"Leid der Menschen ist schwer in Worte zu fassen"

Heiligenstädterin war bei Fluteinsatz dabei: Jetzt will Verein spenden

20.8.2021, 10:41 Uhr
Nach der Flut in Nordrhein–Westfalen und Rheinland-Pfalz boten sich den Helfern solche Bilder. Es galt, Häuser von Schlamm zu befreien, auszuräumen und mit Abbruchhammern und Schaufeln zu entkernen, damit die Grundmauern trocknen können. 

© Dorsch, NN Nach der Flut in Nordrhein–Westfalen und Rheinland-Pfalz boten sich den Helfern solche Bilder. Es galt, Häuser von Schlamm zu befreien, auszuräumen und mit Abbruchhammern und Schaufeln zu entkernen, damit die Grundmauern trocknen können. 

Bei der verheerenden Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verloren viele Menschen ihr Leben. Unzählige stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.

Mit einem Auto voller Spenden machte sich eine Heiligenstädterin auf den Weg nach Euskirchen. Sie wollte einen Bekannten zu seiner Familie bringen, die von der Flut betroffen war, und Spenden abgeben. "Doch als ich vor Ort die Katastrophe sah, konnte ich nicht mehr zurück nach Hause fahren und entschied mich, zu helfen", berichtet Tanja.

Zweieinhalb Wochen war sie im Hochwassergebiet, um Häuser zu entschlammen, auszuräumen, Fliesen, Putz und Estrich hinauszustemmen und so die Häuser bis auf die Grundmauern zu entkernen. "Die Zerstörung und das Leid der Menschen in den betroffenen Gebieten, ist schwer in Worte zu fassen."

Flut in NRW und Rheinlandpfalz: "Nichts mehr als ein Trümmerfeld"

Häuser, die vor der Flut ein Zuhause waren, in denen gelebt und gelacht wurde, waren nichts mehr als ein Trümmerfeld. Geschockt und verzweifelt standen Menschen vor den Trümmern ihrer Existenz und fragen sich, wo sie das Geld für einen Neuaufbau hernehmen sollen. "In Mayschoss und Dernau habe ich mich mit Familien unterhalten, denen es ähnlich geht." Einige Menschen hätten so große Angst vor einer neuen Flut, dass sie teilweise gar nicht mehr zurückwollen.

In Odendorf, Heimerzheim, Essig und Rheinbach, wo Tanja die letzten eineinhalb Wochen verbracht hat, habe es die Menschen nicht ganz so schlimm getroffen - auf den ersten Blick. "In Heimerzheim habe ich ein Ehepaar kennengelernt, das eineinhalb Tage auf ihrer Küchenzeile ausgeharrt hat, bis es mit dem Rettungsboot abgeholt wurde."

Wasser stand nach der Flut tagelang in den Häusern

Das Wasser stand tagelang in den Häusern und hat die Keller und Erdgeschosse unbewohnbar gemacht. "Als wir in der Pause bei Adam auf der Terrasse saßen, stand da ein kleiner Wäscheständer, auf dem 50 Fotos zum Trocknen hingen. Alle Erinnerungen, die ihm die Flut gelassen hat."

Auch in der Krise galt es, nicht den Mut zu verlieren und zusammenzuhalten. Das Motto der Gruppe: „Gemeinsam rein - Wunder vollbringen - Gemeinsam raus.“

Auch in der Krise galt es, nicht den Mut zu verlieren und zusammenzuhalten. Das Motto der Gruppe: „Gemeinsam rein - Wunder vollbringen - Gemeinsam raus.“ © Dorsch, NN

Das Erste, was eine Frau sagte, als die Helfer anrückten, um ihr Haus zu entkernen: "Danke, dass ihr da seid. Ihr seid Helden". Tanja sagt: "Ob wir wirklich Helden sind? Nein, ganz sicher nicht." Aber das Team, das sich vorher nicht kannte, hatte eine Parole, die es zusammenhalte: "Gemeinsam rein - Wunder vollbringen - Gemeinsam raus." Jetzt seien sie Freunde.

Mit Abbruch-, Vorschlaghammern, Meißel, Schaufeln und Eimern zogen sie von Haus zu Haus, um zu entkernen, damit die Grundmauern trocknen können. "Die Schicksale der Menschen haben mich sehr getroffen." Vor Ort zu sein, zu den Trümmern ein Gesicht und eine Geschichte zu haben, sei nochmal was ganz anderes.

Heiligenstädterin hat versprochen wiederzukommen

Nach ihrem zweiten Arbeitseinsatz hat Tanja versprochen, dass sie wiederkommt. Denn bei all der Niedergeschlagenheit seien die Menschen vor allem eins: Unendlich dankbar. "Dankbar, dass man ihnen hilft und dankbar, dass man sie nicht vergisst." Denn es sei auch in einigen Wochen nicht alles wieder gut. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern und unvorstellbar viel Geld kosten.

Die Heiligenstädterin hofft auf finanzielle Unterstützung. Die Hilfsorganisation "Lasst uns gehen" aus Heiligenstadt will die Geschädigten der Flutkatastrophe unterstützen. Wer für die Flutopfer in Nordrhein-Westfalen und Rheinlandpfalz spenden möchte: Raiffeisenbank Heiligenstadt, IBAN: DE 59 7736 5792 0003 221660. Sparkasse Heiligenstadt, IBAN: DE 27 7705 0000 0810 918227.

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