Igensdorf: Wird der Netto-Umbau wegen Corona verschoben?

19.3.2020, 17:40 Uhr
Igensdorf: Wird der Netto-Umbau wegen Corona verschoben?

© Foto: Petra Malbrich

Wegen der geplanten Umbaumaßnahmen wurde der Nett-Markt in Igensdorf nicht mehr wie gewohnt beliefert und nicht mehr alle Waren sind erhältlich. Doch dann kam die Corona-Krise, die gerade die Supermärkte fordert und ältere Leute oder Menschen ohne Auto vor eine harte Probe stellen. Die beiden anderen Märkte in Igensdorf und in Gräfenberg haben deshalb ein höheres Einkaufsaufkommen.

"Die Geflüchteten aus Weißenohe gehen zu Fuß im Netto einkaufen, die haben kein Auto", sorgt sich eine Flüchtlingshelferin um ihre Schützlinge, die den 300 Meter weiten Rad- und Fußweg von Weißenohe zum Ortseingang in Mitteldorf nutzen, um im Netto-Markt die Lebensmittel zu kaufen. Der zweite Supermarkt, der Edeka- Markt, ist ein paar Kilometer weiter, beim Bahnhof in Igensdorf. Für Menschen mit fahrbaren Untersatz kein Problem. Sie fahren auch nach Gräfenberg, um dort im Rewe-Markt einzukaufen. "Ich mache mir Sorgen. Der Netto hat jetzt schon nicht mehr alles, es wird dann im Edeka viel enger! Kann nicht die Gemeinde da einen Stopp einlegen?", meint eine andere Bürgerin, die sich mit ihren Sorgen an die Grünen-Gemeinderätin Barbara Poneleit gewendet hat. Vor allem sollte mit der Maßnahme auch das Einkaufsaufkommen der anderen beiden Märkte entzerrt werden.

Auch Bürgermeister Wolfgang Rast weiß von diesen Sorgen der Bürger und versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen. "Ich versuche schon den ganzen Morgen, den Expansionsleiter von Netto zu erreichen, ob in dieser Sache etwas machbar wäre", sagt Rast. Aus baurechtlicher Sicht kann die Gemeinde nichts ausrichten. Das Baurecht gibt dem Gemeindechef keine Möglichkeit, den Bau zu stoppen. Da wäre das Landratsamt zuständig. "Ich weiß nicht, inwieweit wir ihn zwingen können. Wir greifen hier in einen laufenden Betriebsprozess ein", so Rast. Wenn, dann müsste der Expansionsleiter den Umbau in die Zukunft verschieben. Das sieht auch das Landratsamt so. "Wir können nicht eingreifen, da die Versorgung mit den anderen Märkten gesichert ist", sagt Pressesprecher Holger Strehl.

Allerdings versucht Wolfgang Rast noch andere Möglichkeiten auszuloten. Er versucht gerade über den Infektionsschutz oder den Katastrophenalarm einen Baustopp zu erreichen. Das Infektionsschutzgesetz könne allerdings nicht von ihm selbst angewendet werden, weshalb Rast bereits an das Gesundheitsamt Forchheim geschrieben hat.

Doch auch hier sieht das Landratsamt wenig Chance. "In die Planungen des Eigentümers kann auch mit Hilfe des Infektionsschutzes nicht eingegriffen werden", so Strehl. Wie es dann ist, wenn mit dem Bau begonnen wurde, werde sich zeigen, denn es komme auf die gesetzlichen Schutzbestimmungen an. Über diese weiß noch niemand Bescheid. Bleibt nur, sich direkt an den Bauherren zu wenden. Das hat Gemeinderätin Barbara Poneleit bereits getan und mit Netto telefonisch Kontakt aufgenommen. "Meine Bitte und Appell wurde aufgenommen und wird weiter geleitet", informiert sie.

Zudem bekam Poneleit die Information, dass sich jeder Bürger unter: https://www.netto-online.de/kontakt melden könne. "Man muss unter dem Stichwort Filiale unsere Filiale eingeben, dann seinen Namen und das Anliegen: Bitte stoppen Sie den Abriss, um die Versorgung zu sichern, eintippen und versenden", erklärt sie. Das haben nun einige Bürger bereits gemacht.

Auch wenn es für ältere Bürger oder solche ohne Auto schwierig wird, ihre Lebensmittel einzukaufen, so ist die Versorgung mit dem zweiten Markt in Igensdorf doch sichergestellt. "Es sind die Hamsterer, die das Leben schwer machen", meint Rast. Doch Angst sei ein schlechter Ratgeber. Ebenso schlecht wie die Sorglosigkeit, wenn Leute mit Kindern trotz der geschlossenen Spielplätze sich dennoch dort aufhalten.

"Es gibt auch vernünftige Leute", betont Rast und verweist damit auch auf die Nachbarschaftshilfen, die gut funktionieren und Mitbürgern anbieten, die Einkäufe zu erledigen. Möglicherweise wäre das eine Grundlage, auch nach der Krise Hilfe zu leisten. Barbara Poneleit ist gerade dabei, eine Nachbarschaftshilfe zu initiieren und hat auch privat älteren und jüngeren gefährdeten Menschen Hilfe angeboten.