Heiligenstadt nimmt eigenes Breitbandnetz in Betrieb

28.7.2020, 15:32 Uhr
Heiligenstadt nimmt eigenes Breitbandnetz in Betrieb

© Foto: Stefan Braun

m Beisein zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft wurde das Ortsnetz für Veilbronn, Siegritz und Leidingshof in Betrieb genommen. Dies ist insofern keine gewöhnliche Inbetriebnahme, da Heiligenstadt das Netz in Eigenregie erstellt und an einen Betreiber verpachtet.

Rüdiger Schmidt ist nicht nur Geschäftsleiter des Marktes Heiligenstadt, sondern auch Geschäftsführer der Breitbande GmbH, einer 100-Prozent Tochter der Marktgemeinde. Lange und ausführliche Reden sind bei ihm eher eine Seltenheit, doch bei der kleinen Feierstunde am Betriebspunkt auf dem Gelände der Kläranlage Traindorf ließ er die Chronologie des Heiligenstädter Breitbandnetzes in einer knapp 30-minütigen Ansprache Revue passieren. Zunächst habe er gemeinsam mit Alt-Bürgermeister Helmut Krämer 2008 an eine Funklösung mit einer Übertragungsrate von 16 Mbit gedacht. "Heute sind wir froh, diesen Weg nicht eingeschlagen zu haben", sagte Schmidt.

Es folgte der Schwenk auf das Bayerische Förderprogramm. Es gab zwei Angebote, die beide vorsahen, Glasfaser in die Kabelverzweigerkästen (graue Käsen am Straßenrand) zu führen und von dort per Kupferader die Anwesen anzubinden. "Dann geschah etwas völlig Ungewöhnliches. Der Marktgemeinderat legte eine Vollbremsung hin und entschied: Wir wollen Glasfaser in jedes Haus." Dazu musste die Gemeinde den Bundesweg mit anderen Fördermodalitäten einschlagen.

Es folgte eine lokalpolitisch-strategische Meisterleistung von Schmidt und Krämer. Ungeahnte Fördertöpfe taten sich auf, "die getroffene Entscheidung, das Breitbandnetz in Eigenregie zu erstellen erwies sich als richtig", so Schmidt. Von den insgesamt zu erwartenden Baukosten von 10,5 Millionen Euro muss Heiligenstadt selbst nur 6,7 Prozent stemmen, das sind knapp 700 000 Euro. Dem stehen künftig regelmäßige Einnahmen durch die Verpachtung des Netzes an die Firma Bisping&Bisping aus Lauf an der Pegnitz gegenüber.

Am Ausbau beteiligt war auch der kommunale Bauhof. Insgesamt wurden 130 Kilometer Leerrohre in den oder zu den 24 Ortsteilen verlegt. 24 Kabelverzweiger wurden errichtet und eine Empfangsstelle (POP) in Veilbronn. "Wir haben eine redundante Anbindung, sowohl nach Nürnberg als auch nach Frankfurt und sind dadurch ausfallsicher", informierte Schmidt.

Begrüßen konnte Bürgermeister Stefan Reichold in Traindorf neben zahlreichen anderen Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft auch die oberfränkische Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner und Andreas Schwarz. Zeulner freute sich, dass hier viel Mut aufgebracht wurde. "Der Betreiber ist ja dankenswerterweise auch ein fränkischer. Mit der Glasfaseranbindung gibt es eigentlich keinen Grund mehr in die Stadt zu ziehen", sagte Zeulner. Es sei "ein entscheidender Moment gewesen, als Helmut Krämer und Rüdiger Schmidt persönlich beim Verkehrsminister waren. Da konnte er nicht mehr anders und musste die Fördergelder freigeben".

Landrat Johann Kalb konnte es sich einen humoristischen Seitenhieb gegen den Alt-Bürgermeister nicht verkneifen: "Helmut Krämer ist ja für seine Penetranz bekannt. Hier habt ihr alles richtig gemacht. Der ländliche Raum lebt davon, dass Glasfaser kommt."

Die Betreiberfirma bietet neben schnellem Internet mit Übertragungsraten von bis zu 1000 Mbit auch 100 frei empfangbare Fernsehsender, teilweise in HD-Qualität, und zahleiche in- und ausländische Pay-TV Programme an. Bis Oktober 2021 sollen alle übrigen Ortsteile angeschlossen werden.

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