Knabenkraut zerstört

6.6.2011, 17:17 Uhr
Knabenkraut zerstört

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Refugien seltener, vom Aussterben bedrohter Arten schwinden. Die „Roten Listen“ dokumentieren in eindrucksvoller Weise, wie es um die Entwicklung der heimischen Artenfülle wirklich steht. Wenn man viele Jahre im Gelände auf den Spuren schon selten gewordener Arten forscht, wird einem erst vor Augen geführt, wie rasch und bedrohlich der Prozess der Biotop- und Artenverarmung wirklich abläuft. Der unter Naturschützern oft zitierte Satz, unsere Nachkommen würden die eine oder andere Art nur mehr von Herbar-Belegen oder Abbildungen kennen lernen, ist tatsächlich nicht ins Reich der Fantasie abzutun. Man könnte alljährlich eine Liste der in der Fränkischen Schweiz aus verschiedenen Ursachen (Baumaßnahmen, Nutzungsaufgabe oder Melorisierung etc.) vernichteten Biotopen erstellen.

Das Vorkommen des Fuchs-Knabenkrauts am südlichen Ausgang von Elsenberg war in Botanikerkreisen schon lange bekannt. Die recht große Population, 2010 wurden über 150 blühende Pflanzen gezählt, war auch dadurch berühmt, da es sich hierbei um den individuenreichsten Fundort des Fuchs-Knabenkrauts in der Fränkischen Schweiz handelte.

Population ist dahin

Bei der alljährlichen Kontrolle in dieser Woche stellte Adolf Riechelman, Vorsitzender des Arbeitskreises Heimischer Orchideen Nordbayern fest, dass die benachbarte Pferdekoppel im Winter oder Frühjahr ausgeweitet und fast das ganze Orchideen-Biotop mit einbezogen wurde, womit die gesamte Population des Fuchs-Knabenkrauts, des Breitblättrigen Knabenkrauts und des Großen Zweiblatts für immer vernichtet und die wertvolle Feuchtwiese unter den Hufen der Pferde in eine fast vegetationslose Fläche umgewandelt worden war. Aber auch der Feuersalamander und die Gelbbauchunke, die ebenfalls in diesem Biotop vorkamen, dürften verschwunden sein.

In Bayern stehen sämtliche heimische Orchideenarten unter Naturschutz, sie dürfen also nicht entnommen oder beschädigt werden. Dieser Artenschutz ist zumindest bei den selteneren Arten sehr notwendig, jedoch ohne Schutz der dazugehörigen Biotope wirkungslos. Das Beispiel einer Biotopzerstörung, sagt Riechelmann, „soll nicht nur anklagen, sondern auch wachrütteln, um nicht zu resignieren, und etwas zur Rettung heimischer floristischer und faunistischer Kostbarkeiten beizutragen, solange es noch etwas zu schützen gibt“.