Kirchehrenbacher Getränkemarkt verbannt Einweg-Plastik

7.10.2019, 19:09 Uhr
Einwegflaschen, Dosen, Tetrapacks: Bei Florian Lochner sollen sie bald nicht mehr im Regal stehen.

© imago stock&people Einwegflaschen, Dosen, Tetrapacks: Bei Florian Lochner sollen sie bald nicht mehr im Regal stehen.

Während die älteren Generationen nach wie vor hauptsächlich Wasserkästen mit Glasflaschen nach Hause schleppten, seien es seiner Beobachtung nach vor allem die jungen Leute seiner Generation, die zur Einweg-Ware griffen. Dagegen wollte er etwas tun: "Ich nehme ihnen jetzt einfach die Entscheidung ab und die Plastikflaschen aus dem Regal." 

Bei den Debatten rund um Klima- und Umweltschutz habe jeder etwas zu sagen, nur machen tue keiner was, begründet er seinen Vorstoß. Seinen Kunden erklärt er das auch in einem Facebook-Video - und bekommt dafür vor allem positive Resonanz. "Respekt", "super Entscheidung", "richtungsweisend" lauten die Kommentare.

 

Doch erklärt der 26-jährige Unternehmer auch, dass er es sich nicht leicht gemacht habe. "Ich habe mich eigentlich schon den ganzen Sommer mit dem Gedanken getragen, aber das Risiko, Kundschaft zu verlieren, hat mich abgeschreckt." Inzwischen sei er endgültig der Meinung, dass es nicht mehr zeitgemäß sei, alles in Kunststoffflaschen abzufüllen.

Neben den Einwegflaschen, in denen wahlweise Wasser, Apfelschorle, Limo oder Cola schwappt, und für die man am Leergutautomat 25 Cent Pfand zurückerhält, will Florian Lochner auch Saft-Plastikflaschen, auf die es keinen Pfand gibt, aus dem Sortiment nehmen. Gleiches gelte für Tetrapacks mit Saft oder Eistee. "Gerade bei Saft gibt es genügend Alternativen in der Flasche", sagt er. Auch Dosen sollen weitestgehend aus dem Laden verschwinden. "Momentan verkaufen wir die vorhandene Ware ab und hoffen, dass bis zum Ende des Jahres die Regale leer sind."

Was dann stattdessen dort stehen soll, darüber ist er sich noch nicht hundertprozentig sicher. Auf jeden Fall mehr Mehrweg. Zusätzlich will er seinen Spirituosen-Handel weiter entwickeln – im Obergeschoss hat er seinen "Schnapsstodel" etabliert. Flankierend dazu könnte er sich zum Beispiel vorstellen, im Getränkemarkt den Tonic-Water-Bereich auszubauen.

Klare Tendenz zur Glasflasche

Damit geht Florian Lochner einen Schritt weiter als viele andere Getränkemärkte. Auch dort hat man in den vergangenen Monaten ein verändertes Verhalten bei den Käufern festgestellt: "Die Tendenz geht in Richtung Glasflaschen", erklärte etwa Christian Kurz, Filialleiter des Getränkemarktes Fränky in Forchheim im Mai in einem Interview mit den NN.

 

Auch Heike Ackermann, Inhaberin des Getränkemarktes "Kreuzberg-Quelle" in Hallerndorf beobachtet diesen Trend. In ihrem Betrieb werden Getränke nicht nur verkauft, sondern auch abgefüllt - anders als bei vielen anderen Betrieben schon immer ausschließlich in Glasflaschen. "Wir haben nie auf Plastik umgestellt", sagt sie. Nun komme der Trend zurück zur Glas-Mehrweg-Flasche auch ihrem Unternehmen zu Gute. Hinzu komme noch der Gedanke, wieder mehr Regionales zu kaufen. "Das Wasser muss ja auch nicht aus Italien kommen", sagt sie.

Quote von 50/50

Das Comeback der Glasflasche erlebt auch Thomas Bauer vom gleichnamigen Getränkemarkt und –lieferservice in Gräfenberg. Während er beim Verkauf von Mineralwasser noch vor wenigen Jahren "das Glas fast völlig von der Agenda genommen" hat, weil es kaum mehr nachgefragt wurde, bestelle er heute wieder "palettenweise Glasflaschen". 50/50 sei die Quote bei Wasser aus Glas- bzw. Plastikflaschen. Auch er beschäftige sich daher immer wieder mit der Idee, Einwegprodukte völlig aus dem Sortiment zu nehmen. "Für mich als kleinen Einzelhändler könnte ich es mir sogar vorstellen", sagt er. Doch im großen Stil sei es dafür noch zu früh, warnt er. Die Industrie komme mit der Produktion von Glasflaschen schon jetzt kaum dem Trend hinterher.

In Zukunft könne das schon anders aussehen, denn der Trend weg vom Plastik sei - zumindest bei den Getränkemärkten - ungebrochen. "Aber es sind eben viele kleine Schritte, die man gehen muss, um am Ende einen großen zu erreichen."

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