Im Clinch mit der Molkerei: Die Bauern sind frustriert

20.11.2020, 06:04 Uhr
Im Clinch mit der Molkerei: Die Bauern sind frustriert

© Foto: Stefan Braun

Taschner hatte das Schreiben gemeinsam mit Judith Galster entgegengenommen. "Wir wollen eine Kooperation, keine Konfrontation", hatte der Landwirt gegenüber Werksleiter Sascha Röhrer betont, der den vom Vorstandsvorsitzenden Thomas Obersojer und Winfried Meier, einem weiteren Vorstandsmitglied, unterschriebenen Brief der Geschäftsleitung den Landwirten überreicht hatte. Röhrer hatte da bereits darauf hingewiesen, dass der Preis "vom Markt" komme.

Das Marktumfeld in Deutschland mit einem hohen Grad an internationaler Verflechtung lasse eine flächendeckende Anhebung des Preisniveaus nicht zu, heißt es in dem Papier. Nichtsdestotrotz sei man als Genossenschaft verpflichtet, die Rohmilch der Landwirte bestmöglich zu verwerten und arbeite daher an Strategien, über die ein höherer Preis am Markt erzielt werden könne, "der am Ende unseren Landwirten zugutekommt."

Konkrete Antwort vermisst

Die Mitglieder der Genossenschaft könnten die Unternehmensstrategie mitgestalten, heißt es weiter: "Als genossenschaftliches Unternehmen sind wir bestrebt, bestmöglich zur Lösung der offensichtlich bestehenden Probleme beizutragen." Außerdem ist die Rede von höherer Wertschöpfung, dem baldigen Start einer gemeinsamen Branchenkommunikation Milch und einer höheren "Wertschätzung der Leistungen unserer heimischen Milcherzeuger."

Unterstützung bietet die BMI bei Diskussionen mit Entscheidungsträgern von Politik und Verwaltung wegen der immer höheren Auflagen an. Hier solle eine Abmilderung geschaffen werden, da die entstehenden höheren Kosten in der Praxis nicht durch höhere Preise kompensiert werden könnten. Der abschließende Appell: "Gemeinsam können wir die vorhandenen Stellschrauben nutzen und Lösungen finden". Diese Feststellungen führten zu dem eingangs zitierten spontanen Kommentar von Taschner.

Denn: Die Landwirte hatten sich konkretere Aussagen zu ihren konkreten Forderungen gewünscht. "Wir sind der Ansicht, dass sich die BMI mit dem Antwortschreiben ziemlich herausredet und den ,Schwarzen Peter‘ irgendwie anderen zuschiebt, unter anderem auch dem Weltmarkt", erklärten sie in einer Stellungnahme. Der BMI in Bayern, speziell in Ebermannstadt, wird der Bezug zur Regionalität darin teilweise abgesprochen, denn die BMI habe auch Standorte in Sachsen-Anhalt, von wo aus auch Milch nach Bayern komme.

"Unterdurchschnittlicher" Preis

Insgesamt gehören der BMI 1200 Erzeuger in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt an: "Der Preis, den die BMI an die Erzeuger zahlt, ist unterdurchschnittlich. Heuer im Mai lag der Tiefpunkt bei 29,1 Cent pro Kilo, das ist eine Differenz von drei Cent zu anderen Molkereien."

Als Ursache hierfür wird unter anderem eine Fehlkalkulation bei einem neuen Werk der BMI in Sachsen-Anhalt gesehen, das statt 70 Millionen Euro am Ende 110 Millionen Euro gekostet hätte. Dort sei auch die Käseproduktion schlecht angelaufen; diese Umstände würden nun auf dem Rücken der Milchbauern durch geringere Erzeugerpreise ausgetragen. Und dies habe auch dazu geführt, dass Milchbauern ihre Milch woanders hin liefern würden.Die täglich angelieferte Milchmenge ist bei dem Werk der BMI in Ebermannstadt allerdings innerhalb von drei Jahren von 137 Tonnen auf 171 Tonnen angestiegen, wie die BMI-Pressestelle berichtet.

Andere Molkereien, so die Landwirte weiter, würden ihre Produkte auch ganz anders bewerben. Dort würde die Regionalität stärker hervorgehoben, wohingegen die BMI ihre Produkte regelrecht "verscherbeln" würde. Als Positivbeispiel wurde die Molkerei "Berchtesgadener Land" genannt, die ihren Bauern kontinuierlich 44 Cent zahlen würde. "Die bewerben aber auch ihre Produkte ganz anders. Sie arbeiten auch heraus, was die Bauern für ihre Abnehmer tun, zum Beispiel für das Tierwohl. Das wird vom Verbraucher honoriert", so die Landwirte unisono.


Landwirte protestieren vor Lidl-Zentrallager in Eggolsheim.


Die BMI hingegen schiebe die Probleme weiterhin auf den Weltmarkt. Man erwarte nicht, dass der Preis um 20 Cent angehoben werden solle, die BMI müsse aber mehr aus ihren Möglichkeiten machen. Molkereien hätten Spielräume, meinen die Bauern, und sollten gemeinsam mit den Landwirten die Verbraucher darüber informieren, was die Bauern alles leisten. Dann wären ihrer Ansicht nach auch höhere Preise auf dem Markt möglich "und der Erzeuger könnte besser für seine Leistung honoriert werden".

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