Kino und Corona: Besuch im fast leeren Saal in Forchheim

8.7.2020, 08:30 Uhr
Im Kinosaal darf der Mund-Nasen-Schutz abgesetzt werden, so dass der Verzehr von Popcorn und Co. störungsfrei möglich ist.

© Sylvia Hubele Im Kinosaal darf der Mund-Nasen-Schutz abgesetzt werden, so dass der Verzehr von Popcorn und Co. störungsfrei möglich ist.

Glücklicherweise hat das Forchheimer Kino jüngstwieder geöffnet und für jeden etwas im Programm. Neben Kinder- und Actionfilmen gibt es etwas für Anspruchsvolle und mit Bildern aus Südostasien eine neue Reiseserie. Gerhard Holtzmann löst mit dem Kinoticket gleich einen virtuellen Flug dorthin: „Ich war selbst schon in Myanmar, Kambodscha und Vietnam“, erzählt er.

Da Holtzmann in diesem Jahr nicht in die Ferne reisen wird, will er seine Sehnsucht auf diese Weise ein wenig stillen. Anke Grimm will ebenfalls per Film nach Südostasien reisen: „Ich bin schon ganz gespannt, wie es wird,“ sagt sie.

„Bis zum Platz muss die Maske auf Mund und Nase bleiben“, versichert Ramona Kaiser und notiert von jedem Besucher Namen, Adresse und Telefonnummer. Manche Menschen kommen bereits mit der Maske vor dem Gesicht ins Foyer, andere setzen die Bedeckung schnell innen auf. Auch Marion und Steffen Lipfert nehmen die Einschränkung bewusst in Kauf, lösen Karten für „Narziss und Goldmund“.

Die Pretzfelder sind nicht nur gespannt auf den Film, sondern wollen auch das Kino unterstützen. Das Popcorn duftet verführerisch und das Hefeweizen schäumt im Glas. Ich kann die Naschereien und Getränke entweder im Vorraum an einem der Tische oder im Kinosaal selbst genießen. Sitze ich, darf die Maske vom Gesicht. Noch scheinen fast mehr Mitarbeiter als Gäste im Kino: „Es dauert, bis es wieder läuft“, urteilt Manuela Dengler-Redlin als Betreiberin der Forchheimer Kinos. Sicher, viele Filme lassen sich auch im heimischen Pantoffelkino gucken, doch auf einer großen Leinwand ist es immer noch ein ganz besonderes Erlebnis, ist sich Dengler-Redlin sicher.

Ungestörter Genuss

Hier können sich die Besucher ganz ungestört dem Filmgenuss hingeben. Ist es lustig, wird zusammen gelacht und an spannenden Stellen halten alle gemeinsam den Atem an. Ob ein Film tatsächlich gezeigt wird, hängt nicht von der Zahl der Besucher ab: „Auch wenn nur ein einziger Zuschauer im Raum sitzt, findet die Vorführung statt“, versichert die Kinobetreiberin. Sie will die Kinofans nicht enttäuschen, ganz egal, ob sie von Forchheim kommen oder einen weiteren Weg auf sich genommen haben.

Ramona Kaiser (li.) notiert die Namen der Kinobesucherinnen und -besucher, in diesem Fall von Anke Grimm.

Ramona Kaiser (li.) notiert die Namen der Kinobesucherinnen und -besucher, in diesem Fall von Anke Grimm. © Sylvia Hubele

Im Kinosaal sorgen Einbahnstraßen dafür, dass sich die Besucher aus dem Weg gehen können. „Alles ist anders und trotzdem schön“, freut sich Manuela Dengler-Redlin darüber, dass das Kino überhaupt wieder geöffnet ist. Jetzt kann sie die Filme zeigen, die kurz vor der Corona-Zeit im Kino gestartet sind und nicht mehr gespielt werden konnten. Ich entscheide mich für „Narziss und Goldmund“ nach der gleichnamigen Erzählung von Hermann Hesse.

Der Kinosaal ist so gut wie leer und ich tauche ein in die großartige Geschichte, in der es um Liebe und Anerkennung, Freundschaft und die manchmal komplizierte Suche nach der Herkunft geht. Als Jungen lernen sich Narziss und Goldmund kennen. Während jedoch Narziss als Novize seine Berufung im Kloster findet und dort Abt wird, zieht der lebenshungrige Goldmund hinaus in die Welt und kommt später als Bildhauer zurück.

Die Verfilmung hält sich an den zeitlosen Stoff Hesses, Dramatik und Tempo dagegen hat der Regisseur an das Kino angepasst und in atmosphärischen Bildern verwirklicht. Als nach dem Abspann die Türen nach außen wieder geöffnet werden, haben sich die dicken Wolken über Forchheim verzogen und der blaue Himmel lässt mich blinzeln. Die Gegenwart hat mich zurück.

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