Klimastreik sorgt für Unruhe bei Schülern im Kreis Forchheim

25.1.2019, 06:03 Uhr
Das Gymnasium Fränkische Schweiz steht nach den Schülerstreiks für Klimaschutz am vergangenen Freitag in der Kritik.

© Eduard Weigert Das Gymnasium Fränkische Schweiz steht nach den Schülerstreiks für Klimaschutz am vergangenen Freitag in der Kritik.

Ein Streikfall hat in Ebermannstadt Konsequenzen. Am vergangenen Freitag hatte sich dort eine Schülerin für den Klimastreik in Erlangen entschuldigen lassen, teilt der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums Fränkische Schweiz (GFS), Siegfried Reck, auf NN-Nachfrage mit.

Der Fall liege derzeit in den Händen einer Lehrkraft, die Ansprechpartner für die Oberstufe ist. Sie soll Kontakt mit der betroffenen Schülerin aufnehmen und über Konsequenzen entscheiden. "Entweder gibt es einen Hinweis, Verweis oder einfach nur einen Tadel", sagt Reck. Er zähle auf die Einsicht der Schülerin. Reck: "Ich denke, es wird nicht mehr vorkommen." Noch sei in dem Fall nichts entschieden.

Seine Schule ist es, die nach der Klimademo in der Kritik steht, nachdem die Nordbayerischen NachrichtenForchheimvergangene Woche über die Auswirkungen des Streiks berichteten. Ein Zeitungsleser hat von einem "massiven Druck" gesprochen, der auf Schüler am GFS ausgeübt worden sei, um sie vom Streik abzuhalten. Reck kann sich nicht erklären, wie es zu dem Vorwurf kommt.

Am Minister orientiert

Er vermutet, die Kritik könnte sich auf eine Diskussion rund um ein vorgefertigtes Formular beziehen. Dieses hatten eine Handvoll Schüler vor dem jüngsten Klimastreik unterschrieben. Mit ihrer Unterschrift haben sie der Schule ihre Beweggründe mitgeteilt, weshalb sie an der Demo in Erlangen teilnehmen und deshalb dem Unterricht fern bleiben werden, so Reck. Daraufhin habe die Schule das Gespräch mit den Schülern gesucht und auf mögliche Konsequenzen hingewiesen.

"Möglicherweise ist das als massiver Druck empfunden worden", so Reck. Dabei habe sich die Schule an den Aussagen des bayerischen Kultusministers orientiert. Michael Piazolo (FW) verwies auf die Schulpflicht, hat es aber den Schulleitungen vor Ort überlassen, welche Konsequenzen sie bei einem Streikfall ziehen.

"Keine Auffälligkeiten"

Am Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim (EGF) hat Schulleiter Karlheinz Schoofs den Krankenstand am vergangenen Freitag nachträglich überprüfen lassen. Sein Fazit: Keine Auffälligkeiten. "Wir gehen nicht davon aus, dass jemand gestreikt hat."

Möglicherweise deshalb, weil die Schüler Angst vor Konsequenzen hatten. So hatte es jedenfalls EGF-Schülersprecherin Katharina Büttner bei einer öffentlich einsehbaren Diskussion auf der Facebook-Seite der Nordbayerischen Nachrichten Forchheim formuliert. Sie schreibt: "Die Schüler des EGF hätten gerne teilgenommen, doch leider hatten zu viele Angst vor den Strafen. Politisches Engagement sollte nicht bestraft werden, ganz im Gegenteil."

Mit dem Post sei nicht gemeint gewesen, dass an ihrer Schule konkret mit einer Strafe gedroht worden sei, es seien sich aber alle Schüler bewusst gewesen, dass ein Verweis drohen könne. Es gehe ja im Ernstfall nicht nur um einen Verweis, sondern um jeden Freitag, an dem eine Demo ansteht.

Ein Zeichen setzen

Informiert und diskutiert haben die Schüler vor allem über soziale-Austauschplattformen, wie WhatsApp. Zwei, bis drei Schüler ihrer Jahrgangsstufe und der darüber, schätzt Katharina Büttner (11. Klasse), könnten vergangenen Freitag auf der Klima-Demo in Erlangen dabei gewesen sein. Warum die Demo ausgerechnet während der Schulzeit ablaufen muss, ein Kritikpunkt vieler erwachsener Kommentatoren im Internet, begründet die Elftklässlerin mit dem Argument: Die Demo sei auch eine Art Streik, gestreikt werde auch während der Arbeitszeit. Es sei eine der wenigen Möglichkeiten, wie Schüler ein Zeichen setzen könnten.

Schoofs betont, gut mit der Schülermitverantwortung (SMV) zusammenzuarbeiten. Bei einem Treffen mit der Schülersprecherin vor dem vergangenen Streik-Freitag sei die Demo kein Thema gewesen. Das habe laut Büttner daran gelegen, dass sie selbst erst kurzfristig, wenige Tage vor der Demo am Freitag, von dem Streik in Erlangen erfahren habe.

Der Schulleiter sagt, dass es bisher keine Absprachen zwischen Schulleitung und SMV gegeben habe, wie sich die Schüler in der Sache zu verhalten haben, auch Streik-Verbote seien nicht ausgesprochen worden. Büttner kann sich vorstellen, bei künftigen Streiks mit der Schulleitung über Ausnahmen zu sprechen, um eine Teilnahme an den Demos zu ermöglichen.

Verständnis für Schüler

Schoofs zeigt Verständnis für die Schüler. "Ich verstehe es ein Stück weit, wenn Schüler sich für Umweltbelange engagieren", sagt er. Demos während des Schulzeit habe und werde es immer wieder geben. "Die Frage ist nur, wie die Schule darauf reagiert", sagt Schoofs. Und das ist in jedem Fall eine Einzelentscheidung.

Auch am heutigen Freitag will die bundesweite Schülerinitiative "Fridays for Future" wieder für Klimaschutz streiken. Eine größere Kundgebung ist in Berlin geplant, in der hiesigen Region ist Büttner nichts bekannt.

"Ich hätte den Verweis mit Freude unterschrieben"

Die Meinungen auf der Facebook-Seite der Nordbayerischen Nachrichten Forchheim zum Klimastreik und möglichen Konsequenzen für Schüler im Landkreis gehen auseinander. Eine Leserin schreibt: "Ich möchte dem Bildungssystem auch mal einen Verweis erteilen. So viele Frei-, Vertretungs- und Ausfallstunden mein Sohn hat, fällt es wohl nicht ins Gewicht, wenn für einen guten Zweck gestreikt wird."

Hingegen teilen einige die Meinung, dass man sich auch nach Schulschluss engagieren kann. Felix Mönius schreibt: "Die Erteilung von Sanktionen beim unentschuldigten Fernbleiben vom Unterricht in Form von Verweisen und Verwarnungen ist konsequent und richtig." Die Schüler sollten am unterrichtsfreien Nachmittag streiken. "Demonstrieren ist ein Grundrecht, aber der Schulbesuch darf nicht darunter leiden", sagt ein anderer Leser.

Leser David Kuss meint: "Die engagierten Jugendlichen, also die Veranstalter, instrumentalisieren die Schwänzer und stiften sie zum Fernbleiben vom Unterricht an." Christian Schöfisch rät Schülern dazu, "ihr Verhalten auf Nachhaltigkeit auszurichten", statt die Schule zu schwänzen. Michaela Düming hingegen meint, die streikenden Schüler sollten nicht bestraft sondern unterstützt werden. "Denn sie müssen weitaus länger mit der kaputten Welt leben", sagt sie mit Blick auf den Inhalt der Klimastreiks. "Ich hätte den Verweis mit Freude unterschrieben."

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