Gräfenberg: Kampf um Grundschüler

1.5.2021, 07:56 Uhr
Gräfenberg: Kampf um Grundschüler

© Foto: Petra Malbrich

Es sind nur vier Kinder aus den Gräfenberger Außenorten, die derzeit die Grundschule in Igensdorf besuchen. "Oft fehlten nur ein oder zwei Schüler, damit die Klasse geteilt werden konnte", erklärt Thorsten Götz, Schulleiter der Grundschule in Gräfenberg. Und damit Gräfenberg weiterhin acht Grundschulklassen haben kann. Um dies zu sichern, wollte Gräfenberg aus dem Schulsprengel austreten und beschloss dies 2016 einstimmig im Stadtrat.

"Wir hatten die Zweizügigkeit nur knapp oder gar nicht erreicht", weiß Bürgermeister Ralf Kunzmann (FW). Vor neun Jahren hatte die Schüleranzahl in Gräfenberg eine Talsenke erreicht. Die maximale Klassenstärke wird aus München vorgegeben und besagt derzeit, dass maximal 28 Kinder in einer Grundschulklasse sein dürfen. Ab 29 Kindern wird die Klasse geteilt.

Die Gräfenberger Schule wurde zweizügig gebaut und hatte immer genug Schüler. Bis vor wenigen Jahren. Es war dann Kunzmanns Amtsvorgänger Hans-Jürgen Nekolla (SPD), der das Thema auf den Tisch des Stadtrats und damit den Stein ins Rollen brachte. Gräfenberg hat eine eigene Grundschule, dann sollen auch alle zu Gräfenberg gehörenden Schüler die Schule in Gräfenberg besuchen, fand Nekolla. Bürgermeister Kunzmann stimmt seinem Amtsvorgänger zu und da es zu Kunzmanns Aufgaben gehört, gefasste Beschlüsse umzusetzen, hakte er bei der Regierung in Oberfranken nach.

Grünes Licht

Nun gab die Regierung grünes Licht. Die Schüler aus den drei Außenorten dürfen künftig in Gräfenberg die Grundschule besuchen, wenn der Schulverband zustimmt. Zum Schulverband gehören Gräfenberg, Weißenohe und Igensdorf. "Wir werden nicht zustimmen", sagt Igensdorfs Bürgermeister Edmund Ulm (CSU) zum momentanen Stand der Lage. Dass Gräfenberg die Zweizügigkeit erhalten möchte und deshalb jedes Kind braucht, dafür hat er durchaus Verständnis. "Auf vier Kinder sind wir derzeit nicht angewiesen", so Bürgermeister Ulm. Aber: "Erst ist es Walkersbrunn, dann folgt Pommer. Es ist auch eine politische Entscheidung."

Eine, die weitreichende Folgen haben könnte. Walkersbrunn, Schlichenreuth und Rangen sind während der Gebietsreform Igensdorf zugeschlagen worden. Die Walkersbrunner stimmten mehrmals ab: Einmal für Igensdorf, einmal für Gräfenberg. Ein Kompromiss musste gefunden werden und es ging auch um den Erhalt des Schulstandorts – in Igensdorf. Der Kompromiss des Landratsamtes lautete, dass Walkersbrunn, Rangen und Schlichenreuth politisch der Stadt Gräfenberg zugeordnet werden, im Gegenzug aber dem Igensdorfer Grundschulsprengel angehören. Das wurde all die Jahre so gehalten und auch die Schulbusse daran angepasst.

"Die Kinder müssen mit einem extra Bus geholt werden", stört sich Ulm an der wenig ökologischen Folge, wenn zwei Busse für eine Handvoll Kinder eingesetzt werden. Derzeit fährt der Bus und holt die Kinder aus Pommer, Walkersbrunn, Schlichenreuth und Rangen ab. Würden die drei Orte nach Gräfenberg zugegliedert, müssen sie mit einer anderen Buslinie fahren. Der Bus würde nur noch die Kinder aus der Enklave Pommer holen. Aber wie lange noch? Wird Pommer dann auch dem Schulstandort Gräfenberg zugeschlagen? Oder gar der politischen Gemeinde Gräfenberg oder Neunkirchen am Brand? Nicht jetzt gleich.

Ein erster Schritt

"Doch der erste Schritt wäre getan", sagt Ulm. Mit der Änderung des Schulsprengels. Zwar ist die Igensdorfer Grundschule dreizügig und derzeit mit 215 Schülern gut besetzt. Doch die Kinder der jungen Familien aus den Baugebieten gehen bereits in die Schule. Weitere oder gar größere Baugebiete werden nicht ausgewiesen. Igensdorf könnte also in einigen Jahren auch um Schüler "kämpfen", um die Dreizügigkeit erhalten zu können, während Gräfenberg mit neuen Baugebieten wieder Nachwuchs für die Grundschule erhalten werde.

"Mit den Schülern aus den Gräfenberger Neubaugebieten haben wir sieben Klassen. Nur die zweite Klasse ist derzeit einzügig", verrät Schulleiter Götz. Weißenohe, die dritte Gemeinde im Grundschulverband Igensdorf, nimmt derweil die Rolle des Linienrichters ein. "Wir schließen uns der Mehrheit an", sagt Bürgermeister Rudolf Braun. Die Mehrheit im Schulverband hat Igensdorf mit drei Mitgliedern, wenn sie alle dieselbe Meinung vertreten. Die entscheidende Sitzung des Schulverbands ist am 6. Mai um 16 Uhr im Igensdorfer Rathaus.

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