Karteln in Corona-Zeiten: Wie soll das funktionieren?

23.6.2020, 18:00 Uhr
Karteln in Corona-Zeiten: Wie soll das funktionieren?

© Foto: Ralf Rödel

Beim Skat-Club "Die Forellen" Forchheim ist seit März Vorsicht Trumpf. Vorsitzender Jürgen Kowalski, gleichzeitig Präsident des Oberfränkischen Skatverbands, sieht derzeit trotz zahlreicher Lockerungen im Umgang mit der Pandemie noch keine Wiedereinstiegsmöglichkeiten für seinen Verein.

"Da ist zum einen die Abstandsregelung: Wie wollen wir diese 1,50 Meter einhalten, wenn wir an einem Tisch sitzen? Da ist es schon das geringere Problem, dass die Karten durch die Hände der beteiligten Spieler gehen. Und zum anderen haben wir viele ältere Mitglieder, da zählen einige schon zur Risikogruppe", so Kowalski.

Für die Senioren sei die skatlose Zeit besonders bitter, denn für diese sei der Freitagabend in der Brauerei-Gaststätte Eichhorn oft der einzige Tag, an dem sie fortgehen. Laut Kowalski gibt es da unterschiedliche Charaktere: Die einen bleiben jetzt vorsichtshalber daheim und vermeiden alle Kontakte, andere würden sich lieber jetzt als gleich wieder an den Karteltisch setzen.

"Doch die Gefahr durch das Virus besteht ja unverändert. Und wer soll dafür die Verantwortung übernehmen, falls doch etwas passiert?", fragt sich der Club-Vorsitzende. Daher hat der Verband auch für heuer alle Wettkämpfe abgesagt. Hart für die reiselustigen "Forellen", die sonst bayernweit Wertungsturniere besuchen.

"Grand" oder "Null ouvert" gibt es derzeit vermehrt im Internet. Nichts für Kowalski, der seit Monaten keine Hand mehr gespielt hat. Er hofft, dass es vielleicht Anfang des nächsten Jahres weitergehen kann.

Etwas zuversichtlicher ist man beim 1. Schafkopf-Club "Herzsticht" Kirchehrenbach. Vorsitzender Werner Löblein und seine Mitstreiter wollen sich in der kommenden Woche einmal treffen, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Anfang März hatte man noch das erste Schafkopfrennen des Jahres austragen können, ob das zweite, traditionell Ende Oktober/Anfang November, stattfinden kann, ist noch unklar.

Mit dem monatlichen Kartelabend im örtlichen Brieftaubenheim hat man seit diesem Turnier ausgesetzt, nun feilt man an einem Hygienekonzept. Löblein: "Auf jeden Fall wird auf jedem Tisch eine Flasche mit Desinfektionsmitteln stehen, außerdem könnten wir zwei Tische zusammenschieben, so dass wir den Abstand in etwa einhalten können. Allerdings brauchen wir dann längere Arme, um die Stiche einzusammeln. Aber wenn wir in den Wirtschaften wieder zusammensitzen dürfen, dann ist das auch machbar."

Umzug ins Freie?

Einige der Mitglieder hätten jedoch Bedenken, vor allen wegen des Spielens in geschlossenen Räumen. Bei schönem Wetter könne man jedoch gut die Tische im Freien aufbauen, so der Vorsitzende.

Die Brettspiel-Szene im Raum Forchheim ist eher unorganisiert. Anders als im Großraum Nürnberg, wo beispielsweise der Ali Baba Spieleclub, der auch in Bamberg vertreten ist, regelmäßig zu Treffen einlädt. Der Forchheimer Sven Michel fährt daher viel herum, um seiner Leidenschaft zu frönen – die vor allem aus ausgiebigen Strategiespielen besteht. In privaten Runden, so hat er beobachtet, würde schon wieder gespielt – "allerdings achten sie jetzt deutlich mehr auf Hygiene".

Schwerer haben es Gruppierungen, die sich in öffentlichen Räumen – beispielsweise Gemeindehäusern oder kommunalen Einrichtungen – treffen. Da gelten dann meist so strenge Regeln, dass die meisten noch pausieren. Allerdings tut sich etwas: Beispielsweise startet der Förderkreis Innovatives Spiel in Coburg Anfang Juli wieder. Dort stehen Rollenspiele im Mittelpunkt. Und da benutzt jeder sein eigenes Spielmaterial. Würfel, Karten und Männchen dürfen nämlich stets nur von der gleichen Person angefasst werden.

Steht man auf andere Spielvarianten, ist guter Rat teuer. Die Zahl der geeigneten Spiele ist relativ gering. Aber bei diversen Spieletreffs läuft gerade das Brainstorming – und kommunikative Spiele im Stuhlkreis könnten ein furioses Comeback feiern.

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