Kellerwald in Kinderhand: Der Familientag im großen Test

31.7.2019, 16:50 Uhr
ein Ausflug aufs Annafest macht viel Spaß - wenn nur nicht immer das Geld so schnell ausgegeben wäre.

© Edgar Pfrogner ein Ausflug aufs Annafest macht viel Spaß - wenn nur nicht immer das Geld so schnell ausgegeben wäre.

Hand aufs Herz, würden Sie für zwei Plastikroboter, zwei Sets Plastikpistolen, zweimal klebrig-grünen Schleim und eine Packung Wasserbomben 50 Euro ausgeben? Nein, oder? Würden Sie Ihren Kindern oder Enkeln die Sachen überhaupt kaufen, wenn sie im Spielzeugladen vor Ihnen lägen? Fraglich. Wir haben es getan. Am Annafest-Dienstag, dem Familientag, an dem alle Stände und Fahrgeschäfte reduzierte Preise gewähren. Heute übrigens auch nochmal.

Aber ich erzähle Ihnen die Geschichte lieber von vorn. Über allem stand die Frage: Wie lange kommt man als Familie mit einem festgelegten Budget aus? Also habe ich meine beiden Söhne, sieben und zehn Jahre alt, zu einem Test eingeladen (zum Überreden brauchte es keine zwei Sekunden). Ich habe jedem von ihnen 25 Euro gegeben – und das Versprechen, mich nicht einzumischen. Um 13 Uhr startete der Familientag, um 13.30 Uhr gaben meine beiden Jungs auf dem unteren Festgelände ihre ersten zwei Euro aus und nahmen sich den Parcours im dortigen Laufgeschäft "Krumm und Schief Bau" vor.

Zieht der Dackelblick?

Was soll ich sagen, gerade einmal eine Dreiviertelstunde später waren die Beträge in den Geldbeuteln der beiden Kinder schon deutlich dezimiert. Wir waren inzwischen auf Höhe des Riesenrades angekommen. Immerhin. Zwar hatte es mein Großer anfangs noch mit dem Mantra "das mache ich, wenn ich am Ende noch Geld habe" versucht. Letztlich aber ist er der Versuchung von bunten Lichtern, plüschigen Aushängen und schnellen Gewinnen erlegen. Sein kleiner Bruder hat dafür weit weniger lang gebraucht. Die Zwei waren also Enten angeln (fünf Euro für 16 Enten pro Kind), Kugeln stechen (vier Euro) und Autoscooter fahren (2,50 Euro).

Ein kurzer Zwischenstopp, Geld zählen und überlegen, wie es weiter gehen soll. Natürlich nach oben, wo weitere Verlockungen warteten. Also haben sie mit dem Hammer Nägel in Baumstämme geklopft, Dartpfeile auf Luftballons geschossen, mit Gewehren auf kleine Plastikscheiben gezielt und Bälle auf Dosen geworfen. Damit war ihr Budget verbraucht, bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnten, beim Glückshafen Lose zu kaufen. Mein Kleiner versuchte es trotzdem: "Soll ich jetzt noch Lose kaufen, oder nicht?", fragte er und schaute mich prüfend an. Ich: "Von welchem Geld bitte?" Er versuchte es kurz mit dem Dackelblick. Ich aber bin hart geblieben. Budget ist Budget.

Erst entsetzt und dann gnädig

Doch was ist, wenn am Ende des Geldes noch so viel Annafest übrig ist? Kurz überlegten die beiden, wie sie an mehr kommen könnten: Mama überreden, Taschengeld einsetzen oder doch lieber die gewonnenen Spielzeugpistolen auspacken, um damit eine Bank zu überfallen . . . ? Ich zeigte mich erst entsetzt und dann gnädig. So sponserte ich noch eine Fahrt auf dem Riesenrad, eine Runde Limo und Abendessen für alle – und kaufte mich damit auch ein stückweit frei: Vom kindlich-wehmütigen Blick auf all die bunten Auslagen und vom dichten Gedränge auf dem Festgelände.

Zeit also, um ein Fazit zu ziehen – und das ist eindeutig: Mit Kindern auf dem Annafest bedeutetet vor allem eines: Mehr geht immer! Mein Tipp an alle Eltern, Großeltern, Paten oder sonstigen Begleiter von Minderjährigen: Vorher ein Budget festlegen oder lieber den kleinen Geldbeutel einpacken.

Keine Kommentare