In Forchheim darf der Bürgermeister auch mal im Geld baden

25.2.2021, 13:06 Uhr
Forchheim hat ziemlich viel Geld - vor allem dank sprudelnder Gewerbesteuer-Einnahmen.

© Stefan Hippel Forchheim hat ziemlich viel Geld - vor allem dank sprudelnder Gewerbesteuer-Einnahmen.

 2017 verzeichnete die Stadt Forcheim noch mickrige 15,6 Millionen Euro, ein Jahr später 25 und 2019 dann 38 Millionen Euro an Gewerbesteuer-Einnahmen. 2020 dann der Hammer: 46,3 Millonen Euro. Und in diesem Jahr sollen es nochmal mehr sein. Da kommen (mehr oder weniger) ernste Frage auf. NN-Redaktionsleiter Ulrich Graser hat sie Bürgermeister Udo Schönfelder gestellt.

Herr Schönfelder, Sie müssten sich doch zurzeit fühlen wie Dagobert Duck. Wo nehmen Sie Ihr tägliches Taler-Bad?

Herr Graser, Sie haben mich ertappt! Es handelt sich um eine streng vertrauliche Angelegenheit. Im zweiten Untergeschoss der Kämmerei existiert ein Tresorraum. Darin befindet sich neben den Goldvorräten eine versilberte Zink-Badewanne aus fürstbischöflicher Zeit. Und in dieser nehme ich sonntags in der frühen Morgenstunde mein wöchentliches Taler-Bad. Begleitet werde ich von einer güldenen Quietsche-Ente, meinem Rückenschrubber mit Einhornborsten sowie der Sonntagsausgabe des Wallstreet-Journals und des Entenhausener Börsenkuriers.

(Finanz-)Bürgermeister Udo Schönfelder (CSU).

(Finanz-)Bürgermeister Udo Schönfelder (CSU). © Ralf Rödel

Geben ist seliger denn nehmen: In welcher Form werden Sie den Forchheimern mal Geld zurückgeben?

Sie haben recht! Zunächst war ich streng dagegen. Weil wir ja vorausschauend auch sparen und vorsorgen müssen. Wir müssen auch mal Ausgaben kurzfristig reduzieren können, wenn dies erforderlich werden sollte – was selbstverständlich niemand möchte; zumindest niemand aus unserer Stadt. Aber einen Teil wollen wir tatsächlich auszahlen. In der 13. Kalenderwoche am Donnerstag erfolgt ab 13 Uhr die Aushändigung der Banknoten. Die streng gesicherte Aktion findet am Marktplatz statt, beim Glücksschwein. Jede in Forchheim wohnende Person, die sich legitimieren und eine FFP2-Maske tragen muss, erhält zwischen 500 und 600 Euro, wir müssen das aber noch exakt kalkulieren und vom Rechnungsprüfungsausschuss beschließen lassen. 

Wann rechnen Sie damit, dass sich ärmere Gemeinden im Umland der Stadt freiwillig anschließen wollen?

Es laufen bereits erste Sondierungsgespräche. Überraschend: Darunter sind auch Gemeinden, die nicht unmittelbar an den Grenzen der Großen Geld-, äh, Kreisstadt Forchheim liegen, teilweise aus der tiefsten Fränkischen Schweiz. Das wären dann praktisch extraterritoriale Gebiete, quasi wie Bremerhaven. Um hier etwas mehr Dynamik hinein zu bringen, hab ich vorgeschlagen, dass die ersten drei Gemeinden, die sich freiwillig aufnehmen lassen, einen Sonderzuschuss in Höhe von 500.000 Euro erhalten. Die beitretenden Gemeinderäte können auf Lebenszeit im Amt bleiben und etwas modifizierte Aufgaben wahrnehmen. Das wären dann praktisch Generalkonsule.

INTERVIEW: ULRICH GRASER