Kersbacher Kreisel soll mit Kunst aufgehübscht werden

22.3.2018, 08:00 Uhr
Momentan ist das Aussehen des Kersbacher Kreisels das eines typischen Kreisverkehrs — schmucklos und zweckmäßig eben. Jetzt plant der Landkreis die künstlerische Umgestaltung des „Einfallstors zur Fränkischen Schweiz“.

© Ralf Rödel Momentan ist das Aussehen des Kersbacher Kreisels das eines typischen Kreisverkehrs — schmucklos und zweckmäßig eben. Jetzt plant der Landkreis die künstlerische Umgestaltung des „Einfallstors zur Fränkischen Schweiz“.

So jedenfalls der einstimmige Beschluss der Kreisräte in der jüngsten Bau- und Verkehrsausschuss-Sitzung des Kreistages: Ein deutliches Ja für die „künstlerische Gestaltung des Kreisverkehrs“, gemeinhin als Kersbacher Kreisel bekannt. Die Idee ist nicht neu, sondern seit 2014 Bestandteil der „Lokalen Entwicklungsstrategie“ im Rahmen des „Leader“-Förderprogrammes der EU.

Stolze 77.756 Euro will man sich das Ganze kosten lassen – wovon der Landkreis Forchheim maximal 24.316 Euro aus eigener Tasche zahlen muss, wie Anton Eckert, Leader-Manager des Landkreises, erklärt. Der große Rest soll gefördert beziehungsweise „geleadert“ werden. Die Trägerschaft übernimmt der Landkreis, zudem sind das Straßenbauamt Bamberg, der Tourismusverein „Rund um das Walberla – Ehrenbürg“ sowie der Berufsverband für Bildende Künste Oberfranken am Projekt beteiligt.

Offener Wettbewerb

„Der Kreisverkehr ist eine Visitenkarte des Forchheimer Landes, das verkehrsmäßig am stärksten frequentierte Einfallstor zur Fränkischen Schweiz für Autofahrer, die von der A73 aus Richtung Nürnberg kommen“, so Eckert. Insofern bestehe die Zielgruppe insbesondere aus „Sonntagsausflüglern“ aus den Räumen Erlangen und Nürnberg, ergänzt Landrat Hermann Ulm (CSU).

Wie genau der Kreisverkehr aufgehübscht werden soll (allen voran die technische und materielle Umsetzung), steht allerdings noch in den Sternen: Das Kreis-Tiefbauamt plant ab Juli einen offenen Künstlerwettbewerb, bei dem die zehn besten Ideen von einer Jury (aus Mitgliedern aller Projektbeteiligten) mit je 1000 Euro prämiert werden — und am Ende ein Siegerentwurf feststeht.

Das Ziel sei es, so Eckert, neben einem angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis, dass das Konzept vor allem die „Charakteristika des Landkreises“ präsentiere. Der Kreisel solle Besucher inspirieren wie informieren und die Fränkische als „Qualitätswanderregion mit starkem Kultur- und Gesundheitsprofil“ bewerben. Auch die Themen Landwirtschaft, Obst- und Gemüseanbau, Umwelt und Klima sollen in die Gestaltung mit einfließen.

Dann stellt der Leader-Manager einen ersten thematischen Entwurf für den Kreisverkehr vor. Demzufolge könnte an jeder der Kreisel-Ausfahrten ortstypische Themen aufgegriffen werden: Beispielsweise Karpfen, Spargel und Storch Richtung Hausen/Aischgrund, Kirschen, Forellen und das Walberla Richtung Wiesenttal oder Wasserrad, Meerrettich und Tanzlinde Richtung Regnitztal/Effeltrich.

Doch Eckert betont: „Das ist nur eine Möglichkeit und sicher nicht ganz real, denn es handelt sich ja um einen offenen Künstlerwettbewerb.“ Man wolle nur verhindern, dass der Kreisverkehr am Ende „nicht gleich einen spöttischen Spitznamen erhält“, sagt Eckert — und murmelt „...Talking to the Sky...“

Im Gremium der Kreisräte jedenfalls überwiegt nach Eckerts Ausführungen der Enthusiasmus, parteiübergreifend fallen Bemerkungen wie „Eine gute Geschichte“, „Sehr charmant“ oder „Das kann Signalwirkung haben“. Karl-Heinz Fleckenstein (CSU) findet den Plan gar „fantastisch“, in Deutschland sei man, was die künstlerische Gestaltung von Verkehrswegen betreffe ohnehin „sehr zurückhaltend, im Ausland sind sie uns da vielerorts weit voraus.“

"Postsowjetische Architektur"

Nur bei Matthias Striebich (Grüne) ist ein wenig Skepsis zu hören. Er ermahnt, dass das Künstlerische nicht zur Künstlichkeit verkomme – und nennt die Planstadt Brasília als abschreckendes Beispiel. „Wenn ich ihm Ausland bin und auf die Gestaltung der Straßen schaue, fühle ich mich manchmal an postsowjetische Architektur erinnert.“ Man müsse sich, so Striebich, zudem fragen, ob der Aufwand auch gerechtfertigt sei: „Ich zumindest verwende beim Vorbeifahren im Auto doch sehr wenig Zeit, um einen Blick auf Kunstobjekte am Straßenrand zu werfen.“

 

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