Kein Interesse an Gößweinsteiner Feuerwehr?

18.3.2019, 08:00 Uhr
Kein Interesse an Gößweinsteiner Feuerwehr?

© Foto: Archiv/Thomas Weichert

"Das ist in der Gemeinde nicht üblich, dass die Räte zu allen Feuerwehrversammlungen gehen", sagt Dritter Bürgermeister Manfred Eckert, viele Jahre Kommandant der Feuerwehr Kleingesee. So kämen normalerweise nur der Bürgermeister und die zuständigen Gemeinderäte für den betreffenden Ort. Und Wertschätzung – diese war ihnen vom Kommandanten abgesprochen worden – könne man auch anders zeigen. "Die Gemeinde hat in den vergangenen zehn Jahren 1,8 Millionen Euro für die Feuerwehren investiert, alle haben neue Fahrzeuge erhalten", sagt er.

Das zeige, wie wichtig der Kommune ihre neun Wehren seien. Viel Eigenleistung würden alle Feuerwehren bringen, beispielsweise wenn es um den Neubau von Gerätehäusern gehe. "Da ist keine der anderen Wehren auf Sonderlob bedacht", sagt Eckert, "was die Gößweinsteiner machen, machen die anderen auch." Der Gemeinderat werde jetzt zu Unrecht kritisiert, fühle sich ungerecht behandelt. Eckert weiter: "Marcel Zweck hat das Vertrauensverhältnis kaputt gemacht."

"Enttäuschende Vorgehensweise"

Unverständnis über die Kritik herrscht auch bei Marktgemeinderätin Tanja Rost. "Das ist eine enttäuschende Vorgehensweise." Man könne nicht zu jeder Jahresversammlung gehen. Sie selber besuche auch nur "ihre" Wehr in Kleingesee. "Wir schätzen die Arbeit jeder Wehr wert, jedes Ehrenamt verdient Anerkennung." Sie habe der Vorwurf des Kommandanten geärgert. Die Gemeinde mache viel für die Feuerwehren und umgekehrt. Es sei aber nicht von einem Besuch einer Versammlung abhängig, ob etwas wert geschätzt werde. Sie hätte sich gewünscht, Zweck hätte sein Anliegen in einer Gemeinderatssitzung vorgetragen.

Als unsachliche Aussage bezeichnet Gemeinderat Dietmar Winkler, Kommandant der Feuerwehr Behringersmühle, den Vorwurf Zwecks. "Wenn ihn was stört, sollte er direkt mit dem Gemeinderat reden." Miteinander reden wäre besser "als übereinander". Die fehlenden Gemeinderäte hätten sicher gute Gründe gehabt, nicht zu kommen. Besonders enttäuscht sei er, dass sich Bürgermeister Hanngörg Zimmermann nicht hinter seinen Gemeinderat gestellt habe. Denn er könne doch am besten die ehrenamtliche Arbeit des Gremiums beurteilen.

"Das war nicht das erste Mal, dass der Gemeinderat nicht da war", sagt Marcel Zweck, seit sechs Jahren Kommandant in Gößweinstein. Sowohl beim Gemeindefeuerwehrtag als auch bei einer Defi-Einweisung im vergangenen Jahr sei trotz Einladung kaum jemand da gewesen. "Das zieht sich wie ein roter Faden durch."

Sieben Einsätze

Man müsse nicht zu jeder Hauptversammlung, aber wenn man verhindert sei, könne man sich wenigstens entschuldigen. Viele würden nicht sehen, was die Wehr ehrenamtlich leiste. So war eine Abordnung am vergangenen Sturmwochenende im Gerätehaus und musste sieben Einsätze leisten.

Die Wehr hatte im Vorjahr 75 Einsätze absolviert, man sei jeden Mittwoch zur Übung da. Der Gemeinderat sei zu der Versammlung geladen worden, weil auf den maroden Zustand des Löschfahrzeugs hingewiesen werden sollte. "Die drei Gerätewarte haben in den vergangenen zwei Jahren 1000 Stunden in die Reparatur des Fahrzeugs gesteckt", macht er deutlich. Eine Hauptversammlung sei der richtige Rahmen, auf die Zustände in der Wehr aufmerksam zu machen. "Nur so hat das gefruchtet", sagt Zweck. Und ergänzt, dass 90 Prozent der 61 Aktiven hinter seiner geäußerten Kritik stünden. "Ich nehme nichts zurück."

Unverständnis über Aufregung

So ganz versteht Bürgermeister Hanngörg Zimmermann die Aufregung der Ratskollegen nicht. Jeder müsse wissen, wie er mit einer Einladung umgeht. "Ich bekomme auch viele Einladungen und wenn ich verhindert bin, dann entschuldige ich mich wenigstens oder schicke einen Vertreter." Die Feuerwehr habe sich bei der Versammlung präsentieren wollen. "Der Gemeinderat ist Teil der Verwaltung, wir sind ein Kollektiv", sagt Zimmermann. Da müsse man sich bei Veranstaltungen ein bisschen aufteilen. Grundsätzlich habe man im Gremium ein gutes Verhältnis. Ihm sei klar, dass jeder viel Arbeit habe. Aber er verstehe, dass sich die Gößweinsteiner Wehr geärgert habe.

Dann äußert er Verständnis für die Kritik von Zweck. Der Gemeinderat habe viele Investitionen für die Wehren frei gegeben, andererseits seien diese selbstverständlich bei gemeindlichen Veranstaltungen.

"Die Einladung war nicht eindeutig", so Vize-Bürgermeister Georg Bauernschmidt, der beim Treffen war. Es sei nicht ersichtlich gewesen, dass es wesentlich sei, dass jeder Gemeinderat kommt. "Klar ist die Feuerwehr wichtig, aber es muss nicht jeder Rat zu jeder Versammlung kommen."

Aber eine Entschuldigung, wenn man verhindert sei, sollte schon sein. Er hätte es besser gefunden, wenn die Wehr ihr Anliegen in einer Gemeinderatssitzung vorgebracht oder die Fraktionen mal eingeladen hätte. "Wir müssen miteinander und nicht übereinander reden", so Bauernschmidt.

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