Karl Bauer - Buckenhofens Meister des Rasens war dem

9.10.2020, 15:35 Uhr
Karl Bauer - Buckenhofens Meister des Rasens war dem

Kaum dass Bauer laufen konnte, bekam er auch schon einen Fußball vor die Füße. Sein ganzes Leben sollte sich fortan um das runde Leder drehen. Als Zehnjähriger stand er erstmals auf dem Platz. Den Anstoß gab sein Vater Georg (1919-2009), der ein Jahr nach Kriegsende den SV Buckenhofen mitgegründet hatte. Fortan kickte sich Bauer an der Seite des Schülertrainers Geo Lauger durch alle Altersklassen – immer bei seinem Verein.

Nur zwei Jahre lang mussten er und einige andere eine Spielgemeinschaft mit der Germania eingehen. Beide Clubs hatten zu wenige Schüler. Schon mit 17 Jahren kämpfte sich Bauer in die erste Mannschaft, die nur aus Buckenhofenern bestand, und blieb dort, bis er mit Mitte 30 zu den Alten Herren wechselte. Er sei für die A-Klasse einfach zu langsam geworden. Nach noch einmal zehn Jahren aktiver Zeit musste er dem Alter Tribut zollen. Er wurde Ende der 1980er nach Herbert Schriefer AH-Spielleiter und blieb es drei Jahrzehnte. Da ging es ihm weniger um den sportlichen Erfolg, sondern mehr um die Geselligkeit.

Sein Leben als Platzwart begann für Bauer, als der Sportverein entschied, sich neu zu erfinden. Der bisherige "Platz", auf dem kein Gras wuchs, war im Laufe der Jahrzehnte von Häusern umzingelt worden. Im einstigen Niemandsland im Bereich Josef Schneider-Straße, Weichselgartenstraße und Pater-Rupert-Mayer-Straße siedelten sich Familien an, die den Spielbetrieb als zu laut empfanden. Außerdem konnte man nicht wirklich von einem Fußballplatz sprechen.

Karl Bauer - Buckenhofens Meister des Rasens war dem

© Foto: privat

Herbert "Herbie" Neubauer hatte alle Schaufeln voll zu tun, dass die Löcher im festgetretenen Erdboden nicht zu tief gerieten. Ein ums andere Mal musste das Regenwasser in ein Odelfass abgepumpt werden. Von Rasen war gar keine Rede.

Fündig wurden Hans Dittrich und Raimund Kupfer in den ehemaligen Wässerwiesen, die seit dem Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals nicht mehr überflutet worden waren. Direkt neben dem Kraftwerk wuchs mit enormer Eigenleistung der Mitglieder ein Sportheim aus dem Boden. Auch Bauer schleppte Steine und rührte Zement an. Ein A-Platz für die Erwachsenen-Teams und ein B-Platz für Schüler- und Jugendspiele, sowie das Training wurden angelegt. Ersteren behandelte Bauer wie sein "Heiligtum". Das bekamen auch die Maulwürfe zu spüren.

Die meiste Arbeit machte der Bolzplatz

Draußen vor dem Zaun entstand zudem ein C-Platz, auf dem nicht nur das Winter-Training stattfand, sondern jeder bolzen konnte. So sah das Areal denn auch aus. Damit habe er die meiste Arbeit gehabt, so Bauer. Auch weil einige Chaoten, sobald der erste Schnee gefallen war, in ihren Autos mit angezogener Handbremse Kreise in den Untergrund frästen.

Dann übernahm für ein Jahr Bauers Mannschaftskollege Ferdinand Neubauer. Dem wurde es mit seinem Bauernhof zu Hause und dem Beruf auf der Schleuse bald zuviel. Schon 1977 tuckerte Bauer mit seinem in die Jahre gekommenen Porsche-Bulldog durchs Dorf. Es galt, den Rasen anzusäen, zu düngen, zu vertikutieren, die ganzen Linien zu markieren, Tornetze zu flicken, Müll zu entsorgen und das Spielfeld zu bewässern.

Ein echter Knochenjob

Das war, als man es noch mit tragbaren Sprengern und schweren Schläuchen zu tun hatte, ein echter Knochenjob. Einen Stellvertreter hatte Bauer auch, nur dass Klaus Höhlein nicht oft eingreifen musste. Hilfe beim Mähen bekam Bauer von Georg Schumm vom städtischen Gartenamt. Da habe er nur noch die Grasreste abkehren müssen.

Nicht einmal sein Schichtdienst in der Papier- und später in der Folienfabrik hinderte Bauer daran, täglich auf dem Sportplatz zu stehen. Einmal war er so müde, dass er auf dem Aufsitz-Rasenmäher einnickte und einen Torpfosten umknickte. Manchmal sah man ihn fünf- oder sechsmal täglich auf dem Mofa. Urlaub gab es nur, wenn einmal keine Ligaspiele anstanden.

Hochzeit? Nur wenn der Ball ruht

Sogar die Heirat vor 46 Jahren mit seiner Franziska (66) legte er auf einen Zeitpunkt, an dem der Ball ruhte. Auch sie ist auf Grund ihrer Verdienste inzwischen Ehrenmitglied. Es sei ein großes Glück, dass sie "mitgespielt" habe, sagt er heute.

Vor knapp einem Jahr war für Bauer nach zwei schweren Erkrankungen Schluss mit der kraftraubenden Tätigkeit. Solche Leute wie ihn, sagt er selbst, habe es früher in allen Vereinen gegeben. Nur deshalb hätten sich diese so lange behaupten können. Wie sein Vater wurde Bauer Ehrenmitglied.

Seit einigen Monaten dreht nun ein seelenloser Mähroboter seine Runden. Der wird nicht so lange durchhalten wie Karl Bauer und nach der Geschichte wird man ihn einst auch nicht befragen können.

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