Großangelegte Verkehrsbefragung im Forchheimer Stadtgebiet

10.10.2019, 19:00 Uhr
Großangelegte Verkehrsbefragung im Forchheimer Stadtgebiet

© Foto: Roland Huber

Den Mantelkragen hat Patty Bracard an diesem Morgen ganz weit hoch geschlagen, die Füße stecken in warm gefütterten Schuhen. Seit sechs Uhr in der Früh steht die Studentin zusammen mit ihrer Mutter am Straßenrand im Stadtnorden kurz vor der Autobahnauffahrt und stellt im Minutentakt den Autofahrern immer die selben Fragen: "Wo sind Sie gerade losgefahren?" und: "Wohin fahren Sie jetzt?"

Die Antworten darauf trägt Bracard im Minutentakt per Kreuzchen in einen großen weißen Fragebogen ein. Denn die Befragung muss schnell gehen, schon allein deswegen, um nicht unnötig Stau und Wartezeiten gerade im Berufsverkehr zu produzieren.

Dabei bräuchten die "Interviewer" Fingerspitzengefühl, "sonst wird die Stimmung schnell schlecht", sagt Matthias Düthorn, Polizeihauptkommissar der Polizei Forchheim, der auch mit vor Ort ist. Denn "ein Auto darf man nur anhalten, wenn man hoheitlich tätig ist. Die Befugnis hat die Polizei".

Welch enormer logistischer Aufwand hinter einer solchen Verkehrsbefragung steht, zeigt sich auch schon allein am Personaleinsatz: Denn die Bereitschaftspolizei Würzburg unterstützt an diesem Tag die Forchheimer Kollegen. Mit zwei Bussen sind die Ordnungshüter im Morgengrauen von Unterfranken nach Forchheim gereist. Der erste Trupp mit 31 Polizisten hat sich gegen drei Uhr auf den Weg gen Forchheim gemacht, eine Ablösung aus Würzburg mit 28 Polizisten übernimmt die "Nachmittagsschicht". Befragt wird jeweils zu den Stoßzeiten: In der Früh ab sechs Uhr, mittags zwischen 12 und 14 Uhr und im Feierabendverkehr zwischen 16 und 19 Uhr.

Neun Kontrollstellen gibt es: am Paradeplatz, in der Bamberger Straße, kurz vor der Autobahnauffahrt in Forchheim-Nord, auf der Straße in Richtung Bammersdorf, in der Reuther Straße, auf der Willy-Brandt-Allee, in der Äußeren Nürnberger Straße, der Burker Straße und der Pautzfelder Straße in Buckenhofen winken die Polizisten mit ihren Kellen die Autofahrer auf die Seite.

Wer sich nicht äußern will, der wird weiter gewunken. "Wir zwingen niemanden, an den Verkehrserhebungen teilzunehmen", sagt denn auch Holger Götz vom beauftragten Münchener Ingenieurbüro Gevas. Das Münchener Planungsbüro wurde im Mai vom Stadtrat mit der Erstellung des gesamtstädtischen Verkehrskonzeptes mit dem Schwerpunkt auf der Innenstadt beauftragt (wir berichteten). Parallel zur Verkehrsbefragung wird eine Verkehrszählung durchgeführt: Kleine schwarze Kästchen sind zu diesem Zweck an schwarzen Stangen montiert, die am Straßenrand stehen. "Verkehrszählung. Keine Erfassung von Personen. Keine Radar- oder Abstandskontrolle" informiert ein Schild. Im Anschluss daran werden die Daten beim Verkehrsplanungsbüro Gevas ausgelesen und hochgerechnet, informiert Holger Götz. Das diene als Grundlage für künftige Verkehrsmodelle, erklärt der Experte, etwa, um den Verkehrsfluss einzuschätzen oder auch herauszufinden, ob und an welcher Stelle etwa ein Kreisverkehr Sinn machen könnte.

Freundlich sind an diesem Vormittag fast alle, kann Patty Bracard bestätigen. Sind es morgens die Pendler, die zur Arbeit fahren, sind mittags die Mütter unterwegs, die ihre Kinder von Kindergarten oder Schule nach Hause kutschieren. Oder vier ganz coole Schüler, die bei Nieselregen im offenen Cabriolet lümmeln. In Richtung Hirschaid zum Einkaufen, zur Oma nach Schnaid oder auch zum Einkaufen nach Neuses sind die Autofahrer unterwegs, haben knurrende Vierbeiner und schreiende Kleinkinder an Bord.

Für Patty Bracard wird der Arbeitstag gegen 19 Uhr enden. Zwischen zwei Befragungen wird sie zuhause eine Aufwärm-Pause einlegen, Tee trinken, ein wenig die Füße hochlegen und dann ein weiteres Paar dicke Socken anziehen, bevor sie wieder mit ihrer Mutter an der Straße steht und die Autofahrer fragt: "Und wohin fahren Sie jetzt?"

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