Absatzgenossenschaft

Igensdorf: Obstanbauer klagen über Ernteausfälle und enormen Preisdruck

10.10.2021, 20:00 Uhr
Igensdorf: Obstanbauer klagen über Ernteausfälle und enormen Preisdruck

© Rolf Riedel, NN

Wohl niemand der Mitglieder der Absatz- und Verwertungsgenossenschaft für Obst und Gartenbauerzeugnisse zeigte sich vom Inhalt des Geschäftsberichtes, den die Geschäftsführerin Tina Weishaupt anlässlich der Generalversammlung gab, sehr überrascht. Als Obstanbauer und Anlieferer kannten sie bereits aus eigener Erfahrung die wetterbedingten Ernteausfälle im Geschäftsjahr 2020.

Wärme und dann Frost

Zuerst die Trockenheit, der dann folgende frühe Wärmeeinbruch und der späte Frost im Mai ließen die Ernte schrumpfen. Glücklicherweise war die Einbuße bei den Umsätzen nicht so hoch, weil die angelieferte, wenn auch deutlich weniger Ware erfolgreich vermarktet werden konnte.

Dramatischer Rückgang

Wie Geschäftsführerin Tina Weishaupt berichtete, sank die Absatzmenge bei Kirschen im Vergleich zum Vorjahr dramatisch um 77 Prozent auf knapp 210 Tonnen, der Umsatz sank nur um 57 Prozent.

Bei den Zwetschgen war die Differenz noch deutlicher mit 57 Prozent weniger Absatzmenge gegenüber 28 Prozent weniger Umsatz. Mit diesen Erzeugnissen, zu denen auch Beeren gehörten, erzielte die Genossenschaft über 800.000 Euro Warenumsatz. Die Franken Obst, der Zusammenschluss der drei regionalen Obstmärkte, deren Geschäftsführung ebenfalls in den Händen Tina Weishaupts liegen, verzeichnete knapp zwei Millionen Euro Umsatz.

Dennoch gutes Geschäftsergebnis

Die von Steuerberater Herbert Göring präsentierten Bilanzzahlen wiesen einen Jahresfehlbetrag von 110.000 Euro aus. Trotzdem konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Burkhard ein gutes Geschäftsergebnis verkünden, das von Mengenrückgang und starker Marktkonkurrenz aus dem Ausland geprägt war. Abgerundet wurde das Bild von Oberrevisor Alexander Löw vom Genossenschaftsverband Bayern, der dem Vorstand ein Prüfungsergebnis ohne Beanstandungen attestierte, sodass Vorstand und Aufsichtsrat ohne Gegenstimme entlastet werden konnten. Wiedergewählt wurde Markus Zeiß als Vorsitzender und der frühere Geschäftsführer Herbert Hubmann als stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes, sowie drei turnusgemäß ausgeschiedene Mitglieder des Aufsichtsrates.

Mehr Unterstützung gefordert

„Mit diesen Preisen können wir den Obstanbau in der Fränkischen nicht halten“, tönte es aus der Versammlung. „Gute Preise wünschen wir uns alle", antwortete Vorstandvorsitzender Markus Zeiß, der dies mit dem immensen Druck durch Importe speziell aus der Türkei begründete, die durch die dortige Währungsabwertung besonders günstig in den deutschen Handel drängten. Von den Politikern wird immer wieder mehr Unterstützung für den heimischen Anbau durch Zölle auf die billigen Importe aus nicht EU-Ländern, mehr Augenmaß bei Mindestlohnregelungen für Saisonarbeiter, sowie praxisnahe und beschleunigte Pflanzenschutz-Zulassungen gefordert.

Dass der mehrfache Wechsel von Pflanzenschutzwirkstoffen als gute fachliche Praxis gilt, die durch fehlende Optionen nicht umsetzbar ist, wurde ebenfalls aus dem Forum kritisiert. „Das funktioniert in der Praxis oft nicht so, wie man sich das am Schreibtisch vorstellt!“ All die Mühe zur Verbesserung der Haltbarkeit und das Aussortieren von Teilen der Ernte bringe nichts, wenn die frische Ware dann wegen fehlender Behandlung im Regal verderbe. Noch immer sind die fränkischen Obsterzeuger auf der Suche nach Wirkstoffen, die den Erfordernissen des Handels und der Anbauer gerecht werden können, um nicht nur hochwertiges, sondern auch haltbareres Obst anbieten zu können. Sie tauschen sich über ideologische Grenzen zwischen integriertem und ökologischen Anbau aus, immer auf der Suche nach tragfähigen Lösungen für die Zukunft, um so dem fränkischen Erwerbsobstanbau das Überleben zu sichern.

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