Hilferuf: Absatz von Bauschutt-Verwertern bricht ein

2.8.2019, 06:00 Uhr
Hilferuf: Absatz von Bauschutt-Verwertern bricht ein

© Foto: Marquard Och

Gegenüber dem Gewerbegebiet Büg-Süd betreibt Hermann Plail die vom Vater übernommene Sand- und Kiesgrube. Ein Standbein ist seit 1992 die dreieinhalb Hektar Fläche, auf der aus Bauschutt wiederverwendbare Baustoffe gewonnen werden. Seit drei Jahren ist der Verkauf des Recyclingmaterials eingebrochen – Plail sitzt auf Bergen verschiedenster "Korngrößen".

Damit kein falscher Verdacht entsteht: nicht der Unternehmer hat um Hilfe gerufen, sondern Heinz Marquart. Dem Leiter des CSU-Arbeitskreises (AK) Umwelt- und Kreisentwicklung sind die wachsenden Halden aufgefallen. Absatzsorgen sehen er und der frühere Landtagsabgeordnete im AK, Walter Hofmann, in der Branche überhaupt – egal, ob sie in der Umgebung, Barthelme, Dormann oder Seuberth heißen. Die Voraussetzung für dringend benötigte Wohnungen seien Verwertungsstellen für Bauschutt und Erdaushub.

Petition wird gerade vorbereitet

Seit einiger Zeit fehle die sichere Abnahme der aufbereiteten Materialien durch die öffentliche Hand, Wirtschaft und Privatkunden – "die Kreislaufwirtschaft ist damit unterbrochen", stellte Heinz Marquart fest. In Vorbereitung habe er eine Petition, nach der bei öffentlichen Ausschreibungen Recyclingmaterial zu bevorzugen ist, zum Schutz schon knapper Vorräte des "Rohstoffs Sand". 

Hofmann führte den Radwegbau an, da sei keine Gründung nötig, die 80 Tonnen zu tragen habe. "Ich habe immer mehr Material verkauft als angefahren wurde, bis sich vor drei Jahren das Blatt wendete", erinnerte sich Hermann Plail. Nie habe eine Beanstandung des stets zertifizierten "Schotterersatzes" gegeben, bis der Auftraggeber einer Tankstelle den Einbau kalkhaltiger Mineralien mit der Begründung ablehnte: nicht frostsicher.

"Etwas muss passiert sein"

Im Raum stand damit die Vermutung, "vor drei Jahren muss etwas passiert sein" – bei mehrfachen Nachfragen der Pressevertreter zu den Ursachen, hielt sich die Runde bedeckt. Fest steht jedenfalls, dass recycelte Baustoffe bei öffentlichen Ausschreibungen der Kommunen nicht mehr in Frage kommen, im Wiesenttal darf das Material für den Wegebau nicht mehr eingesetzt werden.

Im Vorstand des Bayerischen Recyclingverbands spricht der "Geologe" Plail ein gewichtiges Wort mit; seine und auch Marquarts Befürchtung ist es, dass sich die Transportkosten von derzeit 19 Euro pro Tonne für gemischtes Material für die wohl anstehende Verbringung in die neuen Bundesländer verdreifachen werde.

Der CSU-Landtagsabgeordnete Michael Hofmann interessierte sich für die Überwachung des Recyclings: Jährlich drei Mal entnimmt ein unabhängiges Institut Proben; nach DIN Norm werden Korngrößen bestimmt und die mineralstoffliche Zusammensetzung festgestellt – untersucht wird die Einhaltung der Grenzwerte für Blei, Cadmium und Arsen – Gefahrstoffe für das Grundwasser. Im Zertifikat ist klassifiziert, wo eine Verwertung zulässig ist und wo nicht.

An einem Beispiel machte Heinz Marquart die manchmal auch Grenzen sprengende "Regelungswut" fest; so sei in "Heilquellwasser" ein Sulfatanteil von 5000 Miligramm pro Liter zulässig – im Bauschutt sind 250 Milligramm die Grenze.

"Mit Kanonen auf Spatzen"

"Man kann sich mit überzogenen Werten auch selbst umbringen, wir müssen da schon aufpassen, dass wir nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen", kommentierte der Wahlkreisabgeordnete in Erwartung einer neuen Leitlinie aus dem Staatsministerium.

Zunächst sei es Aufgabe der Politik, die Bevölkerung über den eigentlich unerschöpflichen Rohstoff der Zukunft aufzuklären. Im Sinn des Klimawandels – verursacht auch durch den höheren Ausstoß von Kohlenstoffdioxid – sei es höchste Zeit zu handeln.

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