Kommt ein neuer Waldkindergarten in Gößweinstein?

3.5.2021, 06:55 Uhr
Kommt ein neuer Waldkindergarten in Gößweinstein?

© Foto: Thomas Weichert

Barbara Kraus, 30 Jahre alt, studierte Pädagogin, ist selbst Mutter eines eineinhalb Jahre alten Sohnes und derzeit Leiterin des Waldkindergartens Wiesenttal in Elternzeit. Sie wünscht sich für ihr Kind und für so viele Kinder wie nur möglich auch in der Gemeinde Gößweinstein die Errichtung eines Waldkindergartens. Ein Konzept dafür stellte sie in der Marktgemeinderatssitzung vor.

Mit dem jetzigen Betreuungsangebot müsste man mindestens nach Streitberg oder Gräfenberg fahren, um sein Kind in einen Naturkindergarten zu bringen. Das sei zeitraubend, nicht umweltfreundlich und die Wege zu potentiellen Freunden könnten lang sein. Das Konzept habe Hand und Fuß: Die Kinder verbringen den Tag mit ihren Erzieherinnen bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit an der frischen Luft. Ausgestattet mit passender Kleidung, gutem Schuhwerk und stärkender Brotzeit biete der Wald alles, was es braucht.

Hütte oder Bauwagen als Rückzugsort?

Den Kindern werde eine Fülle an Anregungen und Erfahrungen in der Natur geboten. Das ganzheitliche Erleben schule die Sinne. Ob eine Hütte oder ein Bauwagen der richtige Rückzugsort sei, könne flexibel gemeinsam entschieden werden. Das biete einen kleinen Raum zum Pausieren, zum Brotzeiten bei starkem Regen und einen Lagerplatz für Stifte, Scheren, Mal- und Bastelsachen sowie Bücher.

Die Kinder finden also weniger gefüllte Spielregale vor, vielmehr werden Naturschätze gesammelt, Blumen und Bäume werden erforscht und bestimmt, oder Materialien aus der Natur werden zum Basteln und Malen hergenommen.

Barbara Kraus betont, dass weniger vorgegebene Spielformen die kindliche Kreativität fördern. Kinder beschäftigten sich genau und länger mit Dingen. Ausdauer und Konzentration würden von allein geschult.

Zur Entwicklung der Motorik

Die Weitläufigkeit eines Wald- und Wiesenplatzes biete Bewegungsfreiheit und ermögliche das Laufen auf unebenem Untergrund. So könne sich die Grobmotorik der Kinder bestens entwickeln. Der tägliche Aufenthalt im Freien stärke das Immunsystem, die Natur wirke sich positiv auf die geistige und seelische Gesundheit aus. Barbara Kraus findet, dass es gerade in der heutigen schnelllebigen und medialen Zeit wichtig sei, den Kindern naturnahe und ganzheitliche Impulse zu geben. Die Erfahrungen würden ein Leben lang prägen, so entstehe ein bewusster, nachhaltiger Umgang mit der Natur.

Dass der Wald die Kinder genauso gut auf die Schule und das kommende Leben vorbereitet, sei mittlerweile empirisch belegt. Spielerisch könnten kleine Vorschulaufgaben gemacht werden. Kreativ könne die Natur einbezogen werden. Wetter und Erntezeiten würden ganz anders wahrgenommen.

Barbara Kraus erklärte, dass ein Grundstück ihrer Familie zwischen Ühleinshof und Gößweinstein zur Verfügung stehen könnte. Falls sich aber ein anderer Standort als besser erweist, sei man flexibel. Sie habe schon Kontakt mit dem ortsansässigen Jäger aufgenommen, der keine Gefahr für die Wildtiere sehe und das Konzept begrüße.

Trägerschaft für Kindergarten noch ungeklärt

Auch die angrenzenden Waldkindergärten seien über eine Entzerrung dankbar und freuten sich auf ein gutes Miteinander. Wichtig ist Kraus der Austausch mit den drei bestehenden Kindergärten der Gemeinde. Es solle ein bereicherndes Miteinander sein, eventuell könnten Feste gemeinsam gefeiert werden.

Wer die Trägerschaft übernimmt, muss noch geklärt werden. Kraus schlägt vor, sich einem bestehenden Kindergarten anzuschließen. Um weitere Schritte einzuleiten, sei es gut, den tatsächlichen Bedarf eines Waldkindergartens in Gößweinstein zu erfragen. Dazu wurde eine Umfrage erstellt, welche sich an interessierte Eltern und Erzieher richtet. Denn auch passendes Personal muss noch gefunden werden, auch wenn sich schon ein paar Interessierte gemeldet hätten. Bis jetzt hätten sieben Familien Interesse gezeigt.

Interesse wird bei Eltern abgefragt

Die Räte begrüßten das Konzept. "Als Lehrerin begrüße ich das Konzept sehr", so Daniela Drummer (FW) die nachfragte, wie groß eine Gruppe maximal wäre. "Starten würde man mit zwölf bis 15 Kindern ab drei Jahren, wünschenswert wäre eine Gruppe mit 20 Kindern", so Kraus. Auch für Kerstin Hölzel (SPD) sei es "ein Glücksfall", wenn man jemanden fände, der hinter dem Konzept stehe. Kraus selbst wird nach ihrer Elternzeit wieder in den Waldkindergarten nach Streitberg zurückkehren.

Öffnungszeiten nur am Vormittag fand Bernhard Vogel (SPD) zu wenig, da der Trend zu Ganztagskindergärten gehe. "Wenn viele Familien zusagen, kann man auch nachmittags bis 15 Uhr öffnen. Länger geht tatsächlich nicht", so Kraus. "Jetzt ist die Bedarfserhebung das Wichtigste", sagte Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW). Die Umfrage will er nun im nächsten Gemeindeboten veröffentlichen.

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