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Kein barrierefreier Halt in Eggolsheim: Bahn verspricht Kulanzregelung für Betroffene

Jana Schneeberg

Lokalredaktion Forchheim

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26.4.2022, 20:00 Uhr
Wer den Mittelbahnsteig in Eggolsheim erreichen will, muss gut zu Fuß sein. Bis zum Einbau des Fahrstuhls führen nur Treppen hinauf zum Gleis.

© Anestis Aslanidis, NN Wer den Mittelbahnsteig in Eggolsheim erreichen will, muss gut zu Fuß sein. Bis zum Einbau des Fahrstuhls führen nur Treppen hinauf zum Gleis.

Willfried Paetzke lebt in Eggolsheim und beschäftigt sich schon seit längerem aus persönlichem Interesse mit dem Großprojekt der Bahn, das auch den Eggolsheimer Bahnhof verwandelt. Als sich Mitte Februar seine Schwester aus Berlin, die nicht gut zu Fuß ist, ankündigte, wurde er hellhörig. Denn zugleich entstand am Eggolsheimer Bahnhof der neue Mittelbahnsteig, über den künftig der Personenverkehr abgewickelt werden soll. Da ahnte Paetzke: "Wie soll meine Schwester denn von dort über die vielen Stufen in die Unterführung und damit auf den Bahnhofsvorplatz kommen?" Anrufe bei der Bahn bestätigten seine Befürchtungen: Der Fahrstuhl, der von der Unterführung auf den Mittelbahnsteig führt, wird nicht sofort installiert, sondern erst in einem Jahr. Eine Lösung konnte ihm jedoch keiner nennen.

Das wollte der Eggolsheimer nicht auf sich beruhen lassen. Nicht nur wegen der Schwester, sondern wegen der vielen anderen Menschen, für die die Stufen ein Hindernis seien. Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen sind, Mütter oder Väter, die einen Kinderwagen schieben oder ältere Leute, die es eben nicht mehr so ohne weiteres die Treppen hinauf und hinunter schaffen. "Das muss doch zu lösen sein", dachte er sich und hatte eine Idee. Bei der Bahn fragte sich Paetzke daraufhin solange durch, bis er einen Ansprechpartner bei DB Regio Nord fand, dem er seinen Vorschlag unterbreitete.

Seine Idee: Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sollten den Problembahnhof Eggolsheim einfach umfahren. Denn der nicht-barrierefreie Mittelbahnsteig wird nur aus Richtung Bamberg angefahren. Also könnten Reisende in dieser Richtung einfach in der S-Bahn sitzen bleiben, nach Forchheim weiter fahren, dort die S-Bahn verlassen und in die von Nürnberg nach Bamberg steigen, die am gegenüberliegenden Gleis in Forchheim hält. Aus dieser Richtung halten die Züge in Eggolsheim am Außenbahnsteig, der wiederum über eine Rampe angebunden ist. Wenngleich das recht umständlich für die Reisenden wäre, so wäre doch das Problem der Treppen gelöst.

Gleiches übrigens könnte in die Gegenrichtung passieren, wenn jemand von Eggolsheim nach Nürnberg fahren wollte und am Mittelbahnsteig einsteigen müsste. Der Umweg wäre dann über Bamberg und den dortigen Umstieg in die S-Bahn nach Nürnberg.

Blieb nur noch ein nicht zu unterschätzendes Problem: Wer zunächst von Eggolsheim nach Bamberg muss, um nach Nürnberg zu kommen oder wer nach Forchheim weiter fahren muss, um letztlich in Eggolsheim auszusteigen, der müsste eigentlich einen höheren Ticketpreis zahlen. "Das geht nur mit einer Kulanzregelung", sagt Willfried Paetzke.

Genau das bestätigte ein Sprecher der Bahn nun auf Anfrage: Bis zur Herstellung der vollständigen Barrierefreiheit gelte genau diese Regelung, wie sie Willfried Paetzke vorgeschlagen hat. Die Reisenden dürfen dann mit ihrem regulären Ticket umsteigen und die Züge in der Gegenrichtung nutzen.

Laut Paetzke sei auch der VGN informiert und habe diese Regelung zugesagt. Eine offizielle Bestätigung auf NN-Anfrage blieb jedoch bislang aus. Letztlich versuchte der Eggolsheimer auch die ÖPNV-Beauftragte des Landkreises mit ins Boot zu holen. Denn: "Wenn die S-Bahn aus Eggolsheim am Forchheimer Bahnhof ankommt, fährt die S-Bahn in die Gegenrichtung nur zwei Minuten später ab", erläutert er. Wer dann nicht die Stunde bis zum nächsten Zug warten könne, könnte doch mit seinem Ticket auch in die Buslinie 266 am Bahnhofsvorplatz einsteigen und damit nach Eggolsheim zurückfahren. "Vorausgesetzt, der Landkreis schließt sich der Regelung an", so Paetzke.

Dort steht man der Idee nicht abgeneigt gegenüber. "Das Landratsamt bemüht sich um eine Kulanzregelung mit dem VGN", erklärt eine Sprecherin, weist jedoch daraufhin, dass es noch etwas dauern kann, bis es Ergebnisse gibt.

Der Fahrstuhl wird erst in einem Jahr gebaut. 

Der Fahrstuhl wird erst in einem Jahr gebaut.  © Anestis Aslanidis, NN

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