Hallerndorfs Bürgermeister Gerhard Bauer: Wo er herkommt, wie er die Gemeinde führen will

14.4.2020, 12:00 Uhr
Hallerndorfs Bürgermeister Gerhard Bauer: Wo er herkommt, wie er die Gemeinde führen will

© Foto: Ralf Rödel

Angetreten für die Liste der Wählergemeinschaft Hallerndorf (WGH) schaffte er es in die Stichwahl und schlug dort überraschend Amtsinhaber Torsten Gunselmann (CSU) mit 52,43 Prozent der Stimmen.

Für den 47-Jährigen wie auch für seine Frau Kerstin und die drei Söhne Maximilian, Anton und Sebastian wird sich damit einiges ändern. Chef einer Großgemeinde mit über 4200 Einwohnern wird man schließlich nicht alle Tage – und für den bisweilen undankbaren Vollzeitjob des Bürgermeisters braucht es Nerven.

Seit 2014 sitzt der parteilose Bauer für die WGH im Hallerndorfer Ortsparlament. Dass er tatsächlich Gemeinderat werden würde, sei damals nicht abzusetzen gewesen, sagt er. Den "Stand in der Gemeinde" habe er dafür, so seine Selbsteinschätzung, eigentlich noch nicht gehabt, "weil ich zuvor nicht wirklich politisch engagiert war". Umso überraschter sei er hinterher gewesen und umso mehr habe ihn die Wahl gefreut.

Im Gremium stellte der "Neuling" dann aber schnell fest, dass es "sehr viele Parallele zu meinem Beruf gab". Und welchem Beruf? Im Schnelldurchlauf: Nach dem Realschulabschluss ging es für den jungen Gerhard Bauer zur FOS, dann zur Bundeswehr nach Bayreuth und nach dem Pflichtdienst in den Job – mit einer Lehre zum Bauzeichner in einem Forchheimer Ingenieurbüro. Sein Fachgebiet: Tiefbau. "Auf dieser Schiene bin ich geblieben", erzählt er. Sie führte ihn 1999 ins Bauamt Forchheim. Dort arbeitete er sich hoch, trieb die Digitalisierung mit voran und wurde schließlich Sachgebietsleiter im Stadtplanungsamt.

So konnte er als Fachmann im heimischen Gemeinderat "bei vielen Sachen, auch in bautechnischen Fragen, mitreden". Bauer: "Ich habe einfach Gefallen daran gefunden, mich als Vermittler zwischen Bürger und Gemeindeverwaltung einzusetzen." Und so sei das politische Engagement in ihm gewachsen.

Daneben häufte er Ehrenamt an Ehrenamt, unter anderem gehört er dem Vorstand des größten Hallerndorfer Vereins "Zufriedenheit" an, ist Mitglied und Kassenprüfer der Freiwilligen Feuerwehr und Vorstand des örtlichen Fischereivereins. Vor allem Letzteres mache er "leidenschaftlich gern, das prägt mich seit meiner Kindheit". Wobei er in den letzten Jahren immer weniger Zeit zum Angeln fand. Bauer bezeichnet sich als "sehr naturverbunden", man habe dafür ja auch rund um Hallerndorf "eine traumhafte Gegend". Die Natur zu genießen "und einfach mal am Wasser sitzen, wann immer es möglich ist" – sei sein Ausgleich zum Beruf und dem Alltag in der Familie, ("die natürlich immer an erster Stelle steht").

Generell habe er wenig Zeit für Zersteuung, bei Filmen und Musik ("in meiner Jugend durfte es gern rockig sein") haben jetzt die Söhne (sieben, neun und elf Jahre jung) das Sagen, was laufen soll. Wenn die Bauers verreisen – und Urlaub nicht gerade wegen einer Corona-Pandemie unmöglich ist – sind zuletzt innerdeutsche Ziele ("Nordsee bis Chiemsee") angesagt gewesen. "Solange die Kinder noch klein sind, war das besser für uns."

Wo er sich selber politisch verorten würde? Bauer kann das "so nicht sagen". Denn: "Auf kommunaler Eben gibt die Parteizugehörigkeit aus meiner Sicht nicht den zwingenden Ausschlag." Hier sollte man unabhängig von Parteilinien handeln können. "Ich glaube, vor Ort ist es wichtig, die Probleme direkt anzugehen und mit den Leuten zurechtzukommen."

Die Entscheidung, als Bürgermeisterkandidat anzutreten und im Falle der Wahl seinen Job nach mehr als 20 Jahren aufzugeben, um noch mehr Verantwortung zu übernehmen, sei ein "Prozess" gewesen, der sich "über drei, vier Jahre" entwickelt hat. "Ich kümmere mich halt gern darum, dass es den Leuten gut geht. Dass sie zumindest gehört und ernst genommen werden", sagt Bauer. Freilich sei er sich der alten Weisheit ,Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann‘ bewusst; aber: "Ich versuche so nah wie möglich da ran zu kommen."

Und an Aufgaben wird es ihm als künftigem Bürgermeister nicht mangeln. Als da wären: bereits laufende Projekte wie die aufwändige Generalsanierung der Grund- und Mittelschule, der Neubau des Trailsdorfer Kindergartens oder die Ausarbeitung der kurz vor ihrer Vollendung stehenden Isek-Planungen. "Gerade Isek ist auf jede Menge Bürgerbeteiligung angwiesen", so Bauer. "Unabhängig dieser baulichen Geschichten spielt das Thema Senioren ein wichtige Rolle." Rufe aus der Gemeinde zeigten, dass es hier viel Nachholbedarf gebe. Auch dabei will Bauer auf Bürgerbeteiligung setzen, "um zu sehen, was für unsere Senioren vor Ort gebraucht wird".

Auf die obligatorisch letzte unpolitische Frage des Redakteurs (die nach der Henkersmahlzeit) antwortet Bauer augenzwinkernd erst mit einer Gegenfrage: "Zu welcher Jahreszeit?" Antwort: Im Sommer. "Okay, dann a geschnittene Stadtwurst und a frisches Bier." Und wenn es kälter ist? "Rouladen mit Blaukraut und Kloß." Das passt auch zu den drei Eigenschaften, die für Bauer einen guten Bürgermeister ausmachen: "Kommunikativ, wertschätzend und bodenständig."

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