Gräfenberg-Zone: Erfolg zwingt Betreiber zum Aufhören

19.7.2018, 08:00 Uhr
Gräfenberg-Zone: Erfolg zwingt Betreiber zum Aufhören

© Petra Malbrich

Die Meldung wirkt wie ein Paukenschlag: Nach dieser Saison hört die Familie Gundelfinger mit ihrer Gräfenberg-Zone auf. Der "Bahnhof" wird wieder verkauft. Schon nächste Woche wird er auf den Webseiten eines Immobilienmaklers gelistet und in dem Hochglanzmagazin "Beste Lage" zeugen Fotos vom Beliebtheitsgrad der Bahnhofsgaststätte unter der Regie der Gundelfingers.

Der Grund für diese Entscheidung fiel den Gundelfingers nicht leicht, sagen sie, aber er ist nachvollziehbar. Das Ehepaar erweitert seine Ferienwohnungen und bietet dann statt zwei Ferienwohnungen mit zehn Betten vier Ferienwohnungen mit 19 Betten an. Das muss bewirtschaftet werden. "Diese Expansion bringt uns endgültig an den Rand unserer Kapazitäten", erklärt Jochen Gundelfinger.

Weiter Weg

Zugleich kann der Bahnhof eine Vergrößerung vertragen. Beides schaffen die Gundelfingers nicht mehr. Cora Gundelfinger ist allein an den drei Öffnungstagen des Bahnhofs mehr Stunden in der Küche beschäftigt als ein Arbeitnehmer die gesamte Woche über: "Die Gäste kamen oft über 70 Kilometer angefahren." Das zeige die Beliebtheit der Gräfenberg-Zone, die sich das Ehepaar in rasanter Zeit, aber hart erarbeitet hat.

Angefangen hat alles 2003, als Günter Jauch in der Sendung "Wer wird Millionär" fragte, wo sich die Gräfenberg-Zone befinde. Es muss in Gräfenberg irgendwann einen Laden, ein Geschäft namens Gräfenberg-Zone geben", sagten sich die Gundelfinger.

Elf Jahre später konnte Jochen Gundelfinger sein Angestelltendasein beenden und mit Ferienwohnung und Bahnhof zwei Pflänzchen pflanzen. "Unsere erste Ferienwohnung haben wir im Mai 2015 in Betrieb genommen. Parallel dazu haben wir bereits 2014 begonnen als Mieter am Bahnhof einen winzig kleinen Kiosk zu betreiben. Schon nach kurzer Zeit haben wir das große Potenzial des Bahnhofs erfasst und uns entschlossen, das Gebäude im April 2015 zu kaufen und das Erdgeschoss zu sanieren." Beide Pflänzchen entwickelten sich prächtig. Ein Jahr später erhielt das Ehepaar für den Bahnhof die Ausschankgenehmigung und der Küchenbetrieb wurde aufgenommen. Zeitgleich haben sie die zweite Ferienwohnung ausgebaut und bald darauf Urlauber begrüßen können.

"Katalysator für die Steigerung des Bekanntheitsgrads war schon drei Wochen nach dem Start unseres Küchenbetriebs im Mai 2016 der Verein Nürnberg Vegan e.V." Denn dessen Vorsitzende besuchte den Biergarten und machte ihn sofort via Social Media bekannt: "In dem Beitrag wurden wir erstmals als erster vegetarisch-veganer Biergarten Frankens betitelt." Dieses Etikett bescherte umgehend viele weitere vegetarisch-vegane Besucher.

Alle Gerichte und Kuchen bereitet Cora Gundelfinger täglich frisch zu. Printmedien, Fernsehen und Radio wurden auf die Gräfenberg-Zone aufmerksam. "Der Kundenansturm war kaum noch zu bewältigen. Wir haben jetzt sieben geringfügig beschäftigte Mitarbeiter auf der Gehaltsliste."

Öffnungstage begrenzt

Diese Entwicklung war nicht geplant. Die Öffnungstage (April bis Oktober, freitags bis sonntags) wurden auf 80 pro Jahr begrenzt und eine Nebenbeschäftigung angestrebt, so Gundelfinger. Die Nebenbeschäftigung fällt ähnlich einer Vollbeschäftigung aus. Wären nicht die Ferienwohnungen, wäre es kein Problem. Doch nun werden in Gundelfingers Haus die Räume frei, die an eine Praxis vermietet waren. Zwei Ferienwohnungen sollen daraus entstehen.

Zudem: "Der Bahnhof schreit nach Erweiterung: Mehr Öffnungstage pro Woche, mehr Sitzplatzkapazitäten, Ganzjahresbetrieb. Alleine der Bahnhof kann zu einem lukrativen Vollerwerbsbetrieb ausgeweitet werden.

"Was ein Nachfolger aus dem Bahnhof macht, wollen und können wir natürlich nicht großartig beeinflussen. Wenn sich ein Nachfolger allerdings mit dem Thema vegetarisch oder vegan identifiziert, kann er einen fliegenden Start hinlegen und von dem von uns erarbeiteten Bekanntheitsgrad profitieren", bekräftigt Gundelfinger. Für die Fünf-Seidla-Steig Wanderer gehört Gundelfingers Gräfenberg-Zone eh längst dazu.

Mehr Informationen über die "Gräfenberg-Zone" in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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