"Himmeldonnerwetter": Nachwirkungen des Bürgerentscheids in Eggolsheim

29.5.2020, 07:56 Uhr

© Gemeinde Eggolsheim

Knapp ausgegangen war der Bürgerentscheid zum Baugebiet Schirnaidler Straße. Die Pro-Stimmen überwogen, die Planungen für das umstrittene Baugebiet können weitergehen. Von Nachwehen des Entscheids durchzogen war nun die erste Sitzung des neuen Marktgemeinderats. Bei der Vorstellung des angrenzenden Bebauungsplans "Seniorenwohnen II" kam Martin Albert (JB), der Initiator des Bürgerbegehrens "Wohnraum im Einklang mit der Natur", immer wieder auf seine Anliegen zurück.

Angesichts der 55 Prozent-Mehrheit war Alberts Forderung an die Planerin Christiane Werthmann vom Büro Wittmann, Valier & Partner, es müsse nach den Änderungen des Bebauungsplans – die sich nach der Planauslegung von Dezember bis Januar ergaben – zu einem Dialog kommen. Zusammen mit Martin Distler (Grüne) behauptete Albert, "bis vor zwei Jahren war im Bayernatlas die Obstwiese als Biotop kartiert". Auf Distlers Frage, ob die Kartierung herausgenommen wurde, antwortete die Planerin mit einem klaren "Nein". "Wer nach wie vor behauptet wir hätten ein Biotop eliminiert, da werde ich überlegen, was ich dagegen tue", machte Bürgermeister Claus Schwarzmann (Bürgerbund) deutlich.

Neue Beteiligungsrunde

Es bestünde eine Liste mit 51 Bewerbern um gemeindliche Bauplätze, gab er zu bedenken. "So wie die Entscheidung ausgegangen ist, wird’s gemacht", wiederholte der Rathauschef. "Neue Aspekte habe ich nicht gehört," meinte er und betonte: Nicht irgendwelche Kreise seien für die Planung zuständig, sondern das gewählte Ratsgremium.

Zum Bebauungsplan Seniorenwohnen II und dem weiteren Vorgehen erläuterte Christiane Werthmann, für die 74 Wohneinheiten und geplanten 76 Pkw-Stellplätze sei ein Verkehrskonzept nicht notwendig. Für den Verkehrsfluss in die Ortsmitte sei kein Problem zu erwarten. Nur sechs Obstbäume können nicht erhalten werden, vier davon seien aber ohnehin an der Altersgrenze – nachgepflanzt werde im "Schwedengraben".

Die Sichtbeziehung zum Friedhof werde von Grüngewächs begleitet. In Bezug auf das Glockenläuten merkte CSU-Sprecher Hans-Jürgen Dittmann an, für den Fall von Anwohnerklagen sei auch der stündliche Uhrenschlag in den Plan aufzunehmen. Der Gemeindechef erklärte zur Frage von Bürgerbundrat Stefan Pfister, dass es nun gravierende Änderungen gegenüber der ursprünglichen Planung gebe: die Darstellung des Retentionsraumes und die daraus resultierende Hochwasserlinie. Deshalb sei eine neue Auslegung und Beteiligungsrunde notwendig. Dies sei auch vom Bauträger, der Bamberger Josephsstiftung, gewünscht. Der Satzungsbeschluss ist im Oktober zu erwarten.

 

Bezahlbare Wohnungen als Ziel

 

Bei den Anfragen kam Martin Albert auf den Bebauungsplan Schirnaidler Straße zurück: in der integrierten städtebaulichen Entwicklung (Isek) sei die Obstwiese für die Bebauung mit übergeordneten kommunalen Zielen gewidmet, das jetzige Konzept entspräche dem nicht. "Himmeldonnerwetter, karteln wir nach bis zum jüngsten Tag", polterte Claus Schwarzmann und betonte: die Schaffung von bezahlbaren, barrierefreien Wohnungen für vorwiegend einheimische Familien sei sehr wohl als privilegiert im Sinne übergeordneter kommunaler Ziele anzusehen. Die Verwaltung hat die Kosten der Bürgerentscheide zusammen gestellt – unter dem Strich stehen 14 764 Euro – die größten Posten sind dabei 8170 Euro für das Porto und knapp 3800 Euro für Versandhüllen und Briefumschläge. Schwarzmanns Kommentar: "Demokratie kost' a Geld".

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