Ist Adolf Hitler etwa noch Ehrenbürger von Forchheim?

20.12.2020, 19:36 Uhr
Ist Adolf Hitler etwa noch Ehrenbürger von Forchheim?

Ist Adolf Hitler noch Ehrenbürger der Stadt Forchheim? Stadtrat Atila Karabag (SPD), der auch im Forchheimer Bündnis "Bunt statt Braun" engagiert ist, hat diese Nachfrage bei der jüngsten Stadtratssitzung gestellt. Spontan wusste Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) auf diese Frage keine Antwort. Bürgermeister Udo Schönfelder (CSU) will an dieser Stelle ansetzen und beispielsweise Straßen in Forchheim überprüfen, ob sie Namen unehrenhafter Persönlichkeiten tragen.

Der Forchheimer Stadtrat hatte NS-Diktator Adolf Hitler per Stadtratsbeschluss im Jahre 1933 zum Ehrenbürger ernannt, sagt Stadtarchivar Rainer Kestler auf Nachfrage. Forchheim folgte dabei dem Beispiel tausender Kommunen in Deutschland zu jener Zeit. Vor allem die fränkischen Orte stechen heraus.

So war Coburg die erste deutsche Stadt, die im Februar 1932 Hitler zum Ehrenbürger ernannte. Die NSDAP-Stadtratsfraktion hatte einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Hitler ist exakt an jenem Tag deutscher Staatsbürger geworden. Als zweite Stadt folgte Neustadt an der Aisch mit der Verleihung am 7. März 1932.

In Forchheim groß gefeiert

In Forchheim hatte die lokale SA-Gruppe die Ernennung Hitlers groß gefeiert. "Ein Baum ist gepflanzt und in einer Sondersitzung des Stadtrates Forchheim eine vaterländische Rede gehalten worden", sagt Stadtarchivar Kestler.

Genau 60 Jahre nach der Ernennung war der Spuk in Forchheim vorbei. 1993 hat die Stadt per Stadtratsbeschluss Hitlers Ehrenbürgerschaft offiziell aberkannt – ausgelöst durch einen Zeitungsbericht, der von der damals bis dahin noch gültigen Ehrung Hitlers berichtete, so Rainer Kestler.

Ehrenbürgerschaften Hitlers beschäftigen Kommunen bis heute. Zwar erlischt formal eine solche mit dem Tod einer Person, doch in der historischen Ehrenbürgerliste der Städte sind Personen auch nach dem Tod noch erwähnt. Auch Forchheim führt eine solche Liste.

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