Intensivmediziner forscht

Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz: Gezielte Gabe von Antibiotika hilft Resistenzen zu vermeiden

22.8.2021, 19:29 Uhr
Die Gefahr durch zu viel Antibiotika-Gabe liegt in der Entstehung von multiresistenten Keimen. 

© dpa Die Gefahr durch zu viel Antibiotika-Gabe liegt in der Entstehung von multiresistenten Keimen. 

Die unreflektierte Gabe von Breitspektrumantibiotika – das sind Medikamente, die mit ihrer Wirkung ein breites Spektrum an Bakterien erfassen – begünstigt die Bildung von Resistenzen bei Bakterien und anderen Mikroorganismen. Insbesondere für immungeschwächte Menschen können diese multiresistenten Erreger (MRE) gefährlich sein, wenn sie zu einer Infektion führen. So steht es in einer Pressemitteilung des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz. Krankenhäuser sind daher angehalten, Antibiotic-Stewardship-beauftragte (ABS-) Ärzte auszubilden und ABS-Teams zu bilden.

Dr. Rüdiger Clemenz ist seit Juli 2021 zertifizierter ABS-Experte am Klinikum. Dabei setzt er auf gezielte, kurze Behandlung mit Schmalspektrum-Penicillinen. Konkret bedeutet es, dass je nach Krankheitsbild gezielt und möglichst kurz behandelt wird. Wenn möglich werde dann auf eine orale Folgetherapie umgestellt. Als leitender Oberarzt, Hygienebeauftragter Arzt und ABS-Experte in Personalunion ist der gebürtige Erlanger täglich bei der Visite auf der Intensivstation dabei.

Dr. med. Rüdiger Clemenz arbeitet auf der Intensivstation des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz. 

Dr. med. Rüdiger Clemenz arbeitet auf der Intensivstation des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz.  © Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz, NN

Diese dienen der Beurteilung der antibiotischen Therapien: Was ist die Ursache für die Verordnung? Stimmt die Auswahl der Substanzen, ihre Dosierung und die Art und Weise der Medikamentengabe? Ist die Therapiedauer angemessen? Auch auf den anderen Stationen bietet er Antibiotikavisiten an. Außerdem erstellt und aktualisiert er die hausinternen, standardisierten Vorgehensweisen zu bestimmten Krankheitsbildern wie Sepsis (Blutvergiftung), Pneumonie (Lungenentzündung), Harnwegsinfekten und Staphylococcus aureus-Bakteriämien (Infektion verursacht durch dieses Bakterium).

Als ABS-beauftragter Arzt möchte Dr. Clemenz die Antibiotikavisiten in Zukunft noch ausdehnen, sodass er einmal pro Woche auf allen Stationen in Ebermannstadt mit den zuständigen Ärzten die Medikamentengabe für die Patienten mit Antibiotikatherapie besprechen sowie Impulse geben kann, was sich ändern und verbessern ließe. Zudem wird der Antibiotkaspiegel bestimmt, der für eine individuelle Dosierung nötig ist.

Dabei arbeitet die Klinik in Ebermannstadt mit dem Labor des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung unter Leitung von Prof. Dr. Fritz Sörgel in Heroldsberg zusammen. Sörgel sieht dies als "Beispiel, wie auch in einer kleineren Klinik modernste Behandlungsmöglichkeiten angewendet werden. Mit dem Drug Monitoring dürfte die Ebermannstädter Klinik in ihrer Leistungsfähigkeit im oberen Drittel von vergleichbar großen Häusern stehen." Dieser Umgang mit Antibiotika in Ebermannstadt sei auch aus umweltpolitischer Sicht vorbildlich, so der Arzneimittelexperte: Durch die Dosierungen werde vermieden, dass Substanzen aus dem Krankenhaus in die Umwelt kommen und zur weiteren Resistenzbildung beitragen können.

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