Junges Theater Forchheim: Lieber im Keller statt im Netz

9.7.2020, 16:00 Uhr
Corona hat auch das JTF ausgebremst. In den nächsten Wochen will das Theater das Programmheft zum neuen Saisonstart präsentieren.

© Udo Güldner Corona hat auch das JTF ausgebremst. In den nächsten Wochen will das Theater das Programmheft zum neuen Saisonstart präsentieren.

Im Juli sollen die Texte aufgenommen und im Herbst via Audio-Guide den Teilnehmern der Spaziergänge an unterschiedlichen Stationen ins Ohr geflüstert werden. Ganz ohne Schauspieler, ganz konform mit den coronabedingten Sicherheitsvorgaben. Kleingruppen von sechs bis zwölf Teilnehmern hat das JTF im Blick, die an der Tour für einen Ticketpreis von unter zehn Euro teilnehmen können sollen.

Zu hören gibt es nicht nur Wissenswertes aus Forchheims reicher Industriegeschichte. Auch das Heute spielt eine wesentliche Rolle, sagt Deutsch. „Wir wollen auch interessante Geschichten mit und von Forchheimer Bürgern zu Wort kommen lassen.“ Die Corona-Pandemie werde ebenfalls Thema sein und die Erfahrungen mit der Maskenpflicht. An dem Konzept arbeiten neben Deutsch auch Janet Siering und Martin Borowski. So kehrt ein Stück JTF-Kultur zurück ins Stadtleben, denn bereits seit Mitte März ist der Theatervorhang im Kulturkeller in der Kasernstraße 9 zugezogen. Und so schnell wird er sich auch nicht lüften.

Theatergefühl bleibt auf der Strecke

Das Kulturangebot via Streaming in das Internet zu verlagern, „dagegen haben wir uns bewusst entschieden“, sagt Deutsch auf Nachfrage. „Das Angebot muss von vornherein für den Bildschirm produziert sein, damit es funktioniert. Würden wir das reguläre Programm auf der Bühne einfach streamen, bleibt das spezielle Theatergefühl auf der Strecke.“

Auch wenn die Zuschauerzahl im Internet theoretisch unbegrenzt wäre, weil keine coronabedingten Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssten – auf der Bühne sieht das anders aus. Nach den aktuellen Regeln dürfte das JTF maximal drei Akteure gleichzeitig auf die Bretter stellen – Streaming hin oder her. Was bei kleinen Musikbands noch möglich erscheint, ist spätestens bei abendfüllenden Theaterproduktionen nicht mehr möglich.

Wieder in den Kellerbetrieb starten will das JTF mit dem regulären Saisonstart Mitte September. Bleibt es bei den derzeitigen Regelungen, wird das Theatererlebnis erst einmal ein Ungewöhnliches bleiben: Maximal 19 Sitzplätze darf das JTF derzeit besetzen, denn der Mindestabstand im ohnehin überschaubaren Zuschauerraum muss gewährleistet werden, so Deutsch. „Es wird also bei einem exklusiven Kreis bleiben, solange sich an den Vorgaben nichts ändert.“ Zumindest: der Mund-Nase-Schutz darf seit Kurzem von den Zuschauern bei einer Vorstellung abgelegt werden.

Kurzprogramme zum Start?

Um trotz der zahlenmäßigen Einlassbeschränkung möglichst viele Zuschauer zu erreichen, könne sich Deutsch Bühnen-Kurzprogramme vorstellen, die von mehreren Zuschauergruppen nacheinander besucht werden könnten. Eine andere Alternative wäre das Ausweichen in einen größeren Raum.

In den nächsten Wochen will Deutsch das Programmheft zum Saisonstart präsentieren. Die erste Auflage wird zunächst nur wenige Wochen in die Zukunft blicken. Für Veranstaltungen in mehreren Monaten zu werben, sei angesichts einer möglichen zweiten Corona-Welle schlicht nicht möglich. Gleichwohl laufen die Vorbereitungen. Für Gastspiele wie eigene Theaterproduktionen. Beides stellt das JTF derzeit „vor große Hürden“.
Deutsch: „Die ersten Absagen von Agenturen sind eingetroffen.“ Mancher Künstler hat seine Tour, die ihn auch nach Forchheim geführt hätte, bereits abgesagt. Ob die eigenen Theaterstücke den Weg auf die Bühne schaffen, ist ebenso unklar.

Für geplante Vorstellungen im Januar müsste der Probebetrieb im September starten, sagt Deutsch. In der Probenphase gelte ein Sicherheitsabstand von zwei Metern zwischen den Akteuren. „Da macht es wenig Sinn, Liebesszenen zu proben“, sagt Deutsch. Einen Distanz-Kuss auf der Bühne zu zeigen noch weniger.

So viel auch in diesen Zeiten für die Kreativen im JTF unsicher ist, bei einem gibt es für Lorenz Deutsch keinen Zweifel: „Wir wollen das Theater öffnen und Kultur anbieten.“

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