Kabarett in Kanndorf: Schlägertyp unterhält

4.10.2015, 16:59 Uhr
Kabarett in Kanndorf: Schlägertyp unterhält

© Foto: Astrid Löffler

Andrea Wehner ist immer in Aktion: Sie steigt auf den Tisch und herunter, marschiert durch den Raum, demonstriert Schläge und Spielpositionen, jongliert, klettert wieder auf den Tisch. Vielleicht liegt der Bewegungsdrang der gebürtigen Maßbacherin ja daran, dass sie eine ehemalige Leistungsschwimmerin und -keglerin ist. Auch wenn sie einräumt, inzwischen ruhiger geworden und so zum Golfspielen gekommen zu sein.

Vielleicht hilft das unermüdliche Gestikulieren, Grimassieren und Umherlaufen der Unterfränkin auch dabei, ihr rasantes Sprechtempo aufrecht zu erhalten. „Im Fränkischen bin ich immer zehn Minuten eher fertig, weil ich da schneller reden kann“, berichtet die Kabarettistin, die seit vier Jahren bundesweit mit ihrem Soloprogramm „Auguste spielt Golf“ unterwegs ist.

In echt ganz sympathisch

Damit ist sie wohl die einzige deutschsprachige Künstlerin, die ein abendfüllendes Kabarett zum Thema Golf geschrieben hat. Es öffnete ihr schon die Türen zu Golfclubs in Sylt und Südtirol, berichtet die quirlige Frau, die im persönlichen Gespräch so viel sympathischer wirkt als ihre zupackende Kunstfigur Auguste. Die trägt stets blaue Kittelschürze und Kopftuch, ist frech, mutig und ungeniert wie Pippi Langstrumpf, wenn sie etwa das Publikum um ein unbenutztes Taschentuch bittet, um ihr fiktives Gebiss aus dem Mund zu nehmen, oder verschiedene Pinkelpositionen mimt.

Komik durch Weggelassenes

Gerne erzeugt Andrea Wehner Komik durch unklare Bezüge und das Weglassen von Wörtern. So entsteht Interpretationsspielraum, etwa wenn die Kabarettistin über die Fachbegriffe Birdie, Eagle, Albatross nachdenkt: „Je größer der Vogel ist, umso schneller fliegt er ins Loch.“ Und eine fachkundige Zuhörerin einwirft: „Der Ball.“

Der kurze Dialog zeigt auch, dass sich die zweistündige Veranstaltung vor allem an Insider richtet, an Leute, die den Golfsport und seine Regeln kennen.

All denen, die darin nicht so firm sind, erschließen sich die Pointen nicht immer ganz, zum Beispiel wenn Wehner ausführlich über einen auf dem Golfplatz liegenden Mann als „ein natürliches Hindernis, das hemmt“ räsoniert.

Für so manche unterfränkische Ausdrücke, beispielsweise „Sausächelebögele“ (Schweinchenpinkelbogen) und „Böll“ (Bälle), brauchen dagegen alle Zuhörer Wehners Übersetzung. Abkürzungen füllt die vielfältige Kabarettistin mit neuem Sinn: Aus VHS wird „Verein hilfesuchender Singles“, aus WBB „Wasser, Blut und Bier“. „Friedhofsblond“ führt die Unterfränkin als anderes Wort für „grauhaarig“ an.

Golfspielen sei wie eine heimliche Geliebte: „Es kost‘ Dir än Hauf’n Geld und Du kommst davon ned los“, fast Wehner zusammen. Am Besten an dem Kabarett gefällt ein pfiffiges Lied, das sie gekonnt an der Gitarre begleitet und für das sie sich das einzige Mal an dem Abend hinsetzt, nachdem sie einen Notenhalter aus dem Publikum rekrutiert hat. Im eingängigen Refrain, der den Golferwarnruf „Fore“ verballhornt, heißt es: „Fore-sicht, hier kommt gleich ein Ball. Fore-sicht, gleich gibt’s einen Knall.“

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