ICE wird das Stadtbild verändern

17.7.2012, 18:11 Uhr
ICE wird das Stadtbild verändern

© Roland Huber

Für die einen ist es ein Zug mit mächtig Verspätung, fast 20 Jahre, für die anderen ist es eine neue Baustelle: Seit 1994 ruht das Planfeststellungsverfahren zum ICE-Ausbau der Bahnstrecke im Bereich Forchheim. Nun nimmt die Bahn wieder Fahrt auf: Im Planungs- und Umweltausschuss des Stadtrats wurden die Ausbaupläne präsentiert.

Im Gepäck hatten die Bahn-Mitarbeiter jede Menge komplizierter technischer Zeichnungen. Als Laie ließ sich das farbige Liniengewirr schlecht entwirren, so dass man sich, gewollt oder nicht gewollt, nicht richtig vorstellen konnte, was auf die Stadt zurollt.

Weil sich einige Stadträte damit nicht zufrieden geben wollten (Lisa Hoffmann, Stefan Schick) will die Bahn Fotos vergleichbar ausgebauter Bahnhöfe nachliefern.

Schwer vorstellbar

Wichtig wären bessere Darstellungen zum Beispiel, um einschätzen zu können, wie die Lärmschutzwände das Stadtbild Forchheims verändern werden. Ein heikles Thema. In Bamberg sorgen die Lärmschutzmaßnahmen der Bahn schon seit Monaten für heftigen Protest der Bürger.

Die Forchheimer Stadträte reagierten äußerst verhalten. Einzig FW-Stadtrat Manfred Hümmer befürchtet für Forchheim, dass die Stadt in Ost und West geteilt sein wird. In Kersbach beispielsweise soll die Ostseite Richtung Siedlung mit einem fünf Meter hohen Wall geschützt werden, an der Westseite sind es 3,5 bis fünf Meter. Dann geht es weiter im Bereich Augraben dort wird zu den Siedlern hin der Wall fünf Meter hoch gebaut.

Ab dem Bahnhof wird wohl das längste zusammenhängende Stück Wand errichtet werden, zirka 1,5 Kilometer lang bis Forchheim Nord. Die Höhe variiert zwischen drei und fünf Metern.

Einzig schönmalen lässt sich die Schall absorbierende Mauer: Die Bahn lässt bei der Farbwahl mit sich reden, Rankhilfen für Grünpflanzen sind nicht erlaubt.

Am wenigsten profitieren wohl die Bürger im Stadtnorden vom Ausbau der Bahnstrecke. Die Adalbert-Stifter-Schüler werden zwar durch die neuen Schutzwände nicht mehr so viel Lärm ertragen müssen, die Hoffnungen auf eine eigene Haltestelle der S-Bahn in Forchheim-Nord müssen sie und die zirka 5000 Nordstädter aber begraben.

Nicht genug Druck gemacht

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat keinen Haltepunkt bestellt, hieß es im Planungsausschuss. „Das missfällt uns sehr“, erklärte CSU-Stadtrat Udo Schönfelder. Sein SPD-Kollege Reinhold Otzelberger hatte auch schon einen Schuldigen ausgemacht: Die Politik, besser gesagt die Staatsregierung, die nicht genug Druck gemacht hat. Oberbürgermeister Franz Stumpf hat die beiden Forchheimer Landtagsabgeordneten aktiviert, sich für die Haltestelle einzusetzen. Viel Hoffnung hegt er nicht. Er hält die „nicht förderliche“ Diskussion um den Realschulstandort Baiersdorf für einen maßgeblichen Faktor, der die Eisenbahngesellschaft hat zweifeln lassen.

Besonders hart trifft es die Anwohner der Jean-Paul-Straße: Sie müssen praktisch ihre Vorgärten für die neuen Gleise hergeben und bekommen dafür eine Lärmschutzwand vor die Nase gesetzt.

Die Bahn wird sich von Kersbach aus vorarbeiten. Anfang 2016 soll dort begonnen werden. Jeweils östlich und westlich der jetzigen zwei Gleise werden die neuen Gleise für die Hochgeschwindigkeitszüge gebaut werden – ohne Bahnsteig.

Mit 230 Stundenkilometern rauscht der ICE dort entlang. Einen neuen Bahnsteig in der Mitte wird es für die zwei inneren Gleise geben, die künftig für den Regional- und Güterverkehr reserviert sind. Der Zugang soll über die Brücke erfolgen, für die Bahnfahrer könnte es umständlich werden. „So richtig rund ist die Lösung noch nicht“, urteilte Oberbürgermeister Franz Stumpf. Das Problem Barrierefreiheit wird mit dem Ausbau gelöst sein. Sowohl in Kersbach als auch am Bahnhof Forchheim werden Aufzüge gebaut (wir berichteten).

Mehr Platz für Pendler

Der Zugang zu den Gleisen am Bahnhof wird durch ein neues Tunnel, das direkt in den Pendlerparkplatz mündet, ermöglicht. Für die Pendler entspannt sich die Situation zusätzlich, weil der Parkplatz vergrößert werden soll, so Stumpf. Grundstücksverhandlungen mit der Bahn laufen, der Landkreis soll auch zur Kasse gebeten werden, „weil die Pendler ja nicht nur aus Forchheim kommen“.

Die Eisenbahnbrücke wird ihr Gesicht verändern. Zwischen Fahrbahn und Gehweg soll ein so genannter Anprallschutz, eine ein Meter hohe Betonwand, hochgezogen werden.

Viel gravierender sind die Auswirkungen für die Piastenbrücke. Das Bauwerk muss erneuert werden, eine stützenlose Stabbogenbrücke ist geplant. Dazu wird der Zugang zum Kellerwald zirka ein Jahr lang gesperrt werden müssen.

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