Brandstiftung

Hotel-Brand in Heroldsbach: Bewohner soll Feuer gelegt haben

24.6.2021, 05:48 Uhr
Hotel-Brand in Heroldsbach: Bewohner soll Feuer gelegt haben

Derzeit muss sich ein 84-jähriger Mann vor dem Landgericht Bamberg verantworten. Ihm wird zur Last gelegt, im Oktober 2020 ein Anwesen in Heroldsbach in Brand gesetzt zu haben. Dabei brannte das Dachgeschoss völlig aus. Der Sachschaden wird von der Staatsanwaltschaft Bamberg auf mehr als 500 000 Euro beziffert. Zum Auftakt machte der Angeklagte keine Angaben zur Tat. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Es ist kurz nach zwei Uhr früh, als Richard aus dem Schlaf aufschreckt. Der Mann, dessen Namen wir geändert haben, denkt erst, dass seine Katze am Fliegengitter kratzt. Doch die Geräusche kommen von nebenan. Durch den dichten Qualm kann Richard nicht genau sehen, was da brennt. Er telefoniert nach Hilfe.

Feuerwehr Heroldsbach: "Wir haben ein merkwürdig blaues Licht gesehen."

Nur wenige Minuten später ist die Freiwillige Feuerwehr am Ort. Während vier Kameraden sich um den Wassernachschub kümmern, gehen zwei Feuerwehrleute ins Anwesen. Mit einer Axt schlagen sie ein Fenster ein, kämpfen sich mit Atemschutz im Treppenhaus voran. "Wir haben ein merkwürdig blaues Licht gesehen."

Das deutet darauf hin, dass weder Holz noch Textilstoffe brennen, sondern Heizöl oder der chemisch ähnliche Diesel. "Wir hätten 30 bis 40 Leute gebraucht." Diese kommen in Form weiterer Einsatzkräfte aus Hausen, Wimmelbach, Poppendorf, Oesdorf und sogar Forchheim. Und doch dauert es Stunden, bis die 80 Helfer Entwarnung geben können. Nachdem der Brand einigermaßen unter Kontrolle gebracht worden ist, wird man auf ein knappes Dutzend Eimer, Schüsseln und Wannen aufmerksam.

Behältnisse mit gelber Flüssigkeit verteilt

Die Behältnisse sind im gesamten Gebäude verteilt. In ihnen befindet sich eine gelbliche Flüssigkeit, die von Brandgutachtern des Landeskriminalamtes als Diesel identifiziert wird. Insgesamt findet die Kriminalpolizei Bamberg mehr als 51 Liter des Kraftstoffes. Auch einige schwärzliche Krümel schwimmen obenauf. Bei ihnen handelt es sich nach Erkenntnissen der Fachleute aus München um Reste angezündeten Styropors, die wie ein Docht gewirkt hätten. Wie sich später herausstellt, sind es die Stellen, an denen der Brandstifter den vergeblichen Versuch unternommen hat, den Diesel zu entzünden.

Weil die auf der Flüssigkeit schwimmenden Dämmstoffteile aber zu klein sind, reicht es nicht dazu, den Kraftstoff so weit aufzuheizen, dass er tatsächlich bei 68 Grad Celsius Feuer fängt. So bleibt den anderen Etagen das Schicksal des Dachgeschosses erspart. Weiter oben hingegen hat der Versuch an mehreren Stellen funktioniert. Das Dachgeschoss und der Spitzboden sind ein Raub der Flammen. Nur das beherzte Eingreifen der Feuerwehr kann ein Übergreifen auf die übrigen Stockwerke oder die Nachbarhäuser verhindern.

Verdacht fällt schon bald auf ein Ehepaar

Der Verdacht der Polizei fällt schon bald auf ein Ehepaar. Sie sind die einzigen Bewohner, seitdem das Haus nicht mehr als Hotel genutzt wird. Finden sich doch keinerlei Einbruchspuren, dafür aber versperrte Türen. Der 84-jährige Ehemann ist der frühere Eigentümer, hat die Immobilie vor fünf Jahren jedoch seinem Sohn überschrieben. Seither gibt es einen von beiden Seiten auch vor Gericht erbittert geführten Streit. "Er dachte wohl, er habe ein Wohnrecht", so ein Zeuge. Die Konfrontation mit dem aus Sicht des Angeklagten undankbaren Sohn spitzt sich immer weiter zu. Mehrfach hat der Angeklagte gedroht: "Wenn ich ausziehen muss, werde ich das Haus in die Luft jagen." Nun scheint er diese Ankündigung in die Tat umgesetzt zu haben.

Das Paar kann auf Grund eines Schmierzettels in der Wohnung, auf dem die Flugverbindungen notiert sind, während einer Zwischenlandung in Amsterdam festgenommen werden. Es kommt nicht mehr dazu, dass die beiden zur Schwester der 58-jährigen Ehefrau nach Barcelona gelangen.

Während die Ehefrau wieder auf freien Fuß gekommen ist, sitzt der Angeklagte nun schon mehr als acht Monate in Untersuchungshaft in der Krankenabteilung der JVA Bayreuth. Vor der Zweiten Strafkammer schwieg der Angeklagte zum Auftakt des Prozesses. Das ist sein gutes Recht. Helfen dürfte es aber nicht viel, da seine früheren Aussagen beim Ermittlungsrichter trotzdem verwertet werden dürfen. Die Verhandlung wird am kommenden Montag um 9 Uhr fortgesetzt.

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