Gräfenberg muss sparen

14.4.2019, 08:00 Uhr
Gräfenberg muss sparen

"Wir müssen wieder jede Maßnahme überprüfen, ob sie notwendig ist, sonst sind wir in zwei Jahren wieder auf dem Stand von vor 15 Jahren", sagt Gräfenbergs Kämmerer Ernst Steinlein. Das war die Nachricht, die der Stadtrat erst verdauen musste. Der Grund ist zum einen die verbesserte Finanzsituation. Die Stadt muss deshalb mehr Kreisumlage zahlen und bekommt weniger Schlüsselzuweisungen, erläuterte Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) bei der Vorberatung zum Haushalt. Gut 500 000 bis 600 000 Euro würden somit von Haus aus fehlen.

Dem gegenüber stehen enorme Ausgaben. Die Rate für den Kindergarten steht an, die Gemeindeverbindungsstraße von Kasberg nach Neusles und die aktuellen Bauarbeiten am Verwaltungsgebäude schlagen ein. "Zwar bekommen wir 940 000 Euro Zuschuss, obwohl es für die Verwaltung normalerweise keine Zuschüsse gibt, trotzdem muss die Stadt Gräfenberg zwischen 400 000 Euro und 500 000 Euro selbst zahlen", sagte Nekolla.

Massive Probleme bereitet auch der Einbruch bei den Gewerbesteuern. 1,4 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, heuer sind es 350 000 Euro weniger. Auf der Einnahmeseite fallen somit insgesamt 400 000 Euro weg. Die komplette Zuführung in Höhe von 461 000 Euro gehen für die Tilgung drauf, für den Vermögenshaushalt ist nichts mehr übrig. Die Stadt muss wieder einen Kredit aufnehmen. 1,5 Millionen Euro setzt der Kämmerer an, denn es sind auch neue Aufgaben dabei. Die Baugebiete West III und das in Thuisbrunn — dort vor allem die hohen Erschließungskosten aufgrund des steinreichen Bodens — beschreibt Steinlein die Mehrkosten von 600 000 Euro und die Umstellungen der Straßenbeleuchtung.

Bäder sind teuer

In der Finanzplanung könnten dann noch die beiden Bäder aufschlagen, wenn keine Zuschüsse fließen. Für das Hallenbad wurde bereits ein Zuschuss zugesichert. Beim Freibad sieht es anders aus. Schon zu Beginn der Sitzung teilte Bürgermeister Nekolla mit, dass ihm von Silke Launert mitgeteilt wurde, Gräfenbergs interkommunale Bewerbung mit Streitberg und Egloffstein konnte nicht berücksichtigt werden. Die Freibadsituation habe man jedoch bei einem Treffen Umweltminister Thorsten Glauber in die Hand gedrückt.

Neue Spielgeräte nötig

Ein Blick in den Haushalt der Stadt zeigte 25 000 Euro, die für Spielplätze vorgesehen sind. Angesichts der finanziellen Lage wollte Hans Derbfuß (CSU) das auf die jährlich vorgesehenen 5000 Euro reduziert haben. Jedoch wurden bei den TÜV-Prüfungen auf den Spielplätzen viele Geräte für unsicher befunden und mussten ausrangiert werden. Um ein Spielgerät nach und nach erwerben zu können, wurde mehr Geld in den Haushalt gestellt. Mit 15 000 Euro, diese jedoch längerfristig, schlug "Grünen"-Stadtrat Matthias Striebich einen Mittelweg vor. Er fragte zudem, ob die Aufwendungen für die Stadträte nicht erhöht werden müssten, da öfter getagt werde.

Jahrhundertsommer kostet

Neben diesen kleineren Posten ist mit dem Freibad noch ein großer finanzieller Brocken zu finanzieren. Das Bad schrieb mit 83 000 Euro ein massives Defizit, wie Kämmerer Ernst Steinlein in dem Jahresrückblick Freibad aufzeigte. Es wurde viel Geld in die Hand genommen, um das Bad zu renovieren. In dem extrem guten Sommer 2018 haben 8181 Besucher eine Abkühlung im Gräfenberger Freibad gesucht. Dafür sind die Personalkosten gestiegen. 40 000 Euro zahlt die Stadt. Drei Personen sind im Freibad beschäftigt. Um 50 Prozent erhöht haben sich die Kosten für Chemikalien. 16 000 Euro muss die Stadt dafür ausgeben. Am meisten aber schlägt der Wasserverbrauch durch. Dieser hat sich seit der Wiedereröffnung vervierfacht. "Es ist nicht das Wasser. Das kommt von der Sperberquelle und kostet uns nichts. Es ist ein Vielfaches in den Kanal gegeben", erklärte Nekolla die mehr als 19 000 Euro Wasserverbrauch und möchte sich mit allen Beteiligten zusammensetzen. Die Stadt müsse täglich eine gewisse Menge an Frischwasser zugeben, um die Trihalogenmethane (THM) im erlaubten Bereich zu halten. Auch die Badegäste würden angehalten, vor dem Schwimmen zu duschen, damit weniger Schmutz ins Wasser gelange, aber es müsse eine Lösung gefunden werden.

Für Hans Derbfuß (CSU) ist es nachvollziehbar, denn aufgrund des heißen Sommers musste man durch das Frischwasser auch die Wassertemperaturen, teils auf 25 Grad, drücken. Sein Parteikollege Lars Laufer (CSU) glaubt hingegen, dass sich an den Kosten nichts ändere. "Weniger Wasserzufuhr aufgrund des Wetters bedeutet auch weniger Einnahmen", zeigte Laufer auf. "Wir werden ein öffentliches Bad nie mit einer schwarzen Null betreiben können", meinte Nekolla. Es wurde nach der Schließung durchs Landratsamt viel investiert, die Gäste finden viel lobende Worte, so der Bürgermeister und regte an, die Einzelkarten um 50 Cent zu erhöhen.

Matthias Striebich wäre es lieber, den Wasserverbrauch zu senken und wünschte sich, die Einheimischen würden Dauerkarten kaufen. Die Mehrheit der Räte sprach sich für eine Erhöhung aus, da damit auch die Verbesserungen gewürdigt würden. Die Einzelkarte für Erwachsene kostet dann 3 Euro, die für Jugendliche 2 Euro, ab 17 Uhr zwei Euro und einen Euro für die jungen Badegäste. Die Freibadsaison beginnt am 11. Mai.

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