überwiegend am Vormittag im Klassenverband statt. Als gebundene Ganztagsschule wird eine Schule in der Regel bezeichnet, in der alle Schüler verpflichtend an mehreren Tagen in der Woche an den ganztägigen Angeboten der Schule teilnehmen. 

Für Hermann Ulm ist hat sich die offenen Variante durchgesetzt, weil sie flexibler ist und auch mehrere Jahrgangsstufen abdeckt. Weil die Nachfrage nach Betreuungsmöglichkeiten nach dem regulären Unterrichtsschluss wachse, habe der Landkreis beispielsweise die Räumlichkeiten am Herder-Gymnasium Forchheim ausgebaut. Auch an der Real- und Mittelschule Gräfenberg stehen bauliche Maßnahmen an. Dort sollen Räume für eine offene Ganztagsschule geschaffen werden, weil die bisherigen nicht mehr ausreichen.


Hermann Ulm (CSU) im Kandidatenportrait.


Reiner Büttner spricht davon, dass sich die SPD schon lange für eine Mensa am Schulstandort in Forchheim-Nord einsetze. "Eine Versorgung vor Ort gehört dazu", sagt er. Büttner plädiert "eher für die gebundene Variante", weil sich damit mehr pädagogische Angebote realisieren ließen. Ob gebunden und damit verpflichtend oder offen und freiwillig: Am Ende sollen Eltern und Schüler entscheiden, was sie wollen, so der Herausforderer Büttner.

Sind Sportanlagen für die Öffentlichkeit geplant?

Zum Hintergrund: NN–Leser beklagen, dass es zu wenige öffentliche Flächen und Plätze im Landkreis gibt, die von der Allgemeinheit genutzt werden können, um dort Sport zu treiben.

"Die landkreiseigenen Einrichtungen, wie Turnhallen der Gymnasien oder Realschulen, stellen wir auch Vereinen zur Verfügung", sagt Landrat Hermann Ulm. Damit fördere der Kreis indirekt die Vereine. In Forchheim–Nord habe der Landkreis Flächen für die Jahn-Ansiedlung zur Verfügung gestellt. Ansonsten sei die Förderung von Vereinen abhängig von der jeweiligen Gemeinde.

Reiner Büttner zeigt sich offen. Es gelte, sich konkret über die Wünsche zu unterhalten. Daraus könne sich ergeben, in welche Richtung sich der Landkreis verstärkt engagieren müsse.

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