Historischer Rückblick

Geschichte eines Namens in Forchheim: Das "Philosophenviertel am Jahn"

2.5.2018, 19:57 Uhr
Geschichte eines Namens in Forchheim: Das

© Grafik: Oliver Schuh/planwerkstatt.Architekten

Seit vier Jahren arbeitet Tilman Rütters dafür, in Forchheim das Philosophenviertel aufbauen zu dürfen. Der Marketingexperte mit Sitz in Berlin, Jahrgang 1971, scheint kurz vor dem Ziel zu stehen. Mit den beiden genannten Sportvereinen wurden Vereinbarungen erarbeitet, der Stadtrat hat einem Bebauungsplanvorentwurf zugestimmt und mit dem VfB, der den umziehenden Jahn aufnehmen soll, gibt es ebenfalls ermutigende Gespräche.

Tilman Rütters ist Gesellschafter der Dignus Immobilien GmbH mit Hauptsitz in Hamburg. Dignus-Geschäftsführer ist Axel Rütters, Vater von Tilman. Axel Rütters ist auch Geschäftsführer der Philosophenviertel Forchheim 1 GmbH, Philosophenviertel Forchheim 2 GmbH, Philosophenviertel Forchheim 3 GmbH, Philosophenviertel Forchheim 4 GmbH, Philosophenviertel Forchheim 5 GmbH und der Philosophenviertel Forchheim Beteiligungsgesellschaft mbH. In Letzterer fungiert auch der Hamburger Medienunternehmer Frank Otto als Geschäftsführer. Otto, ein Sohn des Versandhaus-Gründers Werner Otto, ist unter anderem an privaten Rundfunksendern beteiligt. Sitz aller Philosophen-GmbH ist der Mittelweg 121 in Hamburg.

Warum die vielen Gesellschaften? Das erklärt Tilman Rütters im Gespräch mit unserer Zeitung mit der hohen Investitionssumme: "Wir haben das Gelände in fünf Baufelder aufgeteilt." Mit im Boot sitzt laut Rütters inzwischen auch die Unternehmerfamilie Streng, die in Franken 15 Obi-Baumärkte und sechs Baustoff-Union-Filialen betreibt.

Tilman Rütters hält sich oft in Forchheim auf und spricht mit allen Beteiligten, um das Philosophenviertel voranzutreiben. Lohnt sich dieses hartnäckige Engagement in der fränkischen Provinz? Ganz klar, sagt er: "Alle wirtschaftlichen Kennzahlen sprechen für Forchheim." Womit er meint: Hier ist mehr Potenzial zum Geldverdienen als an vergleichbaren Standorten. Das hat er geprüft. Und weil Rütters gelernter Werbefachmann ist, hat er sich für das neue Wohnquartier den Namen "Philosophenviertel am Jahn" überlegt. Nicht etwa, weil Friedrich-Ludwig Jahn Philosoph gewesen wäre: "Das ist natürlich historisch nicht haltbar, das ist uns klar."

Friedrich Ludwig Jahn (1778 - 1852) war vor allem glühender Nationalist, der als Kind seiner Zeit in erster Linie die Franzosen und alles Französische ablehnte, als das revolutionäre, später napoleonische Frankreich die europäische Landkarte neu schrieb. Selbst das Turnen im Sportunterricht, Jahns bleibendes Vermächtnis, hatte zunächst vor allem den Sinn, die Jugend für den Kampf um ein (damals nicht existierendes) einiges Deutschland und gegen Frankreich zu ertüchtigen.

Tradition erhalten

Der Namensbestandteil "am Jahn" soll, erklärt Rütters, die Forchheimer Namenstradition aufnehmen und diese dadurch wenigstens ein wenig erhalten bleiben. Das "Philosophenviertel" aber soll so heißen, weil es "eine etwas anspruchsvollere Zielgruppe" erreichen soll. Eine, die ihren "Berufsalltag in Beziehungen zur Welt" hat. Ihr soll signalisiert werden, dass sie hier "aufgenommen wird in ein Land mit weitem Horizont". Daher werden Gebäude und Stichstraßen im Viertel nach Philosophen benannt, etwa Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder, Karl Jaspers oder Hannah Arendt.

Übrigens betont Rütters die Tatsache, dass hier weit mehr als das von der "Forchheimer Mischung" geforderte Maß an gefördertem Wohnraum geschaffen werde. 149 Sozialwohnungen wird es geben, dazu 177 frei vermietbare. Sie kommen nicht in den freien Verkauf, sondern werden wohl "institutionellen Anlegern" angeboten, wie etwa Fonds. Endgültig sicher ist das aber noch nicht. Wann geht es los? Einen Zeitpunkt gibt es noch nicht. Zwischen den vielen Beteiligten sind nicht alle juristischen und wirtschaftlichen Fragen geklärt. Ginge es allein nach Tilman Rütters, würde er morgen anfangen. Oder besser noch heute.

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