"Himmlisches" Spiel mit den Kräften der Natur

2.8.2020, 16:20 Uhr

© Foto: Julian Hörndlein

Samstagmorgen, 10.30 Uhr: Patrick Benoist steht vor seinem Segelflieger auf dem Flugplatz Feuerstein. Zusammen mit Vater Max füllt der 18-Jährige aus Dobenreuth Wasser in die Flügel, 110 Liter passen in den Tank. "Je schwerer der Flieger, desto mehr Höhe kann ich gewinnen", erklärt Patrick. Seit vier Jahren fliegt er selbst, hat das Handwerk auf dem Feuerstein gelernt. "Er kennt nichts anderes als die Fliegerei", sagt sein Vater lächelnd.

Die beiden sind zum Fliegersprint gekommen, einem Wettbewerb, den die Fränkische Fliegerschule EDQE vom 1. bis 8. August veranstaltet. 40 Piloten nehmen mit 35 Segelfliegern an dem Wettbewerb teil. Dabei gibt es zwei Klassen: Die Club-Klasse und die gemischte Klasse. Beide Klassen bekommen täglich eine neue Aufgabe, sie fliegen auf Strecken bis zu 450 Kilometer. Wer am schnellsten ist, bekommt die meisten Punkte in der Wertung.

Bevor es losgehen kann, werden alle Piloten im Briefing über die aktuelle Lage informiert: Aufgrund der Corona-Hygieneregeln müssen Abstände eingehalten werden, auch wird stark auf die Sicherheit geachtet. Das Wetter ist am ersten Wettkampftag alles andere als perfekt: Während jeder Wanderer oder Wochenendausflügler sich – abgesehen von der Hitze – über den Sonnenschein freuen würde, sorgt der wolkenlose Himmel dafür, dass die fürs Segeln wichtigen Aufwinde fehlen – "Blauthermik" nennt sich das im Segeljargon. Deswegen wurde die Strecke auch abgekürzt.

Für Patrick Benoist ist es der erste Wettbewerb dieser Art. Er tritt in der gemischten Klasse an, die eine knapp 212 Kilometer lange Strecke abfliegt. Vom Feuerstein aus geht es Richtung Nordwesten in Richtung Königsberg, anschließend nach Neustadt bei Coburg, bevor die Segler über Warmensteinach wieder zurück fliegen. Trainiert hat Patrick bereits in den vergangenen Tagen – auch bei Wetterlagen, bei denen man unter normalen Bedingungen nicht fliegen würde. Das ist die Herausforderung an Wettbewerben: Dort wird beinahe immer geflogen. Das Training ist notwendig, weil auch die Konkurrenz beim Frankensprint stark ist.

"Eigentlich hätten aktuell die Deutschen Meisterschaften der Junioren stattfinden sollen. Die wurde abgesagt, weshalb jetzt auch hier ganz viele sehr gute Junioren mitfliegen", meint der heimische Nachwuchssegelpilot. Trotzdem ist der Wettbewerb nach langer Corona-Zeit bewusst entspannt gestaltet, auch die Regularien wurden etwas gelockert. Deswegen dürfen beispielsweise auch die Piloten im Flieger wechseln, was unter normalen Umständen nicht erlaubt wäre. "Es soll ja Spaß machen", meint Patrick.

Das ist auch, was ihn beim Segelfliegen antreibt. "Einfach mit der Kraft der Natur große Strecken zurücklegen zu können", sagt Patrick über seine Faszination. Mit seinem Flieger kommt er pro 1000 Höhenmetern 45 Kilometer weit.

Lange Warteschlange

Sein Hauptziel am ersten Wettkampftag ist, die 200 Kilometer bei den besonderen Bedingungen gut hinter sich zu bringen. Bevor es losgehen kann, stellt er seinen Computer ein, bevor er sich mit dem Flieger aufreiht. Knapp eineinhalb Stunden dauert es, bis alle Piloten mittels Schleppflugzeug abgehoben sind und am Horizont verschwinden.

Patrick kommt nach zwei Stunden und 25 Minuten wieder am Feuerstein an. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 87 Kilometern pro Stunde. Mit seiner Leistung ist er zufrieden. "Es lief alles super, das Wetter war besser als erwartet", sagt er abschließend.

 

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