Gechlortes Trinkwasser: Landwirte wollen nicht schuld sein

19.10.2020, 16:06 Uhr
Gechlortes Trinkwasser: Landwirte wollen nicht schuld sein

© malb

"Den Wasserschutz gibt es seit 50 Jahren. Es war nie etwas", erklärt ein Lillinger Landwirt im Gespräch mit den NN. Als das Trinkwasserschutzgebiet erweitert werden sollte, haben die Landwirte Einspruch erhoben. Das Schutzgebiet wurde trotzdem um 15 Hektar erweitert. "Es geht jetzt bis Lilling", erklärt der Landwirt. Das Arbeiten in einem Schutzgebiet bedeutet, dass dort keine Gülle auf die Felder ausgebracht werden darf und keine Silageballen auf den Flächen liegen dürfen.

Waren es die Fledermäuse?

Die vorhandenen Ackerflächen dürfen zudem nicht erweitert werden. Dass die Keime im kommunalen Trinkwasserbehälter gefunden worden sind, dass das Wasser also verunreinigt war, hat nach Meinung der Landwirte andere Gründe: "Der Hauptbehälter musste saniert werden, weil Fledermäuse im Wasserbehälter waren und das Wasser verunreinigten", erklärt der Lillinger.

In den Sollenberger Behälter sei verunreinigtes Oberflächenwasser eingedrungen, weil dessen Abdichtung nicht mehr in Ordnung war, behaupten die Landwirte. "Es ist durchaus normal, dass auch Dichtungen in den Hochbehältern aufgrund der Dauerbelastung einmal undicht werden und die Hochbehälter saniert werden müssen. Ob vor 10 Jahren ausschließlich die Fledermäuse der Auslöser für die Sanierung waren, kann nicht bestätigt werden", sag00t Holger Strehl, der Pressesprecher am Landratsamt in Forchheim.

Einen anderen Grund für die Verunreinigung sehen die Landwirte in den vielen Wanderern, bis zu tausend Touristen an einem Wochenende. "Wohin machen sie ihre Notdurft?", fragen die Lillinger Landwirte. Denn der Wanderweg führt nur zehn Meter von der Wasserschutzzone entfernt vorbei. Auch der zu geringe Wasserausstoß durch die anhaltende Trockenheit beeinflusse das Trinkwasser, sagen die Landwirte: "Im März lief die Lillach schön. Nun sind auch die Sinterstufen fast trocken", sagt der Bauer aus Lilling.

Das Landratsamt überwacht

Und wie viel Wasser erhalten die Weißenoher im Sommer aus der Quelle? "Im Tiefbrunnen kommt fast nichts raus", meinen die Landwirte. Der obere Teil von Weißenohe bekommt deshalb Trinkwasser aus der Betzensteingruppe. "Die Gemeinde Weißenohe wird von der Betzensteingruppe im Rahmen eines Wassergastverhältnisses mit Trinkwasser beliefert. Das Wasser der Betzensteingruppe wurde früher in diesen Behälter eingespeist und von dort aus nach Bedarf im Versorgungsnetz von Weißenohe verteilt", sagt Werner Otto, Vorsitzender des Zweckverbands der Betzensteingruppe.

Dieser Hochbehälter sei bereits vor Jahren von der Gemeinde Weißenohe aufgelassen worden, da er sanierungsbedürftig war. Das Bauwerk befindet sich auf dem Grund der Gemeinde Weißenohe und ist deren Eigentum. "Die Betzensteingruppe steht hier nicht in der Unterhaltspflicht", erklärt Otto weiter. Derzeit werde das Bauwerk nur noch als Übergabestation benutzt. Das Wasser werde direkt vom Netz der Betzensteingruppe ins Leitungsnetz von Weißenohe eingeleitet. In der Behälterkammer ist als Übergabestelle lediglich noch ein Wasserzähler verbaut, mit welchem die Wassermenge zur Abrechnung gezählt wird.


Weißenohe: Der Chlor-Geruch im Trinkwasser bleibt.


"Das von der Betzensteingruppe gelieferte Trinkwasser wird in keiner Weise aufbereitet. Es entspricht in allen Parametern der Trinkwasserverordnung", beteuert Otto. Bürgermeister Rudolf Braun ist seit über einer Woche für eine Stellungnahme in dieser Frage gegenüber den NN nicht erreichbar. Was genau vor zehn Jahren die Verunreinigung letztendlich verursachte, ist also nicht bekannt. Aber: "Eine Quellwasserversorgung ist immer empfindlicher und anfällig für Einträge mikrobiologischer Art", sagt Matthias Trau als Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamts in Kronach. Auch sei die Schützbarkeit von Quellen im Vergleich zu Brunnen schwieriger.

Quellwasser würde deshalb oft aufbereitet werden, bevor es in ein Trinkwassernetz eingespeist wird. Wie das erfolgt, das sei Entscheidung des Wasserversorgers, sagt Trau: "Er muss dafür sorgen, dass die Grenzwerte der Trinkwasserversorgung eingehalten werden." Das Landratsamt Forchheim sei dann für die Überwachung zuständig.

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