Kellerwald: Forchheim probiert es mit dem Zaun

29.11.2019, 16:00 Uhr
Kellerwald: Forchheim probiert es mit dem Zaun

© Fotomontage: Berny Meyer

Eigentlich hätte der Punkt auf der Tagesordnung des Stadtrates sehr kurz ausfallen können. Es ging darum, dass der Gesamt-Stadtrat einen einstimmig gefassten Beschluss des Planungsausschusses übernimmt. Im Prinzip also musste buchstäblich nur einmal kurz die Hand gehoben werden. Dann wäre der Auftrag für die Herstellung eines Geländer-Musters für den Kellerwald im Maßstab 1:1 hinaus gegangen und irgendwann im ausgehenden Winter hätte sich der Stadtrat auf den Kellern wieder getroffen, seinen Senf dazu gegeben, eine Farbe für die Metallstreben gewählt und den endgültigen Auftrag für 1135 Meter Sicherheits-Geländer zu je 950 Euro erteilt. Zuzüglich Nebenkosten.

Aber so kam es dann nicht. Jedenfalls nicht gleich. Denn Annette Prechtel, OB-Kandidatin der FGL, brach einen Grundsatzstreit vom Zaun, respektive vom Geländer. Seit vielen Jahren, sagte sie, wartet der Stadtrat auf einen schon vom Alt-OB Franz Stumpf versprochenen Vorschlag für die einheitliche Gesamtgestaltung des Kellerwaldes. Bis heute aber gebe es "kein stimmiges Gesamtkonzept für einen attraktiveren Kellerwald". Und in dieser Phase werde der Stadtrat nun erneut dazu gebracht, "eine Einzelmaßnahme" zu beschließen: "Jetzt ist es ein Geländer, dann wurden schon zwei Treppen gemacht, demnächst ist es wieder etwas anderes." Die FGL fordere deswegen erneut ein gestalterisches Gesamtkonzept.

Nun geschah ein Wunder, auch wenn es wahrscheinlich nichts mit Weihnachten zu tun hatte: FDP-Stadtrat Sebastian Körber pflichtete "der Kollegin Prechtel" bei, was er sich sonst strikt untersagt. Ein "Gesamtkonzept wäre mal wichtig", sagte er, denn "es soll ja auch einigermaßen nach etwas aussehen im Kellerwald".

Sachzwänge geltend gemacht

Diese Aussage konnten alle Stadträte unterschreiben. Doch dann machten der Oberbürgermeister und andere gewisse Sachzwänge geltend. Uwe Kirschstein (SPD): "Das Baugesetzbuch zwingt uns, die Sicherheitsvorschriften endlich zu erfüllen. Wir haben im Kellerwald schon viele Augen zugedrückt. Ohne neues Geländer wird es im nächsten Jahr keinen Kellerwaldbetrieb geben."

Diese Aussage könnte man apodiktisch nennen, also "entschieden", Widerspruch zwecklos. Nur: Wir sprechen hier vom Forchheimer Stadtrat, von einer demokratischen Einrichtung. Widerspruch ist hier systemimmanent, gehört dazu wie die Zwiebel zu Stadtwurst mit Musik. Also sprach Thomas Werner (CSU): "Wir tun gerade so, als ob das Thema Kellerwald-Konzept erst vorgestern aufgeschlagen wäre." Wäre von Kirschsteins Seite "früher gehandelt worden, hätten wir jetzt nicht wieder so einen Einzelfall." Im Übrigen stehe doch seit diesem Sommer ein Zaunprovisorium hinter den Holz-Geländern. Könnte das nicht, meinte Werner, 2020 noch stehen bleiben, um in Ruhe ein gestalterisches Gesamtkonzept zu beraten?

Im Prinzip ja, meinte OB Kirschstein. Aber das Provisorium, der dunkle Stabmattenzaun mit der vorgeschriebenen Brüstungshöhe, erfülle nicht die vorgeschriebene "Drückfestigkeit". Heißt: Wenn genügend Leute dagegen drücken, bricht der Zaun weg. Auf Erlangens Kellergelände mit größeren Absturzhöhen müssen die neuen Geländer dafür sogar tief im Erdreich verankert werden.

Ein Jahr hin oder her, so Kirschstein, "macht die Kuh nicht fett", aber er fürchtet, jemand könne nächstes Jahr während der Saison "zu Schaden kommen" durch das Provisorium und dann mit Aussicht auf Erfolg die Stadt verklagen: "Wir müssen jetzt dokumentieren, dass wir handeln." Manfred Hümmer (FW) hieb in dieselbe Kerbe: "Das Baugesetzbuch verlangt eine Entscheidung." Ein Gesamt-Konzept sei nötig, aber jetzt müsse halt mal angefangen werden. Es gehe zunächst nur um die Anfertigung eines Modells in der Länge von etwas mehr als einem Meter.

Hümmer bezweifelte, dass die komplette Strecke von 1135 Metern im kommenden Jahr hergestellt und aufgebaut werden kann, selbst wenn heute der Auftrag dazu erteilt werden würde. Im Übrigen stellte er anheim, auch die Wirte und Pächter an den Kosten zu beteiligen.

Laut OB sind für das Keller-Geländer Zuschüsse zu erwarten. Die Gesamtkosten werden rund 1,2 Millionen Euro betragen. Mit dem Beschluss, das Probe-Stück zu beauftragen, sei die Entscheidung für diese konkrete Variante "noch nicht endgültig festgezurrt". Udo Schönfelder, OB–Kandidat der CSU, meinte, eine "Probestellung" sei sinnvoll. Das Geländer soll ja nicht nur funktional, "sondern auch schön" sein.

Die Abstimmung fiel deutlich, aber nicht einstimmig aus. Gegen das Probe-Stück stimmten Sebastian Körber, Thomas Werner und Martina Hebendanz (CSU). Die FGL war dafür.

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