Kein "Happy End"? Forchheimer Kino-Center bleibt leer

7.5.2020, 06:00 Uhr
Gespenstische Leere in den Sälen: Das Forchheimer Kino-Center in der Wiesentstraße hofft auf seine zeitnahe Wiedereröffnung im Zuge der nächsten Lockerungen.

© Günter Distler Gespenstische Leere in den Sälen: Das Forchheimer Kino-Center in der Wiesentstraße hofft auf seine zeitnahe Wiedereröffnung im Zuge der nächsten Lockerungen.

Die Filme laufen vor gespenstisch leeren Sitzreihen in den drei Sälen des Kino-Centers Forchheim. „Viele wissen nicht, dass das sein muss, damit unsere Geräte nicht kaputt gehen“, erklärt Kinochefin Manuela Dengler-Redlin.

Denn: Kino-Server, Projektoren und Co. dürfen nicht einfach ausgeschaltet werden, wochenlang, um dann kurzerhand wieder angeworfen zu werden. „Das würde bei den kostspieligen Geräten, die auf so langen Stillstand nicht ausgelegt sind, zu Defekten führen. Und uns würde ein sechsstelliger Schaden blühen“, erklärt Dengler-Redlin.

Seit dem 17. März ist das Kino-Center im Zuge der Corona-Eindämmungsmaßnahmen geschlossen. Techniker halten die Projektoren jetzt am Laufen, spielen Filme ohne Zuschauer ab.Die Instandhaltung der Geräte ist nur eine von einem ganzen Bündel an Sorgen, die Dengler-Redlin derzeit plagen. Ihre wirtschaftliche Situation? Eine einfache Rechnung: „Wir geben pro Monat sehr viel Geld für die Wartung aus und haben null Einnahmen.“

Staatliche Soforthilfe hat die Kinobetreiberin beantragt, die Aussichten, etwas davon zu bekommen, seien „ganz gut“. Allerdings: „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein, das hilft einem vielleicht ein, zwei Monate.“ „Leider“, sagt Dengler-Redlin, „spricht die Politik momentan so gar nicht über uns“. Auch der Branchenverband der Kinobetreiber könne immer nur bei den politischen Entscheidern anklopfen – konkrete Antworten blieben aber aus.

So lange es keine Termine oder zumindest die Aussicht auf eine Wiedereröffnung gebe, hätten vor allem auch die Verleiher keine Perspektive, neue Filme zu starten. „Sämtliche Starttermine für anlaufende Filme werden jede Woche neu verschoben, alles bleibt unklar, nicht planbar.“

Wie viele Kinobetreiber beschäftigt Dengler-Redlin etliche Mitarbeiter auf Minijob-Basis. Und die haben als „geringfügig Beschäftigte“ keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Dengler-Redlin: „Das ist ein Riesenproblem und ich kann von ihnen nicht erwarten, dass sie in ein paar Monaten noch für mich bereitstehen.“ Was für die Chefin „mehr als nur schade wäre, denn wir sind ein ganz tolles Team“.

Forchheims Kinochefin Manuela Dengler-Redlin.

Forchheims Kinochefin Manuela Dengler-Redlin. © Patrick Schroll

Schadensbegrenzung und das Austüfteln anderer Konzepte, damit hat man derzeit alle Hände von zu tun. Über Ostern sei das Kino in der Wiesentstraße von der (Stamm-)Kundschaft „wahnsinnig nett“ unterstützt worden, erzählt die Chefin – indem Kino-Gutscheine fürs Osternest gekauft wurden.

Am langen Christi-Himmelfahrts-Wochenende will Dengler-Redlin den Kino-Kiosk vom 21. bis zum 24. Mai, je von 16 bis 19 Uhr, öffnen. Ebenso über Pfingsten, vom 29. Mai bis zum 1. Juni. „Einfach mal, um auszutesten, ob die Leute Freude daran haben, sich typische Kino-Snacks wie Popcorn und Nachos zu kaufen.“

Die Reserven schmelzen

ls kleines, familiengeführtes Unternehmen habe man immer sparsam gewirtschaftet, sagt Dengler-Redlin. 2019 wurde der große Union-Saal für über 100.000 Euro renoviert, mit neuen Sesseln bestückt, heuer seien große Investitionen im Bereich der Technik angedacht gewesen. „Unsere Gewinnmargen sind nicht riesig, wir verkaufen Tickets für im Schnitt 7,50 Euro“, sagt Dengler-Redlin. Mit anderen Worten: Die Geldreserven des Kinos, sie schmelzen unaufhörlich.

Das menschenleere Foyer des Kino-Centers.

Das menschenleere Foyer des Kino-Centers. © Günter Distler

Dabei macht die Betreiberin deutlich, dass coronabedingte Sicherheitskonzepte in Kinos durchaus möglich wären. „Selbstverständlich könnten wir die Hygienevorschriften einhalten oder die Vorstellungen so auseinanderziehen, dass Besucher am Einlass und Besucher am Ausgang sich nicht begegnen. Wir müssten auch nicht mit 100 Prozent Auslastung fahren.“

Doch ohne konkreten Fahrplan von der Politik bleibt all das kostspielige Spekulation.

Die Sache mit dem Autokino

Auch für den Trend zur Rückkehr der Autokinos (die in Bayern noch nicht erlaubt sind) zeigt sich Dengler-Redlin offen – und ist „sehr überrascht“, von diesen Überlegungen in Forchheim erst aus der Presse erfahren zu haben. Hintergrund: Der Betreiber der Volksbank-Eventhalle im Forchheimer Süden plant ein solches Autokino und sucht dafür nach einer geeigneten Fläche im Stadtgebiet. Bei OB Uwe Kirschstein (SPD) stieß er damit auf offene Ohren.

„Es hat mich doch etwas verwundert, dass das nicht anders kommuniziert wurde“, so Dengler-Redlin. Als „alteingesessenes hiesiges Unternehmen wäre es schön gewesen, wenn man auch mit uns gesprochen hätte“. Die Stadt sei bislang nicht auf das Kino-Center zugekommen. Derweil appelliert die Bayern-FDP laut aktueller Mitteilung an die Staatsregierung, nicht nur Autokinos im Freistaat wieder zu erlauben und fordert „schnelle, unbürokratische Verfahren zur Wiedereröffnung von Kinos mit Schutzkonzept“.

Die Hoffnung auf ein „Happy End“ für ihr Lichtspielhaus will Manuela Dengler-Redlin jedenfalls nicht aufgeben – selbst, wenn es vorerst nur Kopfkino und Geisterfilme gibt.

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