Pfefferspray wurde zum Verhängnis

Jede Menge Drogen in Forchheimer Hotelzimmer: 22-Jähriger verurteilt

23.7.2021, 11:56 Uhr

Mitte Januar fand die Polizei in einem Hotelzimmer in Forchheim eine größere Menge Drogen. Das Rauschgift gehörte einem 22-jährigen Gast aus der Fränkischen Schweiz, der einen Teil davon selbst nahm, einen größeren Teil aber verkaufte.

Da er ein Pfefferspray griffbereit hatte, verurteilte ihn nun das Landgericht Bamberg wegen bewaffneten Handeltreibens und Besitzes von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zu drei Jahren und zehn Monaten Gefängnis.

Kurz nach Mittag ist es, als eine der Mitarbeiterinnen im Flur des Hotels einen süßlichen Geruch wahrnimmt. Als die Türe geöffnet wird, finden sich überall im Zimmer Drogen. Auch in einem Tresor im Schrank. Als die Kriminalpolizei alles zusammenzählt sind es rund 550 Gramm Marihuana, etwa 12 Gramm Speed, knapp 30 Gramm Haschisch und 108,5 Ecstasy-Tabletten. Hinzu kommen noch Restmengen an LSD, Kokain, Schmerzmitteln, Antidepressiva, Halluzinogenen und Narkotika, von denen nicht alle vom Betäubungsmittel-Gesetz erfasst sind. Schon da ist den Ermittlern klar, dass sie durch Zufall einem Dealer auf die Spur gekommen sind.

Equipment zum Portionieren und Verpacken von Drogen dabei

Dafür sprechen auch die Feinwaage, der Taschenrechner, hunderte Druckverschlusstütchen und ein Laminiergerät. All das sind Utensilien, die man braucht, um Rauschgift zu portionieren und zu verpacken. Zudem befinden sich 2025 Euro in szenetypischen kleinen Scheinen im Safe. Tatsächlich können Zivilfahnder den jungen Mann, nennen wir ihn Andreas, wenig später nach kurzer Flucht vor dem Hotel festnehmen. In seinem Rucksack hat er noch einmal fast 300 Gramm Marihuana.

Als Andreas in Untersuchungshaft sitzt, kommt ein noch größeres Unheil auf ihn zu. Ein früherer „Geschäftsfreund“ belastet ihn gegenüber der Staatsanwaltschaft Bamberg schwer. Zum einen, um sich selbst vor Gericht eine günstigere Ausgangslage zu verschaffen. „Er hat mich reingezogen, um seinen eigenen Arsch zu retten“, wird es Andreas wenig poetisch ausdrücken. Zum anderen, um sich an Andreas zu rächen. Der hatte den kleinen Bruder des „Geschäftsfreundes“, einen seiner Endkunden von der Straße, vor Jahren hinter Gitter gebracht. „Seitdem hat der große Bruder einen Hass auf mich.“

"Am Ende siegt doch manchmal die Wahrheit"

Von den Vorwürfen, die Andreas weit mehr als sechs Jahre Haft eingebracht hätten, bleibt indes nichts übrig. Im Zeugenstand gesteht der 24-jährige Großhändler ein, dass er Andreas zu Unrecht beschuldigt hat. „Ich bin hier, um das richtig zu stellen.“ Andreas kaufte also nicht zwei Jahre lang zu 48 Gelegenheiten 200 Gramm und zu 12 Gelegenheiten gar ein ganzes Kilogramm Haschisch. Dabei hätte die falsche Verdächtigung so gut zu Andreas´ Vorgeschichte gepasst. Das Amtsgericht Forchheim hatte ihn 2016 schon einmal wegen Drogen-Erwerbs, Besitzes und Handels verurteilt. „Am Ende siegt eben doch manchmal die Wahrheit“, so Rechtsanwalt Jochen Kaller.

Dank seines in Drogen-Strafverfahren bewanderten Verteidigers aus Bamberg kommen die beiden im Hotelzimmer gefundenen Messer für das bewaffnete Handeltreiben nicht in Betracht. Das eine liegt nicht griffbereit im Safe, das andere gehört zur Einrichtung. Am Ende wird Andreas das Pfefferspray auf dem Tresen zum Verhängnis. Die Sprühdose in unmittelbarer Nähe zum „Gras“ wird vom Vorsitzenden Richter Markus Reznik und seiner Jugendkammer als bewaffnetes Handeltreiben interpretiert. Nachdem sie mehrere Sprühstöße abgegeben und damit bewiesen haben, dass man mit der Mischung aus Alkohol und Chilikonzentrat jemanden außer Gefecht setzen kann.

"Glück, dass er festgenommen wurde, bevor es zu organischen Veränderungen im Gehirn gekommen wäre"

Am Ende wird es eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und zehn Monaten. Allerdings wird Andreas nach einem halben Jahr in U-Haft nur noch wenige Wochen in der JVA Bamberg verbringen. Dann wird seine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt organisiert sein. Dort hinter den verschlossenen Türen eines Bezirkskrankenhauses muss er eine eineinhalbjährige Therapie bestehen. Dafür hatte der psychiatrische Sachverständige Dr. Thomas Wenske plädiert.

Jede Menge Drogen in Forchheimer Hotelzimmer: 22-Jähriger verurteilt

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Immerhin hat Andreas in seinem kurzen Leben schon Bekanntschaft mit fast allen gängigen Suchtmitteln gemacht. Von Cannabis über Kräutermischungen bis zu Heroin. „Es ist ein Glück, dass er festgenommen wurde, bevor es zu organischen Veränderungen im Gehirn gekommen wäre“, so der stellvertretende Chefarzt aus Erlangen. Denn dann sei mit lebenslangen Rückfällen und weiteren schweren Straftaten zu rechnen. Nach dem Aufenthalt im Klinikum kann er auf eine Aussetzung der übrigen Monate zur Bewährung hoffen.