Kalter Corona-Winter: Wo kommen Obdachlose in Forchheim aktuell unter?

20.1.2021, 19:08 Uhr
Ein Obdachloser versucht, sich mit mehreren Schichten Kleidung gegen die Kälte zu schützen. Im Haus der Wohnungsnotfälle der Arbeiterwohlfahrt in Forchheim gibt es aktuell nur noch wenige freie Plätze.

© Foto: Andreas Arnold/dpa Ein Obdachloser versucht, sich mit mehreren Schichten Kleidung gegen die Kälte zu schützen. Im Haus der Wohnungsnotfälle der Arbeiterwohlfahrt in Forchheim gibt es aktuell nur noch wenige freie Plätze.

Gerade ist "relativ viel los" im Haus der Wohnungsnotfälle der Arbeiterwohlfahrt im Eggolsheimer Weg in Forchheim, berichtet Sozialpädagogin Lisa Herfurth. Zusammen mit Antje Kahnt und Andreas Schimetschke betreut sie Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt keine Bleibe finden.

Knapp 60 Plätze gibt es. "Ein paar könnten wir noch aufnehmen, aber es wäre schon schwierig, wenn jetzt fünf Obdachlose auf einmal einen Platz bei uns bräuchten", sagt Lisa Herfurth. Im Winter sei die Nachfrage generell höher.

Immer wieder kämen Menschen, die nur kurz bleiben. Der Großteil der Bewohner ist aber dauerhaft im Eggolsheimer Weg: "Viele sind schon lange hier, einige aus Forchheim-Nord." Im Dezember musste die traditionelle Weihnachtsfeier ausfallen. "Das traf die Menschen hart, viele waren enttäuscht", sagt sie. Aber es gab einige Spenden von Privatleuten sowie Vereinen der evangelischen und katholischen Kirche. Eintöpfe, Süßigkeiten, Weihnachtsdeko und Schuhe: "Da haben sich die Bewohner so gefreut", sagt sie.

FFP2-Masken als finanzielle Belastung

"Gesprächsbedarf in der Krise ist da", berichtet Lisa Herfurth. Viermal pro Woche stehen die drei Sozialpädagogen zwei Stunden zur Verfügung. "Im Frühjahr hat die Stadt ganz schnell auf die Corona-Lage reagiert und eine Trennscheibe beschafft", berichtet Herfurth. So konnten die Sprechstunden fortgeführt werden.

Zuletzt stand die FFP2-Maskenpflicht im Vordergrund. "Für einige ist das eine finanzielle Belastung. Viele sind Hartz-IV-Empfänger. Auch die, die arbeiten, haben wenig Geld", sagt sie. "Es hieß ja, Bedürftige sollen Masken bekommen, aber wir wissen nicht, woher", sagt sie. Ein Bewohner habe dann gleich Masken für viele besorgt, zudem ist eine Spende der Kirche Verklärung Christi geplant. "Was auf jeden Fall schön zu sehen ist, dass der Zusammenhalt groß ist und sich unsere Bewohner gegenseitig unterstützen, wo es nur geht", erzählt Lisa Herfurth.

Kaum noch umherziehende Obdachlose in Forchheim

In der Kasernstraße in Forchheim gibt es eine städtische Notschlafstelle. In Corona-Zeiten müssen sich Obdachlose im Vorfeld bei der Stadt anmelden. Die zwölf Plätze samt Schlafmöglichkeit, Duschen und Toiletten wurden aber schon im Frühjahr 2020 kaum in Anspruch genommen, wie das Liegenschaftsamt damals auf NN-Nachfrage mitteilte.

"Unsere Notschlafstelle für Durchreisende hat in den vergangenen Monaten fast keinen Zulauf von außerhalb gehabt, es kam maximal eine Person im Monat", teilt Britta Kurth, Pressesprecherin der Stadt mit. Seit Beginn der Corona-Krise bekomme die Stadt deutlich weniger Anfragen: "Durch die Pandemie sind die Zahlen der Durchreisenden weitestgehend fast auf Null gesunken." Durch die Reisebeschränkungen und Einschnitte in das öffentliche Leben sei auch das Weiterziehen der Obdachlosen offensichtlich fast zum Erliegen gekommen. Aktuelle Anfragen seien der Stadtverwaltung nicht bekannt.

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