Warum das Gasthaus Strehl in Walkersbrunn geschlossen hat

10.2.2020, 06:00 Uhr
Warum das Gasthaus Strehl in Walkersbrunn geschlossen hat

© Foto: Petra Malbrich

Im Gegenteil: "Es sind immer mehr geworden", sagt Margit Strehl. Schon eine Woche vorher waren die Tische restlos ausgebucht, denn das Essen in der Wirtschaft Strehl war längst kein Geheimtipp mehr. Sogar aus Katzwang, Kleingesee und Heiligenstadt kamen die Besucher regelmäßig nach Walkersbrunn, um Schäuferle, Braten oder Karpfen zu essen. "Das Essen war immer frisch. Fleisch oder Fisch aus der Gefriertruhe aufgetaut hat es bei uns nie gegeben", erklärt Rudi Strehl.

Letztlich war die Mischung aus mehreren Dingen ausschlaggebend für die Entscheidung, den Betrieb einzustellen: Die Arbeit, die den ganzen Tag über hauptsächlich im Stehen ausgeübt wurde, wurde immer mehr. Dazu gesundheitliche Probleme, die dazu führten, dass das alles nicht mehr so leicht fiel.

Die Strehls sind Gastwirte vom alten Schlag. So lockte nicht nur das gute Essen sondern auch die familiäre Atmosphäre die Gäste an. Jeder durfte sich hier fast wie ein Familienmitglied fühlen. "Die Menschen wollen auch mal über ihre Sorgen sprechen", sagt Margit Strehl, Mutter von drei Kindern, die immer ein offenes Ohr für die Probleme und Freuden ihrer Besucher hatte.

So entstanden Freundschaften. Das Ergebnis: Die Strehls waren sogar zu einer goldenen Hochzeit von Stammgästen aus Düsseldorf eingeladen. Sie nahmen auch an der Beerdigung teil, wenn ein langjähriger Gast verstorben war. Die regelmäßigen Gäste meldeten sich sogar ab, wenn sie an einem Sonntag nicht zum Essen kommen konnten. "Nicht dass ihr glaubt, wir sind krank geworden", sagten sie dann.

Dieses herzliche Miteinander haben die Strehls nie als selbstverständlich betrachtet. Es war einfach die herzliche Art des Ehepaars selbst, die ansteckend war.

Am Anfang eine Bierwirtschaft

Dabei hatte es vor 42 Jahren ganz einfach angefangen. Rudi Strehl hatte 1977 die Wirtschaft von seiner Mutter Margareta übernommen. "Es war eine Bierwirtschaft", erklärt der gelernte Metzger. Damals wurde an vier bis fünf Tischen gekartelt. Bestenfalls gab es eine Stadtwurst oder einen Presssack zum Essen.

Immer häufiger fragten die Stammgäste und auch die Wanderer nach einer warmen Mahlzeit, sodass Ehefrau Margit, gelernte Hauswirtschafterin und Kinderpflegerin, und ihre Schwiegermutter langsam begannen, Gerichte anzubieten. Zunächst Schnitzel oder gemischte Braten. "Dann haben wir mit den Karpfen angefangen", erinnert sie sich. Das wurde zum Hauptgeschäft.

Gelernt hat Margit Strehl beim Kochen viel von der Schwiegermutter, mit der sie das beste Verhältnis hatte. Auch von der ersten Küchenhilfe, die vorher beim Grafen im Schloss in Kunreuth gekocht hatte, konnte sie sich viel abschauen. Immer wieder probierte Margit Strehl Neues aus und scheute auch Experimente nicht.

Jedoch: Die Arbeit, auch eine Landwirtschaft gehörte dazu, war alleine längst nicht mehr zu bewältigen. Auch Strehls jüngster Sohn Holger, der als Pressesprecher am Landratsamt Forchheim arbeitet, half sonntags in der Küche mit. Seine Tochter Theresa war förmlich in der Wirtsstube zu Hause. "Sie ist perfekt", lobt Opa Rudi. Als kleines Kind legte die heute 14-jährige Gymnasiastin die Bierdeckel auf die Tische, in den vergangenen Jahren bediente sie wie eine gelernte Kraft.

Nicht nur dass die Gäste Wurstdosen mit nach Hause nehmen wollten, auch Schnaps war gefragt. Diesen brannte Rudi Strehl ebenfalls selbst.

Das Geheimnis des Erfolgs liegt auch an der Flexibilität des Ehepaars. Auf Neuerungen und Trends haben sie sich immer eingestellt. War zu Beginn der Ära des Gasthauses Wein gefragt, den sie oft anhängerweise beim Winzer direkt abholten, war später das Bier gewünscht. Die Vereine trafen sich bei den Strehls und die Kirchweih wurde gefeiert.

Eine neue Tradition haben die Strehls mit ihrem Mitternachtspudding aufleben lassen. "Nach vier Kirchweihtagen Fleisch, konnten wir keins mehr sehen. Am Kirchweihmontag um Mitternacht haben wir uns in der Küche Pudding gekocht", erinnert sich Margit lachend. Doch bald wollten auch die Kirchweihburschen Pudding essen, was irgendwann zum Kirchweihausklang zum Selbstläufer geworden war.

Dem Wandel der Zeit war auch die Pension gemünzt. Die jungen Leute zogen aus beruflichen Gründen weiter weg und brauchten Übernachtungsmöglichkeiten, wenn die Familie besucht wurde. Dazu kamen die Touristen und auch sie fanden nicht genug Schlafgelegenheiten. Vor 25 Jahren errichtete Familie Strehl deshalb das Gästehaus mit acht Doppelzimmern und einer Ferienwohnung. Auch hier stand und steht das Familiäre im Vordergrund. "Die Gäste mussten nie alleine frühstücken", erklärt die Wirtin. Wer wollte, konnte sich immer mit Margit Strehl unterhalten.

Das Gästehaus bleibt. Die Wirtschaft haben sie zum Jahresende aufgegeben. "Die Leute hatten Verständnis", sagen die Strehls. Und noch nie hatte Margit Strehl so viele Blumensträuße bekommen wie an dem letzten Tag der geöffneten Wirtschaft.

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