Im Medical Valley gehen Lichter für gesunde Ideen auf

6.8.2018, 06:00 Uhr
Im Medical Valley gehen Lichter für gesunde Ideen auf

© Foto: Roland Huber

Es waren einmal zwei Firmen. Die eine, Sports Innovation Technologies (SIT), ging an den Start, um mit seinen "Exerlights" das Fußballtraining zu revolutionieren (wir berichteten mehrfach). Bei der anderen, waaf.net, arbeiten Experten im Bereich E-Business und helfen Firmen bei der Digitalisierung ihrer Produkte und Angebote sowie beim Online-Handel. Beide Unternehmen mieteten sich vor mehr als einem Jahr ins Forchheimer Medical Valley Center ein, zufällig auf dem gleichen Flur – "und hier begann eine große Lovestory", sagt Julien Denis, Geschäftsführer von SIT.

Beim gemeinsamen Kaffee holen kamen sie ins Gespräch, tauschten sich über ihre Geschäftsideen aus — und kamen schnell zu dem Punkt: "Wir können uns gegenseitig unterstützen", so Achim Schmidt, Geschäftsführer von waaf.net.

Das sei nicht selbstverständlich, sondern eine besondere Eigenart des Medical Valley Centers. "Hier ist alles offen, man kommt zwangsweise mit den Leuten in Kontakt", erklärt er. Zugleich herrsche hier eine Gründermentalität, die es anderswo nicht gäbe. "Ich komme aus Lichtenfels und habe bis jetzt immer wieder die Erfahrung gemacht, dass in Deutschland ein Unternehmer dem anderen den Erfolg neidet", meint er. Im Medical Valley Center sei das anders, und das will Schmidt nicht nur auf die Erfahrungen mit den Kollegen von SIT beziehen. "Hier herrscht ein Klima des Austauschs und man gönnt den anderen den Erfolg."

Diese Atmosphäre habe auch dazu geführt, dass die Kollegen von waaf.net und SIT ihre Ideen austauschten und gegenseitig weiterspannen. "Zunächst hat uns waaf.net informell geholfen, die Homepage erneuert oder uns mit einem Warenwirtschaftssystem unterstützt", erklärt Julien Denis. Nun wollen die beiden Firmen die Zusammenarbeit intensivieren und dafür sogar eine eigene neue Firma gründen. "Einen Vorvertrag gibt es schon", erklärt der SIT-Geschäftsführer.

Nötig und möglich macht die neue Form der Kooperation die Weiterentwicklung der LED-Trainingshilfe "Exerlights". Die hatte der Erlanger Sport-Professor Matthias Lochmann eigentlich entwickelt, um im Fußballtraining bestimmte Einheiten durch optische Reize und mit Unterstützung einer Handy-App in Echtzeit zu trainieren (wir berichteten).

Nun will das junge Unternehmen die Entwicklung auf den Gesundheitsmarkt überführen. "Der Ansatz ist, dass die Leute sich mehr bewegen und dafür kann die Kopplung von realer und virtueller Welt, wie sie bei Exerlights stattfindet, sorgen", erklärt Lochmann. Über die vier aufeinander aufbauenden Punkte "Wahrnehmen – verstehen – entscheiden – ausführen" soll Bewegung zum Beispiel in Alten- und Pflegeheimen oder auch im Rehabereich gefördert werden.

Mit den Exerlights seien – genauso wie im Fußballtraining – Spiele oder Übungen in Echtzeit mit verschiedenen Ausgängen möglich. "Damit wird dem Patienten ein Stück Autonomie zurückgegeben. Er darf entscheiden, wie er die Übung beendet und macht sie damit zu seiner Übung."

Ziel ist, weniger monoton zu üben, sondern abwechslungsreich und genau so, wie es dem jeweiligen Patienten Spaß macht. "Dadurch erhöht sich auch die Akzeptanz", so Lochmann.

Noch ist das Projekt am Anfang, doch einige Krankenkassen haben bereits Interesse signalisiert. Finanziert werden soll die neue Entwicklung durch eigene Mittel — "wir arbeiten inzwischen umsatzfinanziert", freut sich SIT-Geschäftsführer Julien Denis. Aber auch öffentliche Fördermittel des Freistaates seien denkbar.

Klappt der Einstieg in den Gesundheitsbereich, könnte es für die beiden Unternehmen SIT und waaf.net eine große Nummer werden — und damit auch für die Stadt Forchheim als großen Treiber für die Ansiedlung des Medical Valley Centers. Und so freut sich auch Forchheims Wirtschaftsförderer Viktor Naumann über die Zusammenarbeit. "Es ist die erste Kooperation im Medical Valley Center", erklärt er und freut sich besonders, "dass sich hier zwei Unternehmen verzahnen, die aus verschiedenen Bereichen kommen und gemeinsam neue Produkte entwickeln". Und auf diesen könnte bald "made in Forchheim" stehen.

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