23 Einrichtungen betroffen

Immer mehr Corona-Infektionen in den Kindertagesstätten im Landkreis Forchheim

26.1.2022, 06:00 Uhr
Drei Mal pro Woche werden die Kindergartenkinder getestet. Ist der Test - wie auf diesem Symbolbild - negativ, geht’s in die Kita.

© imago images/IlluPics, NN Drei Mal pro Woche werden die Kindergartenkinder getestet. Ist der Test - wie auf diesem Symbolbild - negativ, geht’s in die Kita.

"Ja, wir merken ein verstärktes Infektionsgeschehen in den Kindertagesstätten im Landkreis Forchheim", erklärt eine Sprecherin des Landratsamtes. Aktuell seien 23 Kindergärten und -krippen betroffen, elf Gruppen komplett geschlossen. Dort gab es jeweils mehr als drei Fälle.

Die Kinder von Bettina H. (Name geändert) gehören dazu. Und was von außen nach nüchterner Statistik klingt, fühlt sich für sie als Betroffene ganz und gar nicht so an. Denn nicht nur ihre zwei Kinder – beide besuchen dieselbe Einrichtung, aber unterschiedliche Gruppen – sind coronapositiv, auch sie und ihr Mann.

Was sie ärgert: Alle Schnelltests ihrer Kinder waren negativ. Erst als ihr eigener, den sie eines Morgens gemacht hat, weil sie mit leichtem Halskratzen aufwachte, positiv ausfiel, fielen die Infektionen auf. Ein PCR-Test, der anschließend beim Kinderarzt durchgeführt wurde, zeigte: Auch die beiden Kinder waren positiv, besuchten aber vor dem positiven Schnelltest der Mutter noch den Kindergarten.

Gleichzeitig erreichte die Familie an diesem Tag eine E-Mail des Kindergartens, dass weitere positive Corona-Fälle aufgetaucht seien. Zumindest einige davon nicht im Schnelltest, sondern erst im PCR-Test nachgewiesen. Trotz Symptomen. Die zwei betroffenen Gruppen wurden geschlossen, die Kinder in Quarantäne geschickt.

Bettina H. ist sich sicher: "Hätten wir einen PCR-Pooltest gehabt, wäre dieser positiv ausgefallen, bevor sich so viele Kinder angesteckt hätten." Schon lange habe dies der Elternbeirat der Einrichtung gefordert. Doch umgesetzt worden sei es nie. Und jetzt, angesichts von Omikron, fragt sie sich, "ob es nicht schon zu spät ist, für die Pooltestungen". Sie klagt an: "Jetzt rauscht das Virus durch die Kinder nur so durch."

Der Fall von Bettina H. ist in diesen Tagen kein Einzelfall. Auch Sabine F. (Name geändert) hat erlebt, wie das Virus die Kindergartengruppe ihres Sohnes traf – und nur auffiel, weil der Bruder eines Kindergartenkindes beim Pooltest in der Schule positiv getestet wurde. Unter den Kindern, deren Eltern sich anschließend bei ihrem Kinderarzt um PCR-Tests bemüht haben, kamen weitere Infektionsfälle dazu. Die Gruppe wurde geschlossen. Ihr Sohn hat es nicht bekommen. Aber auch Sabine F. sagt: "Die PCR-Tests schlugen an, bevor die Kinder Symptome bekommen haben, die Schnelltests waren da noch alle negativ."

Mit diesem Formular müssen Eltern nachweisen, dass der Selbsttest beim Kind negativ war. 

Mit diesem Formular müssen Eltern nachweisen, dass der Selbsttest beim Kind negativ war.  © Stefan Hippel, NN

Die Sprecherin des Landratsamtes möchte das relativieren: "Der PCR-Test schlägt bereits an, wenn die Viruslast relativ gering ist. Die Betroffenen haben dann meist noch keine Symptome und sind wahrscheinlich auch nicht ansteckend." Aus diesem Grund werden Grundschulkinder, die von Corona genesen seien, auch vier Wochen lang von den Pooltests in den Schulen ausgenommen. "Denn bei ihnen würden die Tests noch positiv ausfallen, obwohl die Viruslast unter der Grenze der Infektiösität liegt." Die Einschätzung im Landratsamt: Wenn die Betroffenen infektiös seien, funktioniere der Schnelltest.

Dass sich Eltern und auch Einrichtungsleitungen im Landkreis trotzdem eher die Pooltests wünschen, kann sie verstehen. Es gebe diesbezüglich relativ viele Anfragen im Landratsamt, erklärt sie. Noch aber werde es in keiner Einrichtung umgesetzt. "Zuständig sind die Träger, für die der organisatorische Aufwand, allerdings schwer zu bewältigen wäre", erklärt die Sprecherin. Für das Einsammeln der Proben und den Transport zum Labor müsste man ja fast jemanden einstellen oder extern beauftragen, meint sie. Und nach den neuesten Meldungen über Kapazitätsengpässe in den Laboren und Prioritäten bei PCR-Tests sei sowieso fraglich, ob die Einführung zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch möglich sei.

Das sieht man auch in der Stadt Forchheim so. Aktuell seien die Labore mit der Auswertung der PCR-Tests überlastet, weshalb eine Pooltestung keinesfalls schneller Ergebnisse erzielen würde, teilt eine Stadt-Sprecherin auf Anfrage mit. Und weiter: "Zudem ist vor allem der personelle (Durchführung) und logistische (Suche und Beauftragung von Laboren) Aufwand für die PCR-Pooltest-Methode zurzeit von der Stadtverwaltung nicht realisierbar."

Auch Jens Kuppert hat in dieser Hinsicht Zweifel. Er ist Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft (Arge) "Katholische Kitas am Tor zur Fränkischen Schweiz" und bestätigt für seine 15 Einrichtungen in den vergangenen ein bis zwei Wochen ebenfalls so einige Infektionsfälle. Dennoch ist er der Meinung: Die Kontrolle via Schnelltests laufe sehr gut. Drei Mal pro Woche haben Eltern – wie in allen Kitas in Bayern – die Pflicht, ihre Kinder mit einem Selbsttest zu testen. Das negative Ergebnis halten sie in einem Formular fest, das sie vor Eintritt in den Kindergarten vorzeigen. "Nur eine Einrichtung hat bislang den Wunsch nach Pooltests geäußert." Doch auch Küppert hält den Aufwand dafür für sehr hoch. "Wir müssen uns den Einzelfall anschauen und die Sache prüfen", sagt er dazu.

In Eggolsheim und Egloffstein seien an die dortigen Bürgermeister noch keine Wünsche nach Pooltests herangetragen worden. Natürlich gibt es auch in beiden Gemeinden immer wieder Fälle in Kindertagesstätten, aber Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch hat den Eindruck, dass sich "die Eltern sehr umsichtig verhalten und ihre Kinder selbst bei einem kleinen Verdacht lieber nicht in die Einrichtung geben, als dass sie das Risiko eingehen, andere Kinder beziehungsweise Betreuungspersonen anzustecken."

Was in den Einrichtungen der beiden Gemeinden der Fall ist: Sie haben schon seit dem Herbst Luftfiltergeräte im Einsatz. "Ich war ja auch skeptisch anfangs, aber sie haben ihre Daseinsberechtigung", sagt Förtsch. Zusammen mit allen anderen Hygienemaßnahmen bilanziert er: "In Summe gesehen sind wir dadurch bisher relativ glimpflich durch diese für alle Beteiligten schwierige Zeit gekommen und hoffen, dass dies auch weiterhin so bleibt."

In den kommunalen Kitas der Stadt Forchheim wartet man indes noch auf den Einsatz der Luftreiniger. Die Lieferung sei von den Herstellern für die vierte bis fünfte Kalenderwoche angekündigt, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Ein genauer Termin liege noch nicht vor.