Hat Mann in Forchheim geistig schwer behinderte Frau vergewaltigt?

17.12.2019, 19:39 Uhr
Hat Mann in Forchheim geistig schwer behinderte Frau vergewaltigt?

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Es wird für Markus Reznik und seine Richterkollegen nicht einfach werden, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Denn harte Fakten wie DNA-Spuren oder genitale Verletzungen fehlen. Auch Zeugen des angeblichen sexuellen Übergriffes kann Staatsanwalt Ralph Zenger nicht aufbieten. Obwohl ein Mann, der auf einem Abendspaziergang mit seinem Hund unterwegs gewesen sein soll, dafür sorgte, dass das Opfer entkommen konnte. So kommt der Frau aus Forchheim und deren Glaubwürdigkeit eine zentrale Rolle in dem heiklen Verfahren zu. Denn der Angeklagte lässt die Vorwürfe über seinen Rechtsanwalt Thomas Gärtner aus Bamberg vehement bestreiten.

Nach einem gemeinsamen Eisessen sollen der Angeklagte und seine Bekannte mit dem Fahrrad noch eine Runde gedreht und auf einer Parkbank gerastet haben. Kennengelernt hatten sie sich bei der Arbeit. Er als angelernte Küchenhilfe, sie als Praktikantin eines Lebenshilfe-Projektes.

Schmerzen im Gesäßbereich

In Sichtweite des Main-Donau-Kanals habe er dann seine Hände nicht bei sich behalten können. Zuerst habe er sie festgehalten und an die Brust gefasst, was sie schon abgelehnt hätte. Danach habe er mit offener Hose sie mit Gewalt dazu bringen wollen, "sein Ding in meinen Mund zu nehmen". Als sie schließlich alle verbalen und händischen Attacken abgewehrt habe und gerade dabei gewesen sei, ihr Fahrradschloss zu öffnen, habe er ihr die Hose heruntergezogen. Dann habe sie im Gesäßbereich Schmerzen gehabt.

Schließlich habe sie davonradeln können, weil ein Spaziergänger aufgetaucht sei. Bei der Untersuchung in der Universitäts-Frauenklinik gab es keine Hinweise auf Sperma und auch keine anderen Spuren einer Gewalttat.

Man dürfe ihr nicht alles glauben

Erst am nächsten Tag kam das Geschehen in der Behinderten-Werkstatt ans Licht. Bis dahin hatte die Frau Angst davor, dass der Angeklagte ihr und ihrer Arbeitgeberin etwas antun könne, wie er es an jenem Abend angedroht hatte. Nach der Frühstückspause hatte sich die Frau zuerst Kollegen, dann Mitarbeitern anvertraut. Die schildern die Frau als eine Person mit kindlichem Gemüte, die für Fußballspieler schwärme und bisweilen auch Geschichten erfinde. Man dürfe ihr nicht alles glauben.

Dabei ging es bislang aber nur um Kleinigkeiten. Einen solch gravierenden Vorwurf wie den eines sexuellen Übergriffes habe man von ihr noch nicht gehört. Während sie den Vorfall schilderte, habe die Frau bitterlich geweint, sei aufgewühlt gewesen wie noch nie. Man habe ihr den Schrecken noch angemerkt. Als der Angeklagte sie zwei Tage später per WhatsApp auf eine Pizza habe einladen wollen, habe sie nur bemerkt, dass der doch wohl spinne.

Entscheidung fällt am Mittwoch

Der zweite Verhandlungstag am Mittwoch ab 9 Uhr wird entscheidend für das Verfahren sein. Dann kommt nicht nur die angeblich vergewaltigte Frau selbst zu Wort, um ihre Erlebnisse zu schildern. Eine Diplom-Psychologin wird zudem klären, ob man den Worten des vermeintlichen Opfers auch glauben kann.

Davon hängt für den 36-jährigen Mann, dessen Ehefrau mit ihren vier Kindern auf Grund häuslicher Gewalt vor einem Jahr ins Frauenhaus geflüchtet ist, viel ab. Der psychiatrische Sachverständige, Christoph Mattern aus Bayreuth, wird außerdem berichten, ob der Angeklagte wegen einer Kriegsverletzung aus Afghanistan, als ihn die Taliban für fünf Wochen ins Koma geprügelt hatten, sowie einer Vorgeschichte im Nervenklinikum St. Getreu Bamberg, schuldfähig ist und nicht vielleicht in eine geschlossene Anstalt einzuweisen wäre, um weiteren Schaden von sich und anderen abzuwenden.