Gräfenberger Akademie hilft Lehrern auf die Sprünge

4.1.2019, 07:53 Uhr
Gräfenberger Akademie hilft Lehrern auf die Sprünge

© Foto: Petra Malbrich

Wer mit Schülern arbeitet, konnte die Entwicklung schon vor Jahren erkennen. "Wenn die Entwicklung der Ganztagesschulen so weitergeht, werden wir ein massives Personalproblem bekommen", prognostizierte Heike Schütz von der Akademie (AfG) mit Sitz in Hiltpoltstein vor zwölf Jahren.

Dieser Entwicklung wollte man gegensteuern. Die Akademie für Ganztagesschulpädagogik vor fünf Jahren war die Antwort. Heuer wird die Akademie, in der Erzieherinnen, Pädagogen und Betreuerinnen für ihre Fortbildung die Schulbank drücken, einen weiteren Standort in Traunstein eröffnen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: "Die Akademie ist zu groß geworden", sagt Heike Schütz, die Ideengeberin und Initiatorin der AfG.

Chance für Quereinsteiger

Ursprünglich war die AfG nur für den Landkreis Forchheim gedacht. Doch diese Schule für Fortbildung ist deutschlandweit einzigartig. Man kann sogar den Abschluss für den IHK zertifizierten Fachpädagogen erlangen. Dementsprechend buchen fortbildungswillige Erwachsene nicht nur aus Bayern, sondern auch aus anderen Bundesländern, vor allem aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Thüringen, Sachsen und Hessen die Lehrgänge und Kurse.

Schon im vergangenen Jahr wurde aufgrund des enormen Bedarfs die AfG, die unter der Trägerschaft der Diakonie Hiltpoltstein steht, als eigenständiger Verein ausgegliedert. Die Schulentwicklung ist genauso eingetreten, wie die AfG-Leute vermutet hatten. Zu deren Fachrat gehören Gertrud Eismann und Petra Meyer, die Gräfenberger Schulleitungen von Realschule und Mittelschule, die beiden Schulamtsdirektoren a. D. Gerhard Koller und Wolfgang Blos sowie der damalige Hiltpoltsteiner Pfarrer Mark Meinhard. Immer mehr Schulen im Landkreis werden zur Offenen Ganztagesschule (OGTS) mit einem breiten fachlichen Betreuungsangebot am Nachmittag erweitert. "Der Bedarf ist da", weiß Heike Schütz. Der Bedarf dieser Art an Betreuung bedingt auch die entsprechenden Fachkräfte. Doch diese Fachkräfte fehlen. Mehr noch: "Im erzieherischen, pädagogischen Bereich ist absoluter Fachkräftemangel und das wird sich noch verschärfen", fürchtet Heike Schütz. Notwendige Fort- und Weiterbildungen können an der AfG erworben werden und sprechen somit auch Quereinsteiger an. Aufgestellt ist die AfG auf den Standbeinen Fortbildung, Forschung und Praxis, unterrichtet werden alle die Ganztagesschule betreffende Themen.

Organisiert ist der Stoff in Modulen: Gruppenführung und soziales Lernen umfasst Modul eins. Die Schule und der aktuelle Lehrplan werden im zweiten Modul behandelt. Neben den Grundlagen in Mathe, Deutsch und Englisch, steht Medienerziehung, Freizeit- und Erlebnispädagogik auf dem Stundenplan der Erwachsenen.

Das dritte Modul befasst sich intensiv mit Schule und Schülern. Erarbeitet werden Themen wie die verschiedenen Kulturen, aus der die Schüler kommen, aber auch die Sprachkultur. "Die Jugendsprache wird angeschaut. Was bedeutet etwas in der Jugendsprache, welche Medien schauen Jugendliche an, welche Musik hören sie oder welche Szenengruppen gibt es", nennt Heike Schütz anschauliche Beispiele. Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, muss einen Einblick in deren Kultur haben.

Fortbildung in vier Modulen

Unter den Schlagwörtern "Fakten, Zeit- und Datenmanagement und Qualitätsentwicklung" steht das vierte Modul. Wer alle Module belegt und eine Prüfung an der IHK in Hof ablegt, ist Fachpädagoge für Ganztagsschulen (IHK) und ist auf die Arbeit in einer OGTS gut vorbereitet. Diese Fortbildung ist deutschlandweit nur hier erwerbbar.

Die Module können auch einzeln belegt werden, je nach Interesse und Art der Fortbildung, die der Teilnehmer anstrebt. 32 Festangestellte und 15 freiberufliche Dozenten stemmen derzeit das Angebot der Akademie. Der Fortbildungscampus sind die Realschule und die Mittelschule in Gräfenberg.

Mit der Stadt Gräfenberg wurde eine Kooperation getroffen. Gelernt wird in kleinen Klassen mit 15 bis 20 Teilnehmern an den Wochenenden und in den Ferien. Die Seminare beginnen im Frühjahr und im Herbst und dauern 16 bis 24 Monate mit Fernstudienphasen und Präsenzwochen. Für den nächsten Durchgang, der am 1. März beginnt, sind noch wenige Plätze frei. In Traunstein wird am 1. April gestartet.

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