Gräfenberg: Kinder kommen in den Container

14.12.2019, 18:00 Uhr
Gräfenberg: Kinder kommen in den Container

© Petra Malbrich

Den Gräfenberger Stadträten reicht es. "Ich bin entsetzt, dass der Staat die Fördermittel kürzt, obwohl mehr Kinder die Einrichtungen nutzen. Wir sollten einen Protest andenken, da wir keine finanzstarke Kommune sind", meinte Stadträtin Renate Krause (FW) und erhielt Zustimmung von Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD).

Grund für ihren Unmut war die Kinderbetreuungssituation in Gräfenberg und die dafür entfallenen Zuschüsse. Vor gut einem halben Jahr war Martin Hempfling vom Landratsamt in der Sitzung und stellte die Prognose der Gräfenberger Kinderbetreuung vor. "Damals sind wir aus allen Wolken gefallen, nun hat uns die Situation schneller eingeholt, als wir vermutet hatten", sagte Nekolla.

Die Warteliste für Krippenkinder und Kindergartenkinder ist lang. Bis 2022 brauchen 50 Kinder einen Platz. Zwei Krippengruppen und eine Kindergartengruppe sind notwendig, um der Warteliste gerecht zu werden. Der Waldkindergarten bringe zwar eine geringe Entlastung, doch die Kinder auf der Warteliste sind für diese Art der Betreuung nicht zu gewinnen.

Flächenmäßig dargestellt bedeuten die zusätzlichen Gruppen laut Landratsamt einen Platzbedarf von 400 Quadratmetern. "Die Neubaugebiete und der politische Willen, landesweit 100 Euro zu gewähren, hat uns auch im Krippenbereich deutlich höhere Anmeldungen beschert", erklärte Nekolla die angespannte Situation. Rasches Handeln und Weitblick seien gefordert, zumal der Freistaat mit der Elternentscheidung Schule oder Kindergarten einen weiteren Korridor geschaffen habe, der Stadt somit verbindliche Zahlen erst im März vorliegen und 2025 die Ganztagesbetreuung verpflichtend eingeführt werden solle.

"Wir müssen mit der Situation umgehen", meinte Nekolla. Derzeit sei bereits eine Kindergartengruppe in die Grundschule ausgelagert worden. Ein zusätzlicher Ausstieg durchs Fenster für den Brandfall und Podeste an den Toiletten wurden organisiert. Die Kinder fühlen sich wohl.

Bleibt die Planung für die weiteren drei Gruppen. Doch ein Anbau mit 400 Quadratmetern Platz passt nicht an das bestehende Gebäude und wird auch vom Landratsamt, das bei den Überlegungen mit im Boot ist, nicht befürwortet. Es solle ein familiärer Charakter erhalten bleiben. Für eine Zwischenlösung müsste der Skaterplatz mit einbezogen werden, 25 bis 29 Container bräuchte man. Doch wie sollen die Container finanziert werden? Mieten oder kaufen? Das Geld für die Miete wäre weg und Zwischenprovisorien werden vom Staat finanziell nicht gefördert, stellte man fest.

Ein Container kostet ungefähr 20 000 Euro. Die Container könnten von der Mittagsbetreuung weiterbenutzt werden. "Das ist keine freiwillige Geschichte. Das ist von der Rechtsaufsicht vorgegeben", machte Nekolla erneut deutlich und spannte den Bogen weiter. Auch in der Grundschule werde Platzbedarf notwendig. "Die Mittagsbetreuung ist schon am Rande der Kapazität. Wir könnten dann ein mit der Mittagsbetreuung und dem Hort gestaffeltes Angebot machen", merkte Nekolla an.

Die Folgejahre im Blick zu halten, war Werner Wolf (FW) wichtig. "Der Bedarf ist da. Wir müssen in den sauren Apfel beißen und eventuell auch einen Kauf vorziehen", meinte Wolf. In der Januarsitzung soll entschieden werden, ob die notwendigen Container gekauft oder gemietet werden und wie und wo langfristig gesehen ein Platz für einen weiteren Kindergarten wäre.

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